Bielefeld. Das ist die Geschichte von zwei Menschen, die sich gesucht und gefunden haben. Daniel Scherning, seines Zeichens Trainer von Oberligist DSC Arminia II, sagt über den Stürmer Cihan Bolat: „Wir haben seine Entwicklung immer nah verfolgt, doch ein Transfer war eigentlich nie möglich.“ Er war ausgeschlossen, als Bolat bei Preußen Münster II mit 22 Treffern bester Torschütze der Westfalenliga geworden ist, und er war undenkbar, als Bolat vergangene Hinrunde für Rödinghausen neunmal zugeschlagen hatte. Erst als Rödinghausen Christian Knappmann verpflichtete und ihn Bolat vor die Nase setzte, war der Weg frei für die sportliche Beziehung zwischen Daniel Scherning und Cihan Bolat.
Bolat sagt über Scherning: „Schon nach dem ersten Gespräch mit Daniel war mir klar, dass er mich bestens versteht. Vielleicht liegt es daran, dass er früher selber Stürmer war.“ Bolat gefiel die Perspektive, die ihm Scherning anbot: Viel Training, viele Spielanteile und eine gute Entwicklung als Goalgetter. Da war es Bolat sogar egal, dass die „kleinen Arminen“ nicht in die Regionalliga aufsteigen durften und weiter in der Oberliga um Punkte kämpfen müssen. „Der Aufstieg wäre Bonus gewesen. Ich möchte erst einmal selber weiterkommen und meine Leistung stabilisieren“, sagt der 23-Jährige.
Das hat bisher ausgezeichnet geklappt. Bolat führt mit sieben Treffern nach sechs Begegnungen einsam die Torschützenliste der Oberliga Westfalen an. Er hat mehr als die Hälfte aller Bielefelder Treffer erzielt. Kein Wunder, dass Coach Scherning von „einem Lichtblick“ spricht. Viermal spielte der 1,86 Meter große Angreifer durch, zweimal wurde er nach gut drei Vierteln ausgewechselt. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber der Rückrunde der vergangenen Spielzeit, als Bolat in Rödinghausen nur noch zu Kurzeinsätzen kam.
Trainer Scherning ist voll des Lobes über seinen Neuzugang: „Cihan ist groß, torgefährlich, sehr fleißig, laufstark und arbeitet extrem gut gegen den Ball.“ Bolat selber sieht seine Stärken „vor dem Tor“ und „bei der Laufarbeit“. Defizite hat er bei sich noch „im linken Fuß“ und „beim Kopfball“ ausgemacht. Seine Rolle auf dem Feld gefällt dem gebürtigen Schüttdorfer richtig gut.
„In Rödinghausen habe ich ein Sturmduo mit Francis Williams gebildet. Francis war der Mann, der in die Tiefe gegangen ist. Ich bin dem Ball in der Regel entgegengekommen und habe versucht, eine Art Spielmacher für die Offensive zu sein. Bei Arminia Bielefeld heißt mein Partner Max Wilschrey – und die Rollenverteilung ist die gleiche.“
Wilschrey ist nach seiner Sperre an diesem Sonntag im Pflichtspiel bei Roland Beckum (Anstoß: 15 Uhr) wieder spielberechtigt. Die Chancen stehen gut, dass Scherning sein neues Stürmerpaar wieder gemeinsam in die Startelf beordert. Der Vorjahresmeister möchte trotz seines wenig berauschenden Starts „in Beckum unbedingt gewinnen“, wie Scherning betont. Dazu müssten die „Blue Boys“ allerdings ihre haarsträubenden, individuellen Fehler abstellen. Denn so viele Tore kann Cihan Bolat nun auch nicht schießen, um permanent zwei oder drei Gegentreffer auszugleichen.