Dieser NRW-Millionär erklärt, warum er so wenig Steuern zahlen muss

Düsseldorf. Josef Rick spielt mit offenen Karten – und polarisiert. Das ist ihm egal. Der Unternehmer aus Düsseldorf hat es zum Multimillionär geschafft – auch deshalb, weil er von gesetzlichen Regeln profitiert. Rick räumt freimütig ein: &bdquo;Ich nutze alle steuerlichen Möglichkeiten, die der Staat mir gibt.“ Dennoch kritisiert er genau die, da sie zu &bdquo;unfairen“ Ergebnissen führen würden. Wie passt das zusammen? Der 68-Jährige baut und verkauft Wohnungen in Düsseldorf. Sein Vermögen beläuft sich auf einen zweistelligen Millionen-Wert. Das hat sich Rick erarbeitet. Doch das ist nicht alles. Er profitiere eben auch enorm von steuerlichen Möglichkeiten, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Es sei für ihn ohne Weiteres möglich, seine Steuererklärung zu optimieren – und so Millionen zu sparen. &bdquo;Dafür braucht es, wenn überhaupt, einen aufgeweckten Steuerberater“, sagt Rick – und nennt drei Beispiele. Unternehmensverkäufe müssten nur zu zwei Drittel besteuert werden. Gewinne aus Wertsteigerungen bei Immobilien müssten nach zehn Jahren nicht mehr besteuert werden. Und wenn man neue Häuser baut, kann man derzeit bis zu neun Prozent der Anschaffungskosten der Gebäude jährlich von der Steuer abziehen. Rick fordert eine Steuerreform in Deutschland In der ARD-Sendung Monitor berichtete Rick jetzt, dass er als Unternehmensberater einst eine knappe Million D-Mark jährlich verdiente habe – aber keinen Pfennig Einkommenssteuer zahlen musste. Das sei durch &bdquo;optimale Schlupflöcher für Privilegierte“ möglich gewesen. In den Augen Ricks ist es nicht verwerflich, dass &bdquo;Reiche“ diese Privilegien ausnutzen. Das Problem seien vielmehr die Gesetze, die die Menschen überhaupt erst in diese Situation versetzen würden. Deshalb fordert Rick seit langer Zeit eine Reform. Der Unternehmer bezeichnet die Erbschaftssteuer als &bdquo;eine der ungerechtesten Regeln“ im Land. Menschen, die hohe Summen erbten – mit einer Rendite von zehn Prozent im Jahr, kommen laut Rick in den Genuss, dass sich ihr Einkommen innerhalb einer Generation versiebzehnfacht. &bdquo;Wer 100 Millionen Euro erbt, hat also nach 30 Jahren 1,7 Milliarden Euro – ohne etwas dafür zu tun“, sagt der Immobilienunternehmer und fordert, die Erbschaftssteuer zu erhöhen. Rick schlägt vor, das Einkommen der &bdquo;obersten zehn Prozent“ in Deutschland, die 45 Prozent der gesamten Volkseinnahmen ausmachten, grundsätzlich mit 30 Prozent zu besteuern. Das wäre 15 Prozent unter dem jetzigen Höchststeuersatz. Das würde dem Staat umgerechnet rund 540 Milliarden Euro pro Jahr bescheren – und somit 60 Milliarden mehr, als der gesamte Bundeshaushalt für 2025 beträgt. &bdquo;Die obersten zehn Prozent könnten also den gesamten Haushalt stemmen“, sagt Rick. Die Folge: Der Staat könnte alle Bürger mit einem Einkommen bis 200.000 Euro von der Einkommenssteuer befreien – und die Umsatzsteuer von 300 Milliarden Euro halbieren. Rick nimmt Bundesregierung in die Pflicht &bdquo;Der Erbe hat nichts gezahlt, während der, der sich Vermögen erarbeitet, jeden Euro einkommensversteuern muss“, kritisiert Rick. &bdquo;Wir müssen die Leute, die in der Mitte der Gesellschaft stehen, von den Steuern befreien. Sie zahlen verhältnismäßig am meisten. Das ist nicht fair.“ Der Unternehmer betont, dass seine Vorschläge nicht auf &bdquo;die Villa in München“ oder den &bdquo;Bäckermeister“ abzielten, sondern: &bdquo;Es geht um Vermögen ab 40 Millionen Euro.“ Der Immobilienunternehmer hält es noch aus einem weiteren Grund für falsch, Steuererhöhungen auszuschließen. &bdquo;Als ob ein Unternehmer mehr investieren würde, nur weil die Steuern etwas geringer sind“, sagt Rick. &bdquo;Das hat doch in der Praxis keinen Einfluss.“ Lesen Sie auch: Christian Lindner: Es wird eine falsche Erzählung verbreitet Der einzige Weg, um die lahmende Wirtschaft und Konjunktur im Land anzuschieben, sei ein &bdquo;Impuls“ der Bundesregierung. &bdquo;Es braucht jetzt ein staatliches und expansives Finanzprogramm für öffentliche Aufträge, damit im Land eine Nachfrage entsteht“, sagt Rick. Wenn geliehenes Geld in aktuelle Projekte investiert werde, wie die Sanierung von Schulen, Straßen und Brücken, dann löse das Nachfrage aus – und trage letztlich sogar dazu bei, die Schuldenquote zu senken. Rick glaubt, dass die sich anbahnende &bdquo;Deindustrialisierung“ auch an der Schuldenbremse liege – und die Finanzpolitik von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ein Grund für ausbleibendes Wirtschaftswachstum sei. Millionäre schließen sich in einer Initiative zusammen Mit seinem Blick auf die Steuerpolitik steht Rick nicht allein da. So schließen sich zum Beispiel in der Initiative &bdquo;tax me now“ Vermögende im deutschsprachigen Raum zusammen – und fordern ein &bdquo;gerechtes Steuersystem“, welches auf demokratische und transparente Weise für &bdquo;Umverteilung“ sorge. In seinem wohlhabenden Bekanntenkreis stößt Rick mit seinen Vorschlägen auf unterschiedliche Reaktionen. &bdquo;Natürlich finden das nicht alle gut. Ich werde dafür aber nicht verhauen – und einige können meinen Positionen durchaus auch etwas abgewinnen.“ Umsetzen müssten diese letztlich die politischen Parteien. &bdquo;Es bräuchte mehr Typen wie den früheren SPD-Chef Norbert Walter-Borjans“, meint Rick. Walter-Borjans, der sich als NRW-Finanzminister einst als &bdquo;Robin Hood der Steuerzahler“ einen Namen gemacht hat – Rick kennt ihn seit langem. Doch um ein heikles Thema wie eine stärkere Besteuerung von Reichen anzufassen, brauche es entschiedenen politischen Willen – und eine positive Erzählung, sagt Rick. Dazu will er mit beitragen – und notfalls auch öffentlich immer wieder auf die steuerliche Schieflage hinweisen, obwohl er von ihr direkt enorm profitiert.

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