Festivals in OWL fehlen Einnahmen: Eine Branche gerät in Not

Das &bdquo;Heaven can wait!“-Festival in Höxter und das Rathausplatz-Festival in Lippstadt wurden für dieses Jahr abgesagt. Das Parklichter-Festival in Bad Oeynhausen endet mit einem Minus. Besonders kleinere Festivals schlagen sich dieses Jahr nicht gut. Das lange Zeit schlechte Sommerwetter verstärkt die Probleme. Doch Johannes Everke, Geschäftsführer des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, betont: &bdquo;Es sind nicht nur kleine Festivals, es sind alle betroffen.“ Die Produktionskosten seien um 45 Prozent gestiegen, was zwar besonders kleine oder ehrenamtlich organisierte Festivals treffe, aber ein Problem für alle sei. Die Kosten für die Künstler haben sich teilweise sogar verdreifacht. Gelitten unter der Kostensteigung hat zum Beispiel das Parklichter-Festival in Bad Oeynhausen, das dieses Jahr mit hohem Defizit endete und Kritik erntete. Dauerregen sorgte zusätzlich dafür, dass nur 3.000 Zuschauer kamen, so die Geschäftsführerin der Staatsbad GmbH, Beate Krämer. Bürgermeister Lars Bökenkröger hinterfragte das ausgewählte Augustwochenende und auch den Konzertort im Kurpark. Verluste aus mehreren Gründen Diese Faktoren haben in den letzten Jahren aber keine Rolle gespielt. Alleine im letzten Jahr kamen trotz bedingter Wetterlage noch 5.000 Zuschauer. Entscheidend könnte das Line-up gewesen sein, das dieses Jahr hauptsächlich die höheren Altersklassen angesprochen hat. Der Ticketpreis wurde vielfach als zu hoch empfunden. Meinung: Parklichter in Bad Oeynhausen auf dem Prüfstand Ein weiterer Faktor, erklärte Johannes Everke, sei der harte Wettbewerb, der sich durch immer neue Angebote weiter verstärke. Große Bands touren zudem mehr selbstständig. &bdquo;Ich glaube nicht, dass das Publikumsinteresse gesunken ist“, meint Everke. Da die Besucher mehr für ihre Tickets ausgeben müssen, werde gewählter gekauft. Einmalige Festival- und Konzerterlebnisse großer Stars werden oft bevorzugt. Nur 20 Prozent der Tickets verkauft Diesen Aspekt hat auch der Veranstalter OWL Booking zu spüren bekommen. Er äußerte sich enttäuscht zu der Absage des &bdquo;Heaven can wait!“-Festivals auf der Weserscholle bei Höxter. Nur 20 Prozent der Tickets im Vorverkauf wurden verkauft, teilte der Veranstalter der NW mit. Die geringe Ticketnachfrage sei durch die unsichere Wetterlage verstärkt worden. Alternativ konnten die Karten aber beim Holi-Festival auf der Weserscholle eingelöst werden. Mehr zum Thema: Veranstalter sagen Festival in Höxter kurzfristig ab Auch das Rathausplatz-Festival in Lippstadt musste abgesagt werden. &bdquo;Die inhaltlichen Vorstellungen von Politik und Verwaltung der Stadt, wie ein Rathausplatz-Festival, welches eine Förderung von öffentlichen Mitteln erhalten möchte, in Zukunft auszusehen hat, sind mit denen des Veranstalters nicht in Einklang zu bringen“, so der Kulturring Lippstadt. Studie zeigt Situation der Festival-Landschaft Die Initiative Musik, die Bundesstiftung LiveKultur und das Deutsche Musikinformationszentrum haben für eine Studie die Situation von 1.764 Musikfestivals in Deutschland ausgewertet. Die meisten Veranstaltungen (43 Prozent) waren dabei Klein- oder Kleinstfestivals mit 900 bis unter 5.000 Besuchenden. Durchschnittlich standen 313.000 Euro Einnahmen dabei Ausgaben in Höhe von 296.000 Euro pro Festival gegenüber. Unter den Klassikfestivals machten nur drei Prozent Gewinn. Dagegen konnte jedes fünfte Popular-Musikfestival ein Plus vorweisen. Knapp 70 Prozent der Veranstalter zeigten sich der Studie zufolge zuversichtlich, dass ihre Festivals auch in den nächsten Jahren noch stattfinden werden. Zehn Prozent stehen demnach vor dem Aus oder befürchten es. Die Kosten für Festivals seien in den vergangenen Jahren um rund 35 Prozent gestiegen, heißt es. Gleichzeitig stiegen die Ticketpreise um etwa 50 Prozent an. Was Festivals heute noch erfolgreich macht Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft sieht ein deutschlandweites Problem, das sich allerdings noch stärker zum Beispiel in Großbritannien ausbreite. Er weist für die Zukunft darauf hin, dass es bei Festivals vor allem auf die Identifikation und das Gemeinschaftsgefühl ankommt. Auch bei kleineren Festivals können enge Verbindungen geschaffen und dadurch eine treue Community aufgebaut werden. Die hohe Identifikation ihrer Zielgruppe ist die Grundlage für den Erfolg von Veranstaltern. Ein Festivalsterben beobachtet Johannes Everke in Deutschland insgesamt nicht. &bdquo;Wir haben immer noch mehr Angebote als 2019“ erklärte er. Viele Festivals werden abgesagt, aber es werden auch neue Angebote geschaffen. Die Wichtigkeit von kleinen als auch großen Festivals erläutert er mit dem &bdquo;Circle of Life“. &bdquo;Wir brauchen gerade die kleinen Festivals, damit die kleinen Bands im Sog der größeren Acts die Bühne erobern können.“ Durch die Digitalisierung habe sich über die Jahre vieles geändert. Früher haben die Künstler durch ihre Platten und CDs verdient, heute gehe es mehr um die Liveauftritte. Es sei für einzelne Künstler eine Chance, für andere sei das gefährlich. Mit Material vom epd.

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