Bielefeld. Der Meister überlegte nur kurz - und entschied sich dann erneut, lieber weiter in der 2. Liga Nord als in der Bundesliga zu spielen. Nach 2008 verzichteten die Eishockey-Damen der SV Brackwede auch 2010 auf einen Aufstieg. In der schon ein paar Spiele alten neuen Saison, die für die SVB am Sonntag mit dem Heimspiel gegen den starken Aufsteiger Hamburger SV beginnt, gelten die Bielefelderinnen wieder als Mitfavoritinnen auf den Titel.
"Unsere finanzielle Situation macht es schlicht und ergreifend unmöglich, in der Bundesliga zu spielen: Wir können die Fahrtkosten einfach nicht stemmen", sagt Torfrau und Teamsprecherin Nina Schmitz. Ein Klassenwechsel wäre in diesem Jahr aber auch aus einem anderen Grund kompliziert gewesen: Schließlich steht im SVB-Team der große Umbruch an. Mit Sabine Conrad und Kerstin Sacré haben zwei langjährige Leistungsträgerinnen aufgehört, außerdem fällt Inka Schlüter für noch unbestimmte Zeit wegen gesundheitlicher Probleme aus. Und da auch die eine oder andere "alte Fahrensfrau" so ihr Zipperlein hat - Nicole Borgmann kann etwa trotz eines Bandscheibenvorfalls ganz gut Schlittschuh laufen, braucht beim Anlegen der Sportkleidung aber schon mal eine helfende Hand -, ist auf der Oetker-Eisbahn ein Generationswechsel angesagt.
Den soll mit Peter Derksen und Frank Burchot ein neues Trainergespann auf den Weg bringen, denn auch Meistermacher Andrej Ptasinski hat aus beruflichen Gründen aufgehört. Junge Hüpfer, die sich in der 2. Liga versuchen wollen, gibt es in Brackwede genug. Franziska Zumschilde (17), Christin Conrad (16), Alexandra Schaffner (15) und Jessica Schuck (14) schnupperten im Vorjahr schon Bundesligaluft, neu hinzu kommen Daniela Rogalski (13) aus dem eigenen Nachwuchs sowie die beiden Herforderinnen Nicole Rjasanow (13) und Anna Düsberg (14), die sich bislang in gemischten Jugend-Mannschaften die nötige Wettkampfhärte fürs Frauen-Eishockey holten.
"Wir werden ja alle nicht jünger, deshalb ist die Nachwuchsförderung absolut notwendig", erklärt Nina Schmitz, die sich trotz der vielen Veränderungen sicher ist, dass die Brackwederinnen erneut eine gute Rolle in der 2. Liga spielen werden. Als größte Konkurrenten im Kampf um die dritte Zweitligameisterschaft nennt die Torhüterin neben den alten Rivalen Crimmitschau und Ratingen vor allem den Aufsteiger Hamburger SV, der am Sonntag um 20 Uhr seine Visitenkarte in Bielefeld abgibt.
"Die sind vor zwei Jahren freiwillig aus der Bundesliga zurückgegangen und haben in den unteren Ligen einen souveränen Durchmarsch hingelegt", sagt Schmitz. Allerdings haben die Hamburgerinnen schon zwei Minuspunkte auf ihrem Konto, denn ihr 18:1-Erfolg (!) bei den Cologne Brownies wurde wegen eines Formfehlers am grünen Tisch in eine 0:5-Niederlage umgewandelt.
Der HSV hatte vergessen, für zwei 14-jährige Spielerinnen die obligatorische Bescheinigung vorzulegen, dass sie "mental und körperlich" in der Lage sind, am Meisterschaftsspielbetrieb der Frauen teilzunehmen. "Wer lesen kann, ist klar im Vorteil", gab Hamburgs Trainer Jörg Meister in schöner Offenheit zu, den einschlägigen Paragrafen glatt übersehen zu haben. Der SVB kann so ein Missgeschick nicht passieren. "Bevor mir dieses Attest nicht vorliegt, melde ich eine Spielerin gar nicht", sagt Nina Schmitz.
Zum Aufgebot der SVB gehören neben den Youngstern die Torfrauen Nina Schmitz und Melanie Schweiger und die Feldspielerinnen Karoline Schroeder, Andrea Tegeder, Nicole Borgmann, Martina Conrad, Kerstin Fischer, Andrea Kaindl, Lina Meder, Kerstin Schlüter und Elena Unterlöhner.