Krefeld (dpa). Bei dem Vorfall in einem Krefelder Kino mit einem niedergeschossenen Verdächtigen gibt es laut Polizei keine Hinweise auf einen terroristischen Anschlag. Die genaue Motivlage sei noch unklar und Gegenstand der Ermittlungen, teilte die Polizei am frühen Morgen mit.
Was wir wissen
Kein Anschlagsversuch: Die Polizei und NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) haben die Tat als versuchten Mord eingestuft. „Es ist nicht das erste Mal, dass der Mensch aufgefallen ist. Er ist mehrfach aufgefallen – als jemand, der Ärger macht“, sagte Reul in Neuss.
Der Verdächtige: Die Polizei hat einen 38-jährigen Mann niedergeschossen. Dabei ist der Verdächtige den Angaben nach verletzt worden und befindet sich zur Behandlung im Krankenhaus. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Es handelt sich laut Polizei um einen Krefelder mit iranischer Nationalität. „Nach jetzigem Stand sieht es danach aus, dass es ein Mensch ist, der psychische Probleme hatte“, sagte Reul.
Der Ablauf: Der Mann legte nach Polizeiangaben drei Brände im Krefelder Stadtteil Cracau, demnach brannten innerhalb kürzester Zeit eine Wohnung, ein geparktes Fahrzeug und ein Bürogebäude in Bahnhofsnähe. Am Arbeitsamt und an einem weißen Minibus der ambulanten Drogenhilfe der Caritas gibt es eingeschlagene Scheiben. Kurz darauf wurde der Verdächtige im Foyer eines Kinos nahe dem Hauptbahnhof niedergeschossen, als er versucht haben soll, dort einen weiteren Brand zu legen. Er wurde festgenommen. Es handele sich um einen „fürchterlichen Vorgang“, sagte Reul: „Wenn einer in einem Kino mit 150 Leuten Benzin vergießt und versucht, einen Brand zu legen, ist das versuchter Mord.“
Die Gefahr: Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei hat der Mann keine Menschen verletzt. Die Polizei ging bereits kurz nach der Festnahme des Mannes davon aus, dass keine weitere Gefahr für die Bevölkerung mehr besteht. Auch bei den drei Bränden wurde niemand verletzt.
Die Ermittler und der Tatort: Der Bereich um das Kino, das sich am Hauptbahnhof befindet, wurde weiträumig abgesperrt. Die Kriminalpolizei übernahm die weiteren Ermittlungen zum konkreten Tatablauf, zum möglichen Zusammenhang der Branddelikte und zum Tatmotiv.

Was wir nicht wissen
Das Motiv: Es gibt noch keine Angaben zum Motiv des Mannes. Die genaue Motivlage sei noch unklar, sagte ein Sprecher der Polizei Essen.
Wie der Mann im Kino versucht haben soll, ein Feuer zu legen, und ob er bewaffnet war, ist bisher nicht bekannt.
Über den Notruf waren am Donnerstagabend gegen 19.50 Uhr laut Polizei zahlreiche Meldungen von drei Bränden eingegangen. „Im Bereich der Philadelphiastraße brannten innerhalb kurzer Zeit eine Wohnung, ein geparktes Fahrzeug und ein Bürogebäude“, hieß es. Man prüfe, ob es sich bei der Wohnung um die Wohnung des Tatverdächtigen handele, sagte eine Polizeisprecherin.
Einem unbestätigten Bericht der „Bild“ zufolge soll der Verdächtige um 19.50 Uhr einen Brandsatz in das Gebäude der Bundesagentur für Arbeit geschleudert haben. Am Arbeitsamt waren in der Nacht von außen zwei kaputte Fensterscheiben zu sehen. Nach WDR-Informationen wollte der Mann mit einem Molotow-Cocktail und einer weiteren Waffe in das Kino.
Unklar ist, wie schwer der 38-Jährige verletzt wurde und ob er vernehmungsfähig ist.
Auch unbekannt ist, wie viele Menschen während des Vorfalls im Kinofoyer waren.