
Bielefeld/Fürth. Sportlich ist die Lage bei der SpVgg Greuther Fürth als Tabellenfünfter vor dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (Samstag, 13 Uhr) mehr als akzeptabel. Doch andauernde Fanproteste rund um den Vereinsnamen stören die Harmonie am Fürther Ronhof – so geschehen beim jüngsten Heimspiel gegen Hannover 96 (Endstand 1:3). Im Zentrum der Kritik ist nichts Geringeres als der eigene Vereinsname.
„Greuxit jetzt!", stand auf den Bannern der treuesten Fans, während sich die Mannschaft an Hannover 96 die Zähne ausbiss. „Greuther hört sich halt kacke an", prangte in großen Lettern auf empörten Bannern. Eine Initiative „Zurück zur Spielvereinigung", das berichtet nun die Süddeutsche Zeitung, hat bereits mehr als 1.500 Unterschriften gesammelt und weiß zwei Drittel der Fanklubs hinter sich.
Helmut Hack führte den Klub nach oben
Greuther Fürth steht für die 2. Bundesliga wie kein anderer Verein. Seit 1997 gehört der fränkische Klub bis auf ein einjähriges Bundesliga-Intermezzo in der Saison 2012/13 durchgehend dieser Spielklasse an, die ewige Tabelle dieser Liga führt er mit 109 Punkten Vorsprung auf Alemannia Aachen an. Viele Fans auch von Arminia Bielefeld haben sich an die jährliche Auswärtsfahrt in den Südosten gewöhnt, ins Stadion, das einst so kuriose Namen wie „Playmobil-Stadion" und „Trolli-Arena" trug.
Dabei ist die Kontinuität in Fürth beachtlich: Stets im Schatten des Erzrivalen 1. FC Nürnberg, immer die klare Nummer zwei in einer allerdings wirtschaftlich starken Metropolregion mit 3,6 Millionen Einwohnern. Dabei verwehrt das Gros der heimischen Bürger dem Kleeblatt seine Gunst, außerhalb der Topspiele kommen in der Regel keine zehntausend Zuschauer zu den Heimspielen.
Helmut Hack, 22 Jahre lang an der Vereinsspitze der Spielvereinigung, merzte dieses Defizit aus. Nicht allein mit seinem Investment, sondern auch mit großem wirtschaftlichen Geschick. Unter ihm erarbeitete sich Fürth das Vereinsprofil, für das es heute noch steht und auf einem starken eigenen Nachwuchs sowie den Verpflichtungen meist wenig bekannter Spieler beruht, die in Fürth den nächsten Schritt gehen.
Vestenbergsgreuth - seit zwei Jahrzehnten Teil des Klubs
Der Haken: Hack stammt aus Vestenbergsgreuth, einer 1.500-Seelen-Gemeinde knapp 50 Kilometer von Fürth entfernt. Er baute den TSV Vestenbergsgreuth auf. Jenen Klub, der 1994 den FC Bayern aus dem DFB-Pokal kegelte – und zwei Jahre später mit der SpVgg Fürth fusionierte. Das Unternehmensgelände der Martin Bauer Group, die sich auf Tee und Nahrungsergänzungsmittel spezialisiert, ist so groß wie die gesamte Wohnbebauung des Dorfes, dort werden fast 500 Millionen Euro Umsatz pro Jahr generiert. Geld, das zum Teil in den Zweitligisten floss. Hack forcierte die Fusion, als die SpVgg Fürth dem finanziellen Kollaps nahe war, er brachte so das dringend benötigte Geld und erfüllte der Stadt 2012 nach vielen Jahren im Zweitliga-Verfolgerfeld den Bundesligatraum.
Doch er war es auch, der als „Preis" für den Zusammenschluss den Greuther-Zusatz im Vereinsnamen etablierte. Der nun, nachdem Hack sich 2018 von allen Ämtern bei der SGF zurückzog, immer mehr Fans ein Dorn im Auge ist. Es hat wohl mehr als das berühmte „Geschmäckle", dass schon kurz danach erste Fans mit Aufrufen an regionale und überregionale Medien starteten, doch bitte auf die Nennung von „Greuther" zu verzichten. Das jetzige Vereinspräsidium ist nicht nur aus Respekt vor dem Erbe Helmut Hacks wenig begeistert, es fürchtet offenbar zudem den Absprung von Sponsoren. Auch die „Martin Bauer Group" ist weiterhin als Sponsor der Klasse „Exklusivpartner" gelistet.
Formell ist eine Rückbenennung zur „SpVgg Fürth" außerdem schwierig bis unmöglich: Laut Vereinssatzung ist eine Neun-Zehntel-Mehrheit der Mitgliederstimmen nötig, um eine Namensänderung durchzuwinken. Doch 20 Prozent der Stimmen hält als juristisches Vollmitglied – der TSV Vestenbergsgreuth.