Paar aus OWL erzählt: Der Hype um die Hochzeit – und wie Social Media beeinflusst

Bielefeld. Eine Sommerhochzeit im Juni – das ist klischeehaft der Wunsch vieler heiratswilliger Paare. Doch Hochzeitstermine im Juni dieses Jahres werden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu bekommen sein. Denn viele Locations sind meist schon für Monate oder auch Jahre ausgebucht. Vor allem die, die sich für das perfekte fotogene Hochzeitsevent eignen. Dabei ist die Zahl der Eheschließungen in Deutschland bis auf eine Ausnahme im Jahr 2019 seit den 1950er-Jahren rückläufig. 2023 sank die Zahl der Vermählungen im Vergleich zum Vorjahr um 7,9 Prozent. Insgesamt heirateten im vergangenen Jahr rund 361.000 Paare, 2022 waren es 390.743 Hochzeitspaare. Warum also muss eine Hochzeit so weit im Voraus geplant werden? Die Verlobung von Laura Lohmann (26) und Nico Düllmann (32) aus Bad Salzuflen im Kreis Lippe liegt fast zwei Jahre zurück, ihre Hochzeit findet Mitte Juni statt. &bdquo;Die Location haben wir vor über einem Jahr im Januar 2023 gebucht, eine große Auswahl an Terminen gab es aber nicht“, erinnert sich Düllmann. Zusammen mit dem Termin für die standesamtliche Trauung und der Buchung des DJs für die Feier gehörte die Location zu den ersten Erledigungen des Brautpaares. Die restliche Planung entwickelte sich nach und nach. Inspiration auf Pinterest Obwohl die Lipper viel Inspiration auf Hochzeiten von Freunden und Familie gesammelt haben, spielten auch soziale Medien bei der Ideenfindung eine Rolle. &bdquo;Seit der Verlobung habe ich zumindest Pinterest einmal durchgespielt“, sagt Lohmann, die aber auch feststellen musste, dass viele Hochzeitsideen aus den sozialen Medien vor Ort gar nicht umzusetzen waren. Einer aktuellen Umfrage der Kartenmacherei zufolge, einem Unternehmen zur Gestaltung von Gruß- und Einladungskarten, fühlten sich 26 Prozent von über 500 befragten Brautpaaren während der Hochzeitsplanung durch soziale Medien unter Druck gesetzt. Die Hochzeitsfeier soll die perfekte und auch fotogene Zeremonie sein. Ein Drittel der befragten Männer und Frauen gab außerdem an, dass übertriebene Wünsche und Vorstellungen für Enttäuschung während der Hochzeitsplanung sorgten. 125 Euro pro Gast Dass Social Media und auch die Freunde bei den Vorstellungen an die eigene Hochzeit eine große Rolle spielen können, kann auch Kerstin Girnus bestätigen. Die Bielefelder Paartherapeutin sieht einen Trend zu auffälligen Hochzeiten in der heutigen Zeit. &bdquo;Man möchte auch diese einmalige Erfahrung machen, die man auf anderen Bildern sieht oder die man bei Freundinnen und Freunden erlebt hat“, sagt sie. Manchmal gehe es dann auch gar nicht mehr darum, sich als Paar zu feiern, sondern das Gleiche zu haben, wie andere auch. Dafür sind die Hochzeitspaare bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen. Der Einstiegspreis für Hochzeitsfeiern liegt dem Prokuristen der Eventagentur Fast4ward, Daniel Elsner, zufolge bei 125 Euro pro Gast. &bdquo;Den höchsten Stellenwert in der Planung der Hochzeit hat sicherlich die Location, denn diese Entscheidung ist als Erstes zu treffen“, sagt der Prokurist, der damit die Erfahrungen des Lipper Brautpaares bestätigt. Auch die Eventagentur befinde sich schon jetzt in den Planungen für 2025. Die eigenen Ansprüche wachsen &bdquo;Inflationsbedingt sind die Kosten für Energie, Lebensmittel, Getränke und Personalkosten in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, sodass die Preise sich seit der Corona-Pandemie um circa 15 Prozent erhöht haben“, erklärt Elsner weiter. Doch trotz Krisenzeiten greifen die Heiratswilligen weiterhin tief in die Tasche. Der Umfrage der Kartenmacherei zufolge kalkulierten die Paare 2018 im Schnitt noch mit einem Budget zwischen 5.000 Euro und 10.000 Euro. Inzwischen gebe aber fast jedes vierte Hochzeitspaar zwischen 10.000 und 15.000 Euro für seine Hochzeit aus. Obwohl sich Nico Düllmann und Laura Lohmann zu Beginn ihrer Hochzeitsplanung kein festes Budget gesetzt haben, geben sie zu, dass auch sie die nun unterm Strich stehende Summe nicht erwartet hätten. Dabei haben sie versucht, die Ausgaben durch viel Eigeninitiative und Unterstützung der Freunde und Familie gering zu halten. &bdquo;Aber es summiert sich, weil die eigenen Ansprüche eben auch durch Inspiration von außen wachsen“, sagt Lohmann. Denn auf die Vorzüge eines Fotografen, einer Hochzeitstorte, einer Fotobox und einer Candy Bar möchten die Lipper auch auf ihrer Sommerhochzeit im Juni nicht verzichten.

Meistgelesen