Geduldsprobe im November

Köln Hauptbahnhof tagelang nur im Notbetrieb – mit Folgen für Ostwestfalen-Lippe

Ein neues Stellwerk sorgt für eine Zwangspause: Zehn Tage lang fährt kaum ein Zug durch das Zentrum der Millionenstadt.

Die Deutsche Bahn nimmt ein neues Stellwerk in Betrieb und sperrt dafür ab dem 14. November den Kölner Hauptbahnhof zehn Tage lang fast komplett. | © Roberto Pfeil/dpa

10.11.2025 | 10.11.2025, 15:08

Köln (dpa). 1.300 Züge pro Tag, Hunderttausende Reisende: Der Kölner Hauptbahnhof ist eine zentrale Drehscheibe für den Bahnverkehr im Westen Deutschlands. Von Freitagabend, 14. November, an steht diese Drehscheibe für zehn Tage weitgehend still: Die Bahn nimmt ein neues Stellwerk in Betrieb und stellt während dieser zehn Tage bis zum 24. November den Zugverkehr rund um Köln auf den Kopf – mit Auswirkungen für den Fahrplan weit über NRW hinaus. Auch Ostwestfalen-Lippe ist betroffen.

Zehn Tage lang keine Züge am Kölner Hauptbahnhof?

Ab Freitagabend, 21 Uhr, fahren keine Fern- und Regionalzüge mehr zum Kölner Hauptbahnhof. Allerdings sind viele S-Bahnen diesmal nicht betroffen - denn die Gleise für den S-Bahn-Verkehr in Köln werden schon seit 2021 aus einem neuen digitalen Stellwerk gesteuert. Reisende, die eigentlich mit dem ICE oder einem Regionalzug nach Köln fahren wollten, können also auf die S-Bahnen umsteigen. Nur in der Nacht vom 19. auf den 20. November wird der Hauptbahnhof wirklich komplett gesperrt.

Weshalb ist so eine umfangreiche Sperrung nötig?

Die Bahn baut seit Jahren an mehreren Stellwerken rund um Köln. Die meiste Zeit hat das so gut wie keine Auswirkungen auf den Zugverkehr - aber jetzt muss das alte Stellwerk für den Kölner Hauptbahnhof abgeklemmt und die neue Technik angeschlossen werden. In der Zwischenzeit lässt sich der Verkehr auf den Strecken nicht steuern - deshalb können keine Züge fahren.

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Was macht so ein Bahn-Stellwerk überhaupt?

In einem Stellwerk sorgen die sogenannten Fahrdienstleiter dafür, dass Züge von A nach B kommen - etwa, indem sie Weichen richtig stellen und die Signale auf Grün schalten, wenn ein Gleisabschnitt frei ist. Jedes Stellwerk ist für eine bestimmte Region zuständig. Das Kölner Stellwerk, das nun erneuert wird, ist für alle Zugstrecken von Köln nach Düsseldorf, Aachen und Bonn zuständig.

Zug aus OWL ins Ruhrgebiet betroffen

Aufgrund der Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks Köln Hbf kommt es auf der Linie RE 6 (RRX) von Minden nach Köln/Bonn Flughafen im Zeitraum vom 14. November bis zum 24. November zu der folgenden Fahrplanänderung: Die Züge der Linie RE 6 (RRX) werden zwischen Düsseldorf Hbf und Köln/Bonn Flughafen mit Halt in Düsseldorf-Benrath, Leverkusen-Mitte, Köln-Mülheim und Köln Messe/Deutz umgeleitet. In der Folge entfallen die Halte in Düsseldorf-Bilk, Neuss Hbf, Dormagen und Köln Hbf. Als Alternative empfiehlt die Deutsche Bahn die Züge der Linien RE 1 (RRX), RE 5 (RRX) oder der S 11. Weitere Informationen finden Fahrgäste unter www.zuginfo.nrw

Ausfall zwischen Braunschweig/Minden und Hannover

Aufgrund von Umleitungen des Güterverkehrs über Hannover Hbf kommt es vom 29. November bis 12. Dezember 2025 auf den Linien RE 60 und RE 70 zum Ausfall der Halbstundentakte zwischen Braunschweig und Hannover sowie Minden und Hannover. Außerdem kommt es bei vereinzelten Zugverbindungen zu verspäteten Fahrzeiten sowie zusätzlichen Halten. Fahrgäste nutzen alternativ bitte die stündlich verkehrenden Züge der Linie RE 60 und RE 70.

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Welche Vorteile gibt es künftig für die Reisenden?

Dutzende Regionalzüge müssen umgeleitet werden. Dort, wo man mit seinem Zug nicht wie gewohnt hinkommt, sollen Reisende auf die S-Bahn oder auf Busse und U-Bahnen umsteigen. - © Henning Kaiser/dpa
Dutzende Regionalzüge müssen umgeleitet werden. Dort, wo man mit seinem Zug nicht wie gewohnt hinkommt, sollen Reisende auf die S-Bahn oder auf Busse und U-Bahnen umsteigen. | © Henning Kaiser/dpa

Laut Bahn kann aus dem neuen elektronischen Stellwerk bei Störungen viel flexibler reagiert werden. Wenn es irgendwo ein Problem gibt, soll das nicht gleich eine ganze Region lahmlegen. Das sorge für mehr Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, verspricht die Bahn. Insgesamt hat die Bahn allein rund um den Knoten Köln in den vergangenen Jahren drei neue elektronische Stellwerke gebaut und dafür 360 Millionen Euro investiert.

Wie genau kommt man während der Sperrung trotzdem ans Ziel?

Die Deutsche Bahn, National Express, Eurobahn und andere Anbieter haben ein umfangreiches Konzept. Am besten sehe man in der Online-Auskunft, wie die eigene Verbindung trotz der Bauarbeiten funktioniert, rät das Unternehmen. Kurz zusammengefasst: Viel ICE halten in Ehrenfeld oder Messe/Deutz statt am Hauptbahnhof. Einige Fernzüge machen aber auch einen ganz großen Bogen um die Stadt, so dass Reisende ab Düsseldorf oder aus Bonn andere Verbindungen nutzen müssen.

Auch im Regionalverkehr umfahren einige Linien wie der RE 1 (Aachen- Hamm) oder der RE 5 (Wesel-Koblenz) die Stadt weiträumig und halten dadurch zum Beispiel auch nicht in Leverkusen oder Düsseldorf-Benrath. Insgesamt kommt es auf etwa einem Dutzend Regionalverkehrs-Linien zu Umleitungen. Dort, wo man mit seinem Zug nicht wie gewohnt hinkommt, sollen Reisende auf die S-Bahn oder auf Busse und U-Bahnen umsteigen. In einzelnen Nächten fahren auch Ersatzbusse.

Läuft ab dem 24. November dann alles wieder normal?

Der Plan ist, dass die Züge pünktlich zum Berufsverkehr am Montag, 24. November um 5.00 Uhr wieder nach Plan rollen. Bis dahin soll die Technik aufwendig getestet und voll funktionsfähig sein. Damit auch die Fahrdienstleiter dann mit der neuen Technik klarkommen, werden sie bis dahin an einem Simulator geschult.