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FUSSBALL: Matthias Weigelt wies in einer Studie den so genannten Heimvorteil für die Kreisliga A nach

Prof. Dr. Matthias Weigelt (links) und sein Student Christian Schröer sprechen über die facettenreiche Welt des Fußballs. | © FOTO: JOHNNY DÄHNE

04.05.2013 | 04.05.2013, 00:00

Bielefeld. Schauplatz Heeper Fichten: Während diverse Grundschulen auf dem Hauptplatz des Bielefelder Ostens unter lautem Gejohle ihre Sieger ausspielen, fachsimpeln auf dem Nebenplatz des Sport- und Lernparks Prof. Dr. Matthias Weigelt und Christian Schröer über den Heimvorteil in der Kreisliga A.

"Für meine Weihnachtsvorlesung lasse ich mir immer etwas Besonderes einfallen. Vergangenes Jahr kam mir die Idee, den so genannten Heimvorteil, der in vielen Profiligen für nahezu alle Mannschaftssportarten erforscht ist, auf die Kreisliga herunterzubrechen", sagt Prof. Dr. Matthias Weigelt. Der in Bielefeld wohnende Sportpsychologie-Dozent der Universität Paderborn erforschte so, ob es analog zur Fußball-Bundesliga auch im unteren Amateurbereich einen Heimvorteil gibt. Diese Berechnungen werden in absolut (inklusive Unentschieden) und relativ (ohne Remis) unterschieden, wobei bei einer Prozentzahl von mehr als 50 Prozent Heimsiege von einem Heimvorteil ausgegangen wird.

"Es erschien mir wichtig, für diese viel größere Zahl an Fußballern im Vergleich zum Profibereich einmal zu klären, ob es sich dort genau so verhält", beschreibt Weigelt die Beweggründe für seine Studie. Als Grundlage für seine Berechnungen nahm Weigelt die Saisonspiele 2011/12 aller Kreisligen in Westfalen. Bei 45 Staffeln von Ahaus bis Warburg macht das genau 10.646 Spiele, die bewiesen, dass es in allen Staffeln einen Heimvorteil gibt. "In der Bielefelder Staffel gibt es sogar einen absoluten Heimvorteil von 51,7 Prozent", erläutert Weigelt. Dass die Zusammenkunft mit seinem Studenten Christian Schröer ausgerechnet in den Heeper Fichten stattfindet, ist dabei kein Zufall: Mit 73,3 Prozent gewonnener Spiele rangiert der dort spielende TuS Ost (mittlerweile Bezirksliga) ganz weit oben in der Statistik der besten Heimmannschaften.

Woher kommt eigentlich dieser statistisch bewiesene Heimvorteil? "Es gibt drei positive Einflussfaktoren für die gastgebende Mannschaft im Profisport: 1. der Einfluss der Zuschauer, 2. die Vertrautheit mit der Sportstätte und 3. die Reisebelastung der Auswärtsmannschaft", erklärt Weigelt. Da jedoch die Faktoren Zuschauerzahl, die bei einem typischen Kreisliga-A-Spiel im Vergleich zu einem Bundesligaspiel eher gering ist, und die Reisebelastung zum Auswärtsspiel, die ebenfalls nahezu wegfällt, ausscheiden, liegt die Begründung für den "Homeadvantage" in der Vertrautheit mit der Sportstätte. "Darunter versteht man die Eigenarten. In der Kreisliga A ist vieles nicht so standardisiert wie in der Bundesliga, es kann vielmehr Abweichungen im Vergleich zu Auswärtsspielen geben. Es ist eben nicht nur sprichwörtlich so, dass man als Spieler jedes Loch im Rasen kennt", erläutert Weigelt.

Christian Schröer wird in den nächsten Wochen diese Ergebnisse genauestens studieren, weil er für seine Bachelorarbeit den Bereich der A-Junioren-Bundesliga mit einer ähnlichen Fragestellung bearbeiten wird. "Bei uns hat sich der Heimvorteil erst in den vergangenen Wochen eingestellt", lacht Schröer mit Blick auf die guten Ergebnisse mit seinem Team, dem Oberligisten DSC Arminia II.

Ob der Gastgeber des Grundschulfußballturniers den Wettbewerb gewann, ist im Gegensatz zur Statistik des TuS Ost nicht überliefert.

Zu den Personen

Prof. Dr. Matthias Weigelt (38) lehrt seit zwei Jahren an der Universität Paderborn im Department Sport & Gesundheit und leitet den Arbeitsbereich Sportpsychologie. Der gebürtige Weimarer war zuvor an der Bielefelder Universität tätig und wohnt gemeinsam mit seiner Familie in der Senne.

Christian Schröer (23) stammt aus Petershagen und studiert im 6. Bachelorsemester angewandte Sportwissenschaften an der Uni Paderborn. Als Spieler des Oberligisten DSC Arminia II lebt er in einer Wohnung nahe des DSC-Trainingsgeländes an der Friedrich-Hagemann-Straße. (joe)