
Bielefeld. Der bekannte deutsche Schriftsteller Joachim Ringelnatz hat unter anderem ein Gedicht zum Sport geschrieben. In dem heißt es: "Sport macht Schwache selbstbewusster, Dicke dünn, und macht Dünne hinterher robuster, gleichsam über Nacht. Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, kürzt die öde Zeit, und er schützt uns durch Vereine vor der Einsamkeit."
Diese Zeilen schrieb Dirk Schröder 2005 seiner Bekannten Renate Olschewski in ein Fotoalbum, das an ihren ersten Hermannslauf erinnert. Damals hatte sich der lauf-erfahrene Schröder als eine Art persönlicher Trainer von der bis dato lauf-unerfahrenen Olschewski einspannen lassen und sie auf den 31,1 Kilometern zwischen dem Hermannsdenkmal in Detmold und der Sparrenburg in Bielefeld begleitet. "Ohne ihn hätte ich die Strecke nie geschafft", freute sich Renate Olschewski nach dem Zieleinlauf.
Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen. Zwischen Schröder und Olschewski hat sich eine "echte Lauffreundschaft" entwickelt. Und da Dirk Schröder mit seinen jungen 43 Jahren am Sonntag schon seinen 36. Hermannslauf bestreitet, möchte Renate Olschewski ihm zu dem kleinen Jubiläum ein Geschenk machen und "Dirk etwas von der wundervollen Zeit zurückgeben, die ich mit ihm beim Laufen verbracht habe".
Deshalb wandte sie sich an die NW und schwärmte im Gespräch von Dirk Schröder: "Er denkt immer positiv. Er kann Menschen mit seiner guten Laune anstecken. Und er ist ein toller Motivator." Schröder lebt für seinen Sport - das Laufen. Er sagt: "Du brauchst ein Ziel, das du erreichen willst." Seinen ersten Volkslauf brachte er hinter sich, da konnte er noch nicht einmal lesen und schreiben.
Geprägt von dem ebenfalls laufbegeisterten Vater Herbert (16 Teilnahmen am ,Hermann) gab er genau an seinem achten Geburtstag sein Hermannslauf-Debüt. Der sportliche Steppke benötigte 1976 für die damals noch 35 Kilometer lange Strecke 3:27 Stunden. Seitdem hat er keinen Start in Detmold verpasst, das OWL-Laufhighlight ist bei Familie Schröder genauso ein fester Bestandteil im Jahreskalender wie Ostern oder Weihnachten. Seine Bestzeit erreichte Schröder im Jahr 2006, als er nach 2:25:03 Stunden den Zielstrich passierte.
Abseits von Hermannsweg und Promenade reizen den Mann von der Turnerschaft 1878 allerdings auch die ganz verrückten Sachen. In Radebeul war er schon zu Gast. Bei dem "Mount-Everest-Lauf" gilt es, eine Treppe mit 397 Stufen genau 100 Mal rauf und wieder runter zu laufen. Das entspricht exakt 8.848 Metern - eben der Höhe des höchsten Berges der Welt. 2008 wurde Schröder nach 19:03:53 Stunden Fünfter in der Gesamtwertung. "Das war reine Kopfsache", kommentierte er.
Schröder läuft nicht nur gerne hoch, sondern noch viel lieber weit. Die 100 Kilometer von Biehl - kein Problem. 100 km beim Lappland Ultra - aber sicher. 78,5 km beim Swiss Alpin - immer gern. 73 km beim Super-Marathon am Rennsteig - auf einem Bein. "Das wichtigste dabei ist die Freude am Sport", sagt Dirk Schröder.
Die Freude am Sport ist dem Jubilar am Sonntag garantiert, wenn er mit der Startnummer 3.047 in "sein" Rennen geht. Herzlichen Glückwunsch, Dirk Schröder! Nachträglich zum 43. Geburtstag und zur 36. Teilnahme am Hermannslauf. Oder wie es Joachim Ringelnatz sagen würde: "Jeder Sport ist plus,und mit etwas Geist dahinter, wird er zum Genuss."