Sorge um Pflegeinstitut an der Uni Bielefeld: Der Druck auf das Land wächst

Bielefeld/Düsseldorf. Seit 30 Jahren beschäftigt sich das Institut für Pflegewissenschaft (IPW) an der Uni Bielefeld mit wichtigen gesellschaftlichen Themen. In Zeiten der aktuellen Pflegekrise erscheint die Arbeit wichtiger, denn je. Doch es verdichten sich die Anzeichen, dass das Institut in seiner jetzigen Form nicht weiterarbeiten wird. Das führt zu einer Welle der Solidarität. Das Institut wird seit seiner Gründung im Jahr 1995 vom Land NRW institutionell gefördert. Seit 2019 beträgt die Förderung 450.000 Euro jährlich. Das NRW-Gesundheits- und Sozialministerium beabsichtigt nun aber, diese Förderung zum Jahresende auslaufen zu lassen. Das bestätigt das Ministerium auf Anfrage dieser Redaktion. Für die Einrichtung könnte das weitreichende Folgen haben. &bdquo;Noch ist nicht klar, ob es eine alternative Finanzierung gibt. Ohne externe Mittel muss das Institut in seiner aktuellen Form geschlossen werden“, teilt die Uni Bielefeld gegenüber dieser Redaktion mit. Gesundheitsministerium will IPV nicht dauerhaft fördern Das Ministerium von Karl-Josef Laumann (CDU) begründet den Schritt damit, dass eine Förderung eines einzelnen Standorts &bdquo;angesichts der Vielfalt wissenschaftlicher Institutionen“ nicht dauerhaft durch das Haus erfolgen könne - und die Finanzierung wissenschaftlicher Institutionen auch nicht zu seinen originären Aufgaben zähle. Aus Sicht der Universitätsleitung und der Fakultät für Gesundheitswissenschaften hat das IPW in den vergangenen 30 Jahren &bdquo;erfolgreich vielfältige und gesellschaftlich wichtige“ Themen bearbeitet. &bdquo;Viele der Ergebnisse wurden politisch aufgegriffen und haben teilweise auch gesetzlichen Niederschlag gefunden“, heißt es von der Uni. Über die institutionelle Förderung seien im IPW neben der Geschäftsführerstelle 3,6 Wissenschafts- sowie 1,2 Verwaltungs- und Sekretariatsstellen finanziert worden. Offener Brief findet immer mehr Unterstützer In der Branche führen die Ankündigungen aus Düsseldorf zu einiger Aufregung. Einen offenen Brief haben inzwischen mehr als 50 Akteure aus dem Sozial- und Pflegewesen aus ganz NRW und darüber hinaus unterschrieben. Dazu zählen zum Beispiel Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte, die Präsidentin der Pflegekammer NRW, Sandra Postel, der ehemalige AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler und die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler. Eine Schließung des IPW sei ein &bdquo;Schritt in die falsche Richtung“, heißt es in dem Brief, der dieser Redaktion vorliegt. Stattdessen brauche es einen Ausbau der Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung. Lesen Sie auch: Scharfe Kritik am Klinikatlas aus den Krankenhäusern in OWL Die SPD-Fraktion hatte das Thema kürzlich in den NRW-Gesundheitsausschuss des Landtages getragen. &bdquo;In dieser Zeit, in der die Pflege im ganzen Land am Boden liegt und die Versorgung der Menschen in Teilen nicht mehr gewährleistet ist, brauchen wir mehr Wissenschaft, nicht weniger“, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Thorsten Klute. &bdquo;Ich hoffe daher, dass sich noch eine Lösung ergibt.“ NRW schlägt vor, Uni soll IPV-Arbeit in seinen Strukturen fortsetzen Für Ärger hatte jetzt eine schriftliche Antwort von NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) gesorgt. Die Entscheidung, ob die wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Pflegewissenschaften in den Strukturen der Universität weitergeführt werden sollte, liege im Rahmen der Hochschulautonomie &bdquo;bei der Universität selbst“, so Brandes. Der frühere Bielefelder Landtagsabgeordnete Günter Garbrecht, einer der Initiatoren der Unterschriftenaktion, reagierte erbost. Das Land könne die Verantwortung nicht einfach von sich weisen, so Garbrecht. Lesen Sie auch: Betonmenge für Neubau am Bielefelder Klinikum hätte für bis zu 90 Einfamilienhäuser gereicht Auf eine Lösung zielen derweil auch die Aussagen der weiteren Beteiligten ab. Es habe die &bdquo;klare Absicht“, auch in Zukunft mit &bdquo;projektbezogenen Förderungen“ die Pflegewissenschaft zu unterstützen, teilt das Gesundheitsministerium mit. &bdquo;In diesem Zusammenhang würde auch eine Zusammenarbeit mit dem Standort Bielefeld sehr begrüßt – idealerweise in Kooperation und Vernetzung mit weiteren Akteuren in der Pflege.“ Die Uni Bielefeld kündigt an, mit allen inner- und außeruniversitären Beteiligten darüber zu beraten, &bdquo;in welcher Form und mit welcher Ausstattung die erfolgreiche Arbeit des Instituts weiterentwickelt werden kann“.

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