Bielefeld. Familiär geht es zu bei den Synchronschwimmerinnen der SV Brackwede. Während sich im Bauch des Sportbades Aquawede äußerst elastische Sportlerinnen auf das vierte Synchro-Event (8. Dezember) vorbereiten, klimpert Matti, das Baby von Trainerin Sandra Henjes-Winter, vergnügt auf dem CD-Player zu den Klängen der Kür.
"Vor dem Training im Wasser machen sich die Mädels hier warm, dehnen sich und gehen die Choreographie durch", erklärt Henjes-Winter das, was die die neun Synchronschwimmerinnen im Alter von 11 bis 20 Jahren in dem kleinen Trainingsraum veranstalten. Ihrem breit grinsenden Nachwuchs, der zwischendurch mit einem hellen Schrei die Atmosphäre aufheitert, gefällt das sichtlich.
4. Synchro-Event
Am Samstag öffnet das Aquawede zum 4. Bielefelder Synchro-Event seine Türen. Ab 18 Uhr gibt es einen Sektempfang im Foyer, Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr. Zunächst wird ein Solo zu sehen sein, danach werden die 29 Schwimmerinnen einen bunten Querschnitt aus den Leistungen und Darbietungen aller Altersklassen präsentieren. Gegen 21 Uhr ist der offizielle Teil beendet.Dass der Sport sonst nicht allzu viel Zuspruch findet, ist ihnen durchaus bewusst. Um so mehr freuen sie sich darauf, ihr Können am Samstag ihren Freunden, Verwandten und Bekannten näherzubringen.
"Die meisten kommen zu uns, weil ihnen beim normalen Schwimmen das Kachelnzählen zu langweilig ist", sagt Henjes-Winter. Doch warum ist Synchronschwimmen eigentlich zu den Randsportarten zu zählen? An einem Mangel an vielfältigen Anforderungen kann es jedenfalls nicht liegen, meint Elise Rebien. "Man muss schnell schwimmen können, braucht Kraft, dazu Ausdruck und Eleganz. Außerdem muss man die drei, vier oder fünfminütige Choreographie exakt ausführen", sagt die 16-Jährige, die zu den besten der insgesamt 29 SVB-Synchronschwimmerinnen gehört.
Im NRW-Stützpunkt Bochum trainiert sie in den Herbst- und Wintermonaten nahezu jedes Wochenende mit ihrer Duettpartnerin. Das nächste Ziel von Rebien ist die Jugend-Europameisterschaft im kommenden Jahr, zudem steht sie im deutschen Ersatzkader für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. "Wenn man in unserem Sport richtig gut ist, kommt man auch relativ früh sehr weit", sagt Sandra Henjes-Winter. Auf wenige hundert Mädchen und Frauen beziffert sie die Anzahl derer, die in diesem monogeschlechtlichen Sport in Deutschland aktiv sind. Eine davon ist auch Beyza Yanar. Die Elfjährige war vor kurzem in Belgrad auf einem internationalen Turnier mit der NRW-Auswahl.
"Die vier Tage waren echt cool. Ich bin zum ersten Mal geflogen", erzählt sie, bevor es eine Etage höher in Richtung Sprungbecken des Aquawedes geht. "Normalerweise wären wir heute noch gelaufen, doch bei schlechtem Wetter machen wir das nicht. Für das bei uns so wichtige, große Lungenvolumen werden gleich noch 45 Minuten auf Ausdauer geschwommen", erläutert Henjes-Winter.
Was sich für Hobbysportler nach einem abendfüllenden Trainingsprogramm anhört, ist für Rebien, Yanar & Co. nur ein kleiner Teil der Übungseinheit. Die "Synchronerinnen", wie sie im Fachjargon heißen, kommen pro Woche locker auf neun Stunden Training. Selbst für ambitionierte Hobbyfußballer- oder -handballer ist das ein exorbitant langer Zeitraum.
"Dienstag dreieinhalb, Donnerstag zweieinhalb und Freitag drei Stunden. Laufen, Dehnen, Kräftigung, Ausdauerschwimmen und letztlich Synchronschwimmen", zählt Elise Rebien auf. Ein kräftezehrendes wie anerkennenswertes Programm, welches die Grundlage für das samstägliche Event bildet.