
Bielefeld. Einst war er der Schrecken der deutschen Tennis-Elite: Ob Michael Stich, Charly Steeb oder Karsten Braasch – Damir Buljevic hat sie in den 80er- und 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts alle geschlagen. Dass der kroatische Daviscup-Spieler, der in dieser Saison die Herren 40 des TC Dornberg in der Westfalenliga verstärkt, trotzdem weitgehend unbekannt geblieben ist, liegt daran, dass der heute 47-Jährige nie Vollprofi werden wollte.
"Das war mir zu riskant. Ich bin schon mit 19 Vater geworden und hatte eine Familie zu ernähren", meint Buljevic rückblickend. Also gab der in Split geborene und später während der Kriegswirren im damaligen Jugoslawien in Deutschland sesshaft gewordene 1,96-Meter-Hüne tagsüber Hausfrauen und Kindern Tennisunterricht. Nicht gerade die optimale Methode, um sich auf Weltniveau zu halten.
Ihm war aber so viel Talent in die Wiege gelegt worden, dass er nach Erlangen der deutschen Staatsbürgerschaft die Szene in seinem neuen Heimatland mächtig aufmischte. "Ich war damals der Schrecken der Satellite-Turniere", grinst Buljevic und erzählt, dass das eine oder andere deutsche Ass wohl am liebsten seinen Schläger zertrümmert hätte, als die Auslosung schon wieder ein Duell "mit diesem unbequemen Jugo" parat hielt.
1988 schlug er zum Beispiel im Endspiel der Warsteiner Masters Charly Steeb, gerade mal zwei Wochen bevor der beim Finale in Göteborg mit seinem Auftakterfolg über Mats Wilander die Grundlage für den ersten deutschen Daviscup-Sieg legte. Auch Goran Ivanisevic gehörte zu Buljevics "Opfern", das allerdings, "als der noch ein ziemlicher Jungspund war." Später war er hinter dem Aufschlag-König und Goran Prpic die Nummer drei im kroatischen Davis-cup-Team. "Der Verband suchte einen dritten Mann und hat mich beim Turnier in Umag einfach gefragt, ob ich einen kroatischen Pass haben wolle", erinnert sich Buljevic, der bis heute die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt. So konnte er 1992 in Dresden auch Deutscher Meister werden – einer seiner größten Erfolge.
Trauert Buljevic, der heute im beschaulichen Bad Laasphe lebt, seiner Entscheidung, auf die vielleicht ganz große Tennis-Karriere zu verzichtet zu haben, hinterher? "Eigentlich nicht, aber wenn ich früher erfahrene Trainer wie Niki Pilic oder Günter Bosch sagen gehört habe, dass ich es wohl locker unter die Top 10 geschafft hätte, ist mir schon ein bisschen warm ums Herz geworden." So reichte es bei ihm nur für Weltranglisten-Position 170 – und zur Nummer eins bei den Dornbergern, von denen er bei einem Mixed-Turnier im Sportland angesprochen wurde. In der ungemein starken Westfalenliga soll er mithelfen, den Klassenerhalt zu schaffen. Am 15. Juni, beim Spiel gegen den Lokalrivalen TC SuS, ist Buljevic noch einmal in Bielefeld zu bewundern.
Auch der TC SuS hat gewaltig aufgerüstet und mit Holger Reinhold und Tobias Finsterer zwei "junge Burschen" ins Team geholt, die bis vor kurzem noch für die ersten Herren aufschlugen. Der dritte Bielefelder Klub im Feld der Herren-40-Westfalenliga, der BTTC, setzt dagegen auf eine geballte Ladung Routine: Mit Markus Theine, Thomas Köhle und Fabian Wehler stehen drei Akteure im Team, die bereits 50 Jahre oder älter sind. Mit der Titelvergabe hat das Bielefelder Trio allerdings nichts zu tun: Auf die ist der bärenstarke Dortmunder TK Rot-Weiß abonniert.