DSC Arminia Bielefeld

Fan-Rückhalt bröckelt: Die Stimmung bei Arminia "ist schon gekippt"

In den vergangenen Wochen hatte die Arminia nachhaltig am mühsam aufgebauten Kredit der Fans gezehrt – nun ist er vorerst aufgebraucht

Im Disput mit den Fans: Stürmer Fabian Klos stellte sich wie einige andere Arminia-Profis nach dem peinlichen 0:3 gegen Duisburg den Anhängern. | © Christian Weische

Jan Ahlers
01.11.2018 | 01.11.2018, 22:13

Bielefeld. Unter der Leitung von Jeff Saibene hat sich Arminia Bielefeld, Vorjahres-Vierter der 2. Bundesliga, eine Menge Kredit bei seinen aus Tradition leidgeplagten Fans erarbeitet. In den vergangenen Wochen wurde daran gezehrt und gezehrt – nun ist der Rückhalt vorerst aufgebraucht. Beim 0:3 gegen den MSV Duisburg kippte die Stimmung abrupt, die Unruhe im Umfeld ist spürbar. Ein Rückblick auf die Entwicklung des Abends.

Vor Anpfiff wird es laut auf der Alm. Mehr als 19.000 Zuschauer pilgern an diesem Abend in den Bielefelder Westen, den vier Niederlagen in Serie zum Trotz. Eine besondere Atmosphäre, auch wenn das Stadion nicht ausverkauft ist. Trotzdem: Nichts ist zu spüren von der Krise der Arminen, von den schwachen Auftritten. Die ersten zehn Minuten machen Mut, weil der DSC Gas gibt, sich aufreibt, die Fans sofort hinter sich bringt.

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Viele Pfiffe und etwas Sarkasmus

Eine gute halbe Stunde später ertönt ein gellendes Pfeifkonzert in der Schüco Arena. Es steht 0:3, die Spieler schleichen schuldbewusst in die Kabinen. „Als Fan wäre ich schon zur Pause gefahren", wird Stürmer Fabian Klos später sagen. Das ostwestfälische Gemüt schaltet binnen Minuten von Temperament auf Trübsal, die Lautstärke der Unzufriedenheit erinnert an die Chaos-Saison 2016/17, an Auftritte unter Rüdiger Rehm und Jürgen Kramny. Als die Akteure aufs Feld zurückkehren, werden sie wieder mit vielen Pfiffen empfangen – das hat es lange nicht gegeben. Ein klarer Denkzettel der zahlenden Anhängerschaft auf den Tribünen.

In der zweiten Halbzeit unterstützt schließlich nur noch der harte Kern auf der Süd. Die Duisburger Fans feiern ausgelassen stimmen „Oh, wie ist das schön" an. Teile der Bielefelder Fans stimmen höhnisch ein. Als die niedergeschlagenen Arminen nach Spielende in Richtung ihrer Anhängerschaft marschieren, ist das Bild geteilt: Einige pfeifen, andere spenden aufmunternden Applaus, Dritte wählen den Mix aus Zuckerbrot und Peitsche. Mehrere Profis erklären sich den Fans am Zaun. „Nach so einer Leistung müssen wir den Arsch in der Hose haben, uns den Fans zu stellen", so Klos.

„So etwas können wir unseren Fans nicht bieten"

In der Nachbetrachtung dieses aus DSC-Sicht schlimmen Pokalabends wird offensichtlich: Die Fans haben genug gesehen, der Bonus der starken Vorsaison ist verspielt. „Die Stimmung könnte nicht bald kippen, sie ist schon gekippt", stellte Klos ernüchtert fest. „Alles andere wäre auch komisch." „So etwas können wir unseren Fans nicht bieten", ergänzte Andreas Voglsammer. „Das war ungenügend."

Das einzig Positive ist, dass Arminia Bielefeld schon am Sonntag gegen den FC St. Pauli eine Antwort finden kann. Allerdings stehen Spieler, Trainer und Klub dann unter massivem Erfolgsdruck. „Wir werden das Fußballspielen doch nicht verlernt haben", überlegte Kapitän Julian Börner laut. „Es ist die Chance, nach der bitteren Enttäuschung eine Reaktion zu zeigen", sagte Trainer Jeff Saibene.

Und Fabian Klos? Der mahnte, trotz der Misere die Zweitliga-Tabelle im Blick zu behalten. Man sei in der Krise, das sei korrekt. „Aber wir sind nicht Tabellenletzter mit fünf Punkten." Drei Punkte am Wochenende könnten entsprechend viel bewirken, die Krise vergessen machen. Der Sieg wäre bitter nötig.