Kommentar

Angriffe in OWL-Kliniken: Respektlosigkeit zieht sich durch alle Schichten

Unser Autor erklärt die Zunahme von Übergriffen gegen Krankenhaus-Mitarbeiter mit bestimmten Entwicklungen. Nun gibt es mehrere Stellen, die gefordert sind.

In Notaufnahmen ist es nur selten ruhig. Vor allem in hektischen Situationen können Klinikmitarbeiter schnell Ziel von Übergriffen werden. | © Julian Stratenschulte

01.10.2024 | 01.10.2024, 17:00

In Notaufnahmen geht es manchmal drunter und drüber. Es ist hektisch, voll, unübersichtlich. Manchmal geht es um Leben und Tod. Nicht allen Patienten geht es schnell genug, nicht alle Angehörigen sind zufrieden mit den Wartezeiten. Das mag bis zu einem gewissen Punkt auch in Ordnung sein. Doch immer öfter schlagen diejenigen über die Stränge, die eigentlich Hilfe wollen.

Egal, ob Beleidigung, Bedrohung, Übergriffe – teils sogar sexuell – oder körperliche Angriffe: Die Mitarbeiter in den Krankenhäusern in der Region und darüber hinaus bekommen eine bedenkliche Entwicklung der Gesellschaft zu spüren: eine Verrohung und eine immer höhere Respektlosigkeit – vor allem gegenüber denjenigen, die eigentlich helfen wollen.

Lesen Sie dazu: Gewalt gegen Klinikpersonal nimmt in OWL massiv zu

Die Respektlosigkeit hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr gezeigt. Vor allem während der Corona-Pandemie. Es sind Junge und Alte, denen diese Charakterschwäche zuzuschreiben ist – es zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. Manchmal sind es der Alkohol oder die Drogen. Manchmal auch psychische Ausnahmesituationen.

Ausnahmesituationen erklären Verhalten – entschuldigen es aber nicht

Doch was tun? Natürlich sind Appelle und Aufrufe an die Gesellschaft, mehr Respekt zu zeigen, richtig. Das reicht aber nicht. In Krankenhäusern kommt es nun mal tagtäglich zu Ausnahmesituationen für alle Beteiligten. Nur die Starken beherrschen sich, zeigen Dankbarkeit für die Arbeit der Helfer – auch wenn es zu Komplikationen kommt. Natürlich erklären solche Situationen auch das Verhalten von Patienten oder Angehörigen. Sie entschuldigen es aber nicht. Egal, ob Beleidigung oder sogar körperlicher Angriff.

Hier ist nun auch die Justiz gefragt, gerade wenn es zu Straftaten wie Bedrohungen oder Körperverletzungen kommt. Verfahren einzustellen und die Straftäter kaum zu verfolgen ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die tagtäglich Menschen helfen und Leben retten.

Vielmehr braucht es Urteile, die Täter gerecht bestrafen und andere Hitzköpfe schon frühzeitig abschrecken. Justiz, Polizei und die gesamte Gesellschaft müssen Krankenhaus-Mitarbeitern Rückendeckung geben. Verdient haben sie es allemal.