Bielefeld. Übergangszeit in der Leichtathletik: Bald läuft die Frist ab für Vereinswechsel, auch für Veränderungen bei Startgemeinschaften. Sportlich bringt der November eine ruhige Phase. Vor den OWL-Crossmeisterschaften, die Samstag in Büren stattfinden, und den westfälischen Crosstitelkämpfen acht Tage später in Lüchtringen schauen viele gespannt in die schon veröffentlichten Bestenlisten 2010.
Beginn einer Laufbahn: Gleich in ihrem ersten Jahr als Dreispringerin hat Annike Schultze (SVB) den Sprung in die deutsche Bestenliste geschafft: Mit 11,57 m erreichte sie in der B-Jugendstatistik (Top 50) einen ausgezeichneten 16. Rang und damit die bronzene DLV-Bestennadel. In der A-Jugend schrammte sie als 31. nur knapp an den Top 30 vorbei, für die hier sogar die Bestennadel in Gold verliehen wird. Der Wermutstropfen für die heimische Szene: Kein anderes Jugend- oder Schülertalent ist in der "Deutschen" vertreten.
Ende einer Ära: Die Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Bielefeld bereitet ihre Auflösung vor - nach vier Jahrzehnten, deren Anfangserfolge sich lange fortsetzten. Vor allem die Jugendmannschaften der LG konnten aus dem Vollen schöpfen, in den Siebzigern trugen Talente aus zahlreichen Mitgliedsvereinen (u.a. Polizei-SV, SF Sennestadt, TuS Brake, TuS Jöllenbeck, TV Werther, CVJM Halle) dazu bei, dass sich die LG als "Leichtathletikmacht" zwischen Dortmund und Hannover etablierte. Auch die Bilanz der Einzelerfolge konnte sich sehen lassen, zwischen 1976 und 2009 sammelten die Leistungsträger fünfzehn deutsche Jugendmeistertitel. Christina Sussiek, Bernhard Bensch, Ingo Todt und Alexander Niecke hießen die Trümpfe, Sprinter Todt wurde 1986 sogar Junioren-Vizeweltmeister mit der deutschen 4x100-m-Staffel. Seit den Neunzigern ebbte die Erfolgswelle ab; doch auch nach dem Millennium gewannen Ines Kappe (2005, Stabhochsprung) und Mateusz Przybylko (2009, Hochsprung) deutsche B-Jugendtitel. Doch seit langem war die Aufbruchstimmung der Gründerjahre nur noch Erinnerung, das Abbröckeln des Vereinsgefüges stellte Aufgaben und Chancen in Frage. Zuletzt hatte sich die BTG verabschiedet, die Turnerschaft und das LT White Side waren mangels Aktiver nur noch auf dem Papier.
Getragen wurde die LG vom PSV und vom TuS Jöllenbeck, der neben seiner neu belebten Schülerarbeit auch Top-Kugelstoßer Tilman Northoff mitbrachte. Für Insider war es kein Geheimnis: Der PSV mit seinem Schüler-Talentreservoir sah keinen Sinn mehr darin, die LG am Leben zu erhalten. "Wenn wir eigenständig auftreten und das PSV-Profil deutlicher wird, verbessern sich die Chancen, neue Mitglieder zu gewinnen", meint Abteilungsleiterin Wenke Nagel, die zugleich KLA-Vorsitzende ist. Jöllenbecks Schülertrainer Klaus-Peter Gläser sieht es ähnlich: "Man muss den Realitäten Rechnung tragen, auf so schmaler Basis lässt sich mannschaftlich nichts bewegen."
Erfreulicherweise gilt auch im Auflösungsprozess das, was die LG ausgezeichnet hat: Das Miteinander wurde nie von Streit oder Querelen getrübt - mögen sportlich auch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden sein. Jetzt geht man in gutem Einvernehmen auseinander. Und der PSV denkt über die Beteiligung an einer lokalen Startgemeinschaft (Staffeln und DMM-Teams betrifft) nach.