Bielefeld. Die Enttäuschung saß nicht besonders tief. "Wir hatten ja schon etwa ab der fünften Spielminute Zeit, uns darauf einzustellen, dass dieses Spiel in die falsche Richtung laufen würde", nahm Micky Reiners die klare 30:37-Niederlage der TSG A-H Bielefeld gegen Bayer Dormagen sogar mit einer gehörigen Portion Humor zur Kenntnis.
"Man muss es einfach auch mal akzeptieren, wenn ein Gegner so eindeutig besser ist", legte der TSG-Coach gleich noch einen nach. Um Dormagen besiegen zu können, hätte es eines "Super-Tages" der TSG bedurft: "Wir haben aber nur einen ganz normalen erwischt." Er sei von seiner Mannschaft auch keineswegs enttäuscht: "Natürlich fehlten uns die spielerischen Mittel, um Dormagen im Angriff in Verlegenheit zu bringen - das lag aber auch daran, dass du in so einer Partie ganz besonders deutlich merkst, dass du keinen Linkshänder im Rückraum hast", so Reiners weiter. Die Dormagener Deckung konnte sich voll auf die linke Angriffsseite der TSG konzentrieren - mit Marcel Ortjohann oder Jannik Rauchschwalbe auf Halbrechts wäre es für die Gäste schwieriger geworden, dieses System durchzuhalten.
Bis die genannten Akteure wieder für die TSG auf Torejagd gehen können, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. "Bei mir läuft vor Anfang März gar nichts", erklärt Ortjohann, dessen lädierte Schulter einfach so lange Zeit braucht. Mit Rauchschwalbe, der zurzeit noch eine Platte in der rechten Hand hat, ist dagegen früher zu rechnen. "Wir werden die zehn Wochen Schonung, die die Ärzte prognostiziert haben, einhalten und ihn in Richtung Rückrundenstart behutsam aufbauen", sagt Micky Reiners. Da auch Florian Korte bis Anfang Januar zu seiner alten Leistungsstärke zurückgefunden haben sollte, geht die TSG praktisch mit zwei Neuzugängen in die entscheidende Phase der Saison. In der dürfte auch der gegen Dormagen stark aufspielende Mike Schulz häufiger als in der Hinrunde zum Einsatz kommen. "Im neuen Jahr gibt es zehn Termine, an denen sich unsere Spiele nicht mit denen des TV Emsdetten überschneiden - da sollte Einiges gehen", freut sich Reiners.
Bis Weihnachten sollen natürlich noch so viele Zähler wie möglich auf das aktuell mit zehn Punkten schon ordentlich gefüllte Konto der TSG kommen. "Mit 14 Punkten wäre es eine Super-Hinrunde, mit zwölf wäre ich aber auch schon ganz zufrieden", sagt der TSG-Trainer, der in der Abstiegszone noch ein gewaltiges Hauen und Stechen erwartet. Die HSG Varel-Friesland - momentan noch hinter der TSG platziert - hat schon aufgerüstet und mit Marek Mikeci einen slowakischen Linkshänder verpflichtet, der im Vorjahr noch in der Champions League aktiv war. Auch aus Hagen ist zu hören, dass die Eintracht sich um Verstärkungen bemüht. Und dass sich Gladbeck, Gummersbach II, Königshof und Düsseldorf im Kampf um Platz 13 noch längst nicht aufgegeben haben, bewiesen die Ergebnisse des Wochenendes: Gladbeck (jetzt 6 Punkte) schlug Rheinhausen, Düsseldorf (4) und Königshof (5) teilten sich die Punkte, und Gummersbach (5) verlor nur knapp in Uerdingen.
Mit einem Erfolg am nächsten Samstag im Oberbergischen würde die TSG einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf vorerst auf Distanz halten können. "Das täte uns natürlich gut", weiß auch Reiners, der in Gummersbach immerhin wieder auf Heiner Steinkühler zurückgreifen kann, dessen Sperre abgelaufen ist. Es geht also personell Stück für Stück aufwärts.