Polizei geht von Sabotage aus

Hauptstrecke der Bahn in NRW bis Freitagnacht gesperrt – auch Strecken in OWL betroffen

Brandanschläge auf Kabel auf der Zugstrecke zwischen Düsseldorf und Duisburg werden Reisende länger beeinträchtigen als gedacht. Der Fernverkehr aus und nach OWL ist betroffen.

Polizeibeamte der Spurensicherung stehen an einem Gleisabschnitt in Düsseldorf, dort wurde neben der Bahnstrecke Feuer in einem Kabeltunnel gelegt, 6 Kabel in Mitleidenschaft gezogen, diese müssen auf einer Länge von 60 Metern ausgetauscht werden. | © Christoph Reichwein/dpa

01.08.2025 | 01.08.2025, 17:11

Düsseldorf (dpa). Nach dem Brandanschlag gegen eine bundesweite Hauptlinie der Bahn in Nordrhein-Westfalen rechnet die Deutsche Bahn mit einer Reparatur bis Mitternacht. Danach seien Probefahrten nötig. Am Mittag beendete die Polizei die Spurensicherung, nachdem eine zweite Schadstelle auf Düsseldorfer Stadtgebiet entdeckt worden war, sagte ein Bahnsprecher. Wie schnell danach die Reparaturarbeiten vorangehen, müsse man sehen.

Laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sind die Anschläge wahrscheinlich von Linksextremisten begangen worden. „So, wie unsere Behörden diesen Sabotageakt gerade lesen und verstehen, waren das Linksextremisten, die versuchen, uns in eine vorindustrielle Zeit zurück zu bomben“, sagte Reul.

Ursprünglich hatte die Bahn avisiert, dass die Verkehrsbehinderungen bis zum Mittag beziehungsweise bis 15 Uhr abgeräumt werden könnten. „Bis in die Nacht hinein sind Kabel repariert worden“, sagte der Bahnsprecher. Bei der Prüfung sei dann aufgefallen, dass trotz der Arbeiten immer noch keine Signale durch die Kabel führten. Deswegen wurde von einer zweiten Schadstelle ausgegangen, die sich bestätigte. Das teilte die Polizei am Freitagvormittag mit.

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Das große Chaos blieb am Duisburger Hauptbahnhof aus

Am Morgen sahen sich Tausende Pendler und in den Urlaub startende Reisende auf der wichtigen Nord-Süd-Strecke der Bahn infolge eines vermutlich absichtlich gelegten Kabelbrands in Düsseldorf massiven Verkehrsbehinderungen ausgesetzt. Das große Chaos blieb am Duisburger Hauptbahnhof aber aus, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur schilderte.

Die meisten hatten offenbar bereits am Donnerstag mitbekommen, dass es umfangreiche Zugausfälle sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr rund um den Bahn-Knotenpunkt gibt. Allein im Fernverkehr sind nach Schätzung eines Bahnsprechers wohl Zehntausende Reisende beeinträchtigt. Für den Regionalverkehr – auch den zum Düsseldorfer Flughafen – werden Pendel-Busse eingesetzt.

Polizei vermutet Sabotage – Bekennerschreiben wird geprüft

Brandspuren sind am Rande von Gleisen in einem Betontrog zu sehen - darin verlaufen Kabel. Auf die wichtige Nord-Süd-Strecke der Deutschen Bahn ist ein weiterer Brandanschlag verübt worden. - © Christoph Reichwein/dpa
Brandspuren sind am Rande von Gleisen in einem Betontrog zu sehen - darin verlaufen Kabel. Auf die wichtige Nord-Süd-Strecke der Deutschen Bahn ist ein weiterer Brandanschlag verübt worden. | © Christoph Reichwein/dpa

Die Polizei geht von einem Sabotageakt aus. Der Staatsschutz ermittele in alle Richtungen, sagte ein Polizeisprecher in Düsseldorf, nachdem Brandermittler den Tatort untersucht hatten. Auf der linken Plattform „Indymedia“ wurde ein Bekennerschreiben veröffentlicht. Ein „Kommando Angry Birds“ reklamiert darin die Tat für sich.

Ein Düsseldorfer Polizeisprecher bestätigte, dass den Behörden das Schreiben auch vorliege. Die Echtheit müsse jetzt überprüft werden. Häufig gebe es in solchen Fällen auch Trittbrettfahrer.

Welche Auswirkungen gibt es?

Es sei ein Bus-Pendelverkehr eingerichtet worden, sagte ein Bahnsprecher. Die Busse fahren zwischen dem Düsseldorfer Flughafen und Duisburg Hauptbahnhof sowie zwischen den Hauptbahnhöfen der beiden Städte.

Zudem habe man Bauarbeiten an einer parallel verlaufenden Güterstrecke in Duisburg-Wedau kurzfristig unterbrochen, um über diese Strecke einen Teil des Verkehrs doch noch abwickeln zu können. An den Hauptbahnhöfen in Duisburg und Düsseldorf strandeten am Donnerstag zahllose Reisende. Die Kabel gehören zu einem Stellwerk in Duisburg, der Brand sei aber auf Düsseldorfer Stadtgebiet ausgebrochen, sagte ein Bahnsprecher.

Zahlreiche Linien betroffen – auch nach OWL

Die beschädigten Kabel sorgten für Störungen im Nah- und Fernverkehr. Betroffen seien die ICE-Linien nach Berlin und Frankfurt am Main. Hierzu zählen auch die ICE-Verbindungen, die in Gütersloh, Bielefeld, Herford, Bad Oeynhausen und Minden halten. Ebenso sind die Verbindungen in Richtung Norddeutschland, Süddeutschland und in die Niederlande betroffen, teilte die Bahn mit. Es komme zu Umleitungen und Verspätungen von bis zu 30 Minuten. Zudem werden nicht alle Bahnhöfe angefahren.

Im Nahverkehr sind die S-Bahn-Linie S1 sowie mehrere Regionallinien betroffen, wie das Portal zuginfo.nrw meldet. Der gesamte Bereich um Duisburg-Großenbaum im Süden der Ruhrgebietsstadt sei nicht befahrbar.

Die Regionalzüge RE1, RE5, RE6 und RE19 werden deshalb umgeleitet. Die S1 sowie der RE2, RE3 und RE11 beginnen und enden vorzeitig, die Halte zwischen Düsseldorf und Duisburg entfallen. Das betrifft auch die Anreise zum Düsseldorfer Flughafen, der zwischen den beiden Hauptbahnhöfen liegt.