Arbeitsmarkt im August

Arbeitslosigkeit steigt – so ist die Lage in OWL

Während die Arbeitslosigkeit in NRW weiter steigt, zeigt sich OWL vergleichsweise robust – doch auch hier belasten Strukturprobleme den Markt.

Bundesweit hat die Arbeitslosenzahl die Drei-Millionen-Grenze überschritten. | © Marcus Brandt/dpa

29.08.2025 | 29.08.2025, 17:11

Düsseldorf (dpa/han). Die Zahl der Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen ist im August erstmals seit April 2010 wieder auf mehr als 800.000 gestiegen. Mit 804.000 Personen lag der Wert etwa 4.600 über der Zahl vom Juli 2025. Die Arbeitslosenquote betrug wie im Juli 8,0 Prozent, wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Vor einem Jahr lag die Quote bei 7,7 Prozent. Die Bundesagentur griff für die Statistik auf Datenmaterial zurück, das bis zum 13. August vorlag.

Die Arbeitslosigkeit liege insgesamt auf einem hohen Ausgangsniveau, so die Arbeitsagentur. „Das ist eine Auswirkung der weiter anhaltenden, konjunkturell schwierigen wirtschaftlichen Lage, die Unternehmen bei der Neueinstellung von Arbeitskräften zögern lässt“, hieß es.

Der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit im August gehe vor allem auf kurzfristige saisonale Einflüsse zurück. „Jedes Jahr steigt die Zahl der Arbeitslosen während der Sommerpause in der Wirtschaft.“ So sei wie erwartet die Jugendarbeitslosigkeit deutlich um 4,3 Prozent gestiegen. „Nach dem Ende ihrer Ausbildung haben sich viele jüngere Menschen für eine Übergangszeit arbeitslos gemeldet.“

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Lage in OWL ist stabil

In Ostwestfalen-Lippe zeigt sich die Lage etwas stabiler. Insgesamt waren hier im August 76.097 Frauen und Männer ohne Beschäftigung. Das entspricht einer Quote von 6,4 Prozent, die damit genau im Bundesschnitt liegt, aber deutlich unter dem NRW-Wert.

Innerhalb der Region gibt es jedoch Unterschiede: In Bielefeld liegt die Quote bei 7,1 Prozent, in Herford bei 6,6 Prozent und in Detmold bei 6,3 Prozent. Am positivsten stellt sich die Situation in Paderborn dar: Hier waren 14.784 Menschen arbeitslos gemeldet – eine Quote von 5,7 Prozent.

Der Arbeitsmarkt in OWL wird durch strukturelle Veränderungen belastet. So hat etwa der Autozulieferer Schaeffler angekündigt, sein Werk in Steinhagen bis Ende 2026 zu schließen. Rund 200 Beschäftigte verlieren dort ihre Arbeitsplätze. Zwar verweist die Gemeinde darauf, dass viele Fachkräfte aufgrund des anhaltenden Bedarfs in der Metallbranche Chancen auf eine Weiterbeschäftigung in der Region haben, dennoch zeigt das Beispiel, wie sehr einzelne Standortentscheidungen die Arbeitsmarktzahlen vor Ort beeinflussen können.

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Rückgang der Arbeitslosigkeit in Sicht

Für die nächsten Monate rechnet der Chef der NRW-Regionaldirektion, Roland Schüßler, aber mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit. „Zum 1. September treten viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre bereits länger schon vereinbarten neuen Arbeitsverhältnisse an.“ Außerdem begännen in vielen Personalabteilungen wieder Auswahlgespräche, die perspektivisch zu weiteren Neueinstellungen führten.

„Die positive Botschaft ist erst einmal, dass durch diese saisonal typische Entwicklung schon in den kommenden Monaten wieder viele Menschen zurück in Arbeit finden werden“, so Schüßler. Die weitere längerfristige Entwicklung am Arbeitsmarkt müsse man aber genau im Blick behalten.

Arbeitslosenzahl übersteigt bundesweit Drei-Millionen-Grenze

Bundesweit erhöht sich die Zahl der Arbeitslosen im August im Vergleich zum Vormonat um 46.000 auf 3,025 Millionen Menschen. Das seien 153.000 mehr als im August 2024, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent. Die August-Zahlen waren zuletzt vor 15 Jahren so hoch. Über der Grenze von drei Millionen lag die Zahl der Arbeitslosen zum letzten Mal im Februar 2015.

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„Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor von der wirtschaftlichen Flaute der vergangenen Jahre geprägt“, sagte die Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles. „Es gibt allerdings auch erste Anzeichen einer Stabilisierung.“

Im bundesweiten Vergleich lag die Arbeitslosenquote in den Stadtstaaten Bremen (11,8 Prozent) und Berlin (10,5) weiterhin am höchsten, in den südlichen Bundesländern Bayern (4,2) und Baden-Württemberg (4,7) am niedrigsten. Die Bundesagentur griff für die Statistik auf Datenmaterial zurück, das bis zum 13. August vorlag.