
Scheffau. Das Mundinnere der Profis kennt er so gut wie kaum ein anderer: Mannschaftsarzt Andreas Elsner kommt während der Corona-Pandemie ein besonderer Stellenwert zu. Gemeinsam mit seinen Kollegen Stefan Budde und Tim Niedergassel, der als Hygienebeauftragter von Arminia Bielefeld fungiert, steuert der Orthopäde und Sportmediziner den DSC durch die unberechenbare Zeit. „Bisher haben wir dank großer Disziplin sehr erfreuliche Testergebnisse", sagt Elsner. Er weiß aber, dass auch weiterhin Vorsicht geboten ist.
Seit Monaten durchlaufen Arminias Profis, das Trainerteam und ein erweiterter Kreis um die Mannschaft ein regelmäßiges Testprogramm. Zweimal pro Woche nehmen die Teamärzte per Rachenabstrich die sogenannte PCR-Testung vor, vor Testspielen werden nochmals Proben genommen. „Damit übererfüllen wir sogar die Vorgaben", sagt Elsner.
"Eine sehr positive Entwicklung"
Doch ob vor dem Profifußball-Neustart im Mai, nach der Rückkehr aus dem Urlaub oder jetzt während kontinuierlich ansteigender Infektionszahlen: Arminia war bisher nach eigenen Angaben stets corona-frei. Dies begründet Elsner auch mit einem gestiegenen Verantwortungsbewusstsein der Spieler. „Ich mache diese Aufgabe seit neun Jahren und habe diesbezüglich eine sehr positive Entwicklung festgestellt", sagt er.
Ausnahmen bestätigen die Regel, sind womöglich auch nur menschlich. Vereinzelt tauchen etwa in sozialen Medien Videos auf, in denen DSC-Spieler doch Abstandsgebote missachten – etwa, um spontan auf der Straße Selfies mit Fans zu schießen. „Das wird dann natürlich diskutiert", sagt Elsner, der die Profis in puncto Vorbildfunktion „an vorderster Stelle" sieht.
Eine besondere Situation ergibt sich gegenwärtig im Trainingslager: In Österreich wird das Thema Maskenpflicht anders behandelt als in Deutschland. Viele Bereiche des Teamhotels sind maskenfrei betretbar, etwa die Hotellobby, in der nur wenige Gäste freiwillig eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Elsner schätzt das Infektionsrisiko dennoch als gering ein. „Die Lobby ist sehr groß und hoch, entsprechend groß ist die Luftmenge", sagt der Arzt. Unter sich ist die Mannschaft beim Essen sowie in den Besprechungsräumen, könne sich dort gut isolieren. Insgesamt hofft und glaubt Elsner, dass der gewählte Weg „ein gangbarer" sei. Und stellt klar: „Wir haben im Innenraum keinen Kontakt zu nicht-getesteten Personen ohne Maske."
"Es geht nur über viel Disziplin"
Zuletzt sorgten Corona-Infektionen für einige Turbulenzen in der Saisonvorbereitung. Schalke 04 sagte ein Testspiel wegen eines positiven Falls ab, ebenso Mainz 05. „Die Anspannung ist da", sagt Elsner im Hinblick auf den nahenden Saisonstart. Der Gedanke an eine zweite Viruswelle im Herbst bereitet auch den Klubs Sorgen. „Spieler, Vereine, Fans, wir alle sind darauf angewiesen, dass das Konzept funktioniert. Es geht nur über viel Disziplin", sagt Elsner. Dass hin und wieder ein Fall auftreten werde, kalkuliert der Experte ein. Dennoch lohne es sich, „die Situation als Herausforderung zu akzeptieren, dem Virus die Stirn zu bieten".
Was es laut Elsner für die Rückkehr zum Normalzustand mit vollen Stadien braucht, sind „ein Impfstoff, eine Bevölkerung mit wenigen Neuinfektionen und kalkulierbarem Risiko sowie eine Simulationsphase", die vor der flächendeckenden Öffnung für Zuschauer wichtige Erfahrungswerte geben soll. Bis dahin appelliert der Arminia-Arzt um Verständnis auf Fußballer- wie auf Zuschauerseite. „Dass wir alle etwas anderes wollen als Fußball ohne Fans, ist doch klar."