Berlin (dpa/ww/jad). Die Grippewelle läuft nach wie vor auch Hochtouren. Rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland leiden derzeit an einer akuten Atemwegsinfektion. Nach wie vor gibt es unter Schulkindern ungewöhnlich viele Krankheitsfälle, wie es in einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts heißt. Im Vergleich zur Vorwoche sei die Zahl der Neuerkrankungen bei Schulkindern und den 35- bis 59-Jährigen leicht gestiegen, in allen anderen Altersgruppen gesunken. Das RKI geht von etwa 2,1 Millionen Arztbesuchen wegen einer akuten Atemwegserkrankung aus. Der Bericht bezieht sich auf die Woche vom 3. bis zum 9. Februar.
Die Zahl der Menschen, die mit einem schweren Krankheitsverlauf ins Krankenhaus kamen, befand sich im Vergleich zu durchschnittlichen Jahresverläufen auf einem hohen Niveau, wie die Experten informierten. Die Werte ähnelten denen des Vorjahres zu dieser Zeit. In der Altersgruppe der Schüler sei das Niveau trotz eines Rückgangs weiterhin „außergewöhnlich hoch“.
Vor allem die heftige Grippewelle hält viele Menschen in Schach. Nach Angaben des RKI werden vermehrt Influenza B-Viren nachgewiesen. Influenza-B-Viren lösen in der Regel leichte bis mittelschwere Erkrankungen aus, wie das Universitätsklinikum Heidelberg informiert. Vor allem Influenza-A-Viren könnten große Grippe-Wellen verursachen. Sie seien verantwortlich für leichte bis schwere, lebensbedrohliche Krankheitsverläufe. Die Symptome der beiden Typen unterscheiden sich aber grundlegend nicht.
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Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Ältere, Schwangere und Menschen mit einer chronischen Grunderkrankung wie etwa Diabetes kann die Grippe hart treffen. Verläuft sie mit Komplikationen, kann das im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) bestimmten Gruppen auch den Piks gegen die Influenza, am besten im Zeitraum von Oktober bis Mitte Dezember.
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Lohnt sich jetzt noch eine Grippeschutzimpfung?
Die Grippeschutzimpfung nachzuholen, macht aus Sicht von Leif Erik Sander, Direktor der Infektiologie der Berliner Charité, immer noch Sinn. „Im Grunde ist es nie zu spät – solange die Grippewelle noch nicht durch ist“, sagt er. Auch im Januar oder Februar lohnt sich die Impfung daher aus seiner Sicht noch. Gut zu wissen: „Es dauert rund zwei Wochen, bis sich die Immunität vollständig aufgebaut hat.“
Wer nicht rechtzeitig geimpft ist, kann dennoch sein Risiko für einen schweren Verlauf senken: Denn nicht nur bei einer Infektion mit dem Coronavirus, auch bei Grippe gibt es für Risikopatientinnen und -patienten antivirale Medikamente, die das Risiko für schwere Verläufe senken können, so Sander. Wenn sie denn rechtzeitig eingenommen werden. Risikogruppen sollten daher nicht zu lange abwarten, ehe sie Kontakt mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin aufnehmen.
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Woran erkenne ich eine Grippe?
Grippe oder grippaler Infekt: Was macht den Unterschied aus? „Grippaler Infekt nennen wir alles, was Husten, Schnupfen, Halsweh, Gliederschmerzen mit sich bringt“, sagt Uwe Popert von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Also das, was viele von uns als klassische Erkältung bezeichnen. Für die können übrigens verschiedene Viren verantwortlich sein, Rhino- oder RS-Viren zum Beispiel.
Bei einer Grippe, die in der Medizin Influenza heißt, ist hingegen klar: Auslöser sind Influenzaviren. Und die können einen regelrecht umhauen. Für eine Grippe typisch ist oft ein plötzlicher Erkrankungsbeginn mit Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen. „Häufig kommt etwas später ein trockener Reizhusten dazu“, wie das RKI erklärt.
Während man es mit einer Erkältung womöglich noch einigermaßen durch den Alltag schafft, mögen sich viele kaum vom Sofa oder Bett wegbewegen, wenn die Grippe sie erwischt hat. Verläuft die Infektion ohne Komplikationen, bessern sich die Beschwerden meist nach fünf bis sieben Tagen wieder. Oft bleibt der Husten für insgesamt zwei bis drei Wochen.
Wer erkrankt ist, kann bereits ansteckend sein, bevor der Hals kratzt oder Arme und Beine sich bleiern anfühlen. Im Durchschnitt sind Erkrankte ab dem Auftreten der ersten Symptome vier bis fünf Tage lang ansteckend, heißt es vom RKI. Menschen mit einer Immunschwäche etwa können aber auch länger Viren ausscheiden.
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Apotheker raten zu Grippe-Impfung vor Karneval
Vor den Karnevalstagen rät die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zur Impfung gegen Grippe. „Einen so heftige Infektionswelle zu Beginn eines Jahres hatten wir seit über fünf Jahren nicht mehr“, sagte ABDA-Präsident Thomas Preis. „Und der Höhepunkt der fünften Jahreszeit liegt noch vor uns, der die Infektionszahlen bestimmt noch einmal nach oben treiben wird.“
Preis, der auch Präsident des Apothekerverbands Nordrhein ist, sagte weiter: „Da der Rosenmontag erst in zwei Wochen ist, ist es in dieser Woche noch möglich, durch eine Grippeimpfung bis zum Höhepunkt des rheinischen Karnevals einen optimalen Impfschutz aufgebaut zu haben.“
Zudem regte Preis eine Impfung gegen Grippe für Kinder an. „In diesem Jahr sind Schulkinder besonders stark durch Influenza-Infektionen betroffen. Das hätte vermieden werden können, wenn die Ständige Impfkommission auch für Kinder standardmäßig eine Grippeschutzimpfung empfehlen würde.“ Auch der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte spricht sich für Grippeimpfungen auch bei Kindern aus.