
Der wahrscheinlich unbeliebteste Tag, um ein Kind zu bekommen, scheint der 29. Februar zu sein. So unbeliebt, dass im letzten Schaltjahr 2020 das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) keine einzige Geburt verzeichnete. „Geplante Geburten sind an dem Tag sowieso selten, aber dass auch keine ungeplante Geburt auf den Tag fällt, ist doch schon etwas Besonderes“, sagt Constanze Banz-Jansen, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am EvKB.
Bei geplanten Geburten versuchen Eltern regelmäßig, den Termin zu verschieben. Sie wünschen lieber eine frühere oder spätere Geburt, weil sie ihrem Kind den ungewöhnlichen Geburtstag ersparen wollen. Diesem Wunsch kann in der Frauenklinik bei geplanten Geburten meistens auch nachgegangen werden, weil dort im Schnitt sechs Kaiserschnitte pro Woche geplant sind. Bei so einer überschaubaren Anzahl gehe laut Banz-Jansen der Wunsch der Eltern noch gut auf. Ungeplante Geburten würden allerdings nicht künstlich hinausgezögert.
Es gibt aber auch Eltern, die sich den 29. Februar als Geburtstag für ihr Neugeborenes explizit wünschen. So beispielsweise in den Mühlenkreiskliniken im Kreis Minden-Lübbecke. Hier entschieden sich für dieses Jahr zwei Paare bewusst bei der Kaiserschnittplanung für diesen Tag, um ihrem Kind einen besonderen Geburtstag zu schenken. Das sei aber auch eher die Ausnahme.
Geburtstag am 29. Februar: „Als Kind fand ich das doof“

Wie es ist, ein Schaltjahreskind zu sein, kann Franziska Kesegi berichten. In ihrem Ausweis steht der 29. Februar als Geburtsdatum. „Du hast ja eigentlich gar nicht Geburtstag!“ Diesen Satz durfte sie sich früher oft anhören. „Als Kind fand ich das immer doof“, sagt die heute 39-Jährige.
Erst im Erwachsenenalter habe sie ihren Geburtstag lieben gelernt und erkannt, dass es etwas Besonderes ist, am 29. Februar Geburtstag zu haben. Gefeiert hat sie bisher jedes Jahr am 28. Februar. „Meine Mama meinte früher, dass ich auch im Februar geboren bin und deshalb auch im Februar gefeiert wird“, sagt Kesegi. Dieses Jahr wird sie 40 Jahre alt – oder zehn – je nachdem, wie man die Geburtstage zählt.
Behörden rechnen außerhalb von Schaltjahren tatsächlich mit dem 1. März als Geburtsdatum, zum Beispiel wenn es um die Volljährigkeit geht. Der Grund: Am 1. März sei das Lebensjahr des Schaltjahreskindes in jedem Fall vollendet.
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Die Anzahl von Schaltjahreskindern, die in Ostwestfalen-Lippe leben, ist laut einer Abfrage dieser Zeitung je nach Wohnort sehr unterschiedlich. In Bielefeld leben 200 Erwachsene und 27 Kinder, die am 29. Februar Geburtstag haben. Im Kreis Lippe sind es 177 Erwachsene und 30 Kinder, die an dem Tag Geburtstag haben. Der Kreis Herford folgt mit 140 Erwachsenen, die Stadt Paderborn hat 81 Schaltjahreskinder registriert und die Stadt Minden 48 Personen. In ganz Nordrhein-Westfalen sind es in diesem Jahr über 11.000 Menschen, die am 29. Februar ihren Geburtstag feiern.