Neuer Club in OWL: So verändert sich die Rocker-Szene in NRW

Bielefeld. Die Rocker-Szene in NRW verändert sich. Zwar hat sich die Zahl der Mitglieder sogenannter Outlaw Motorcycle Gangs (OMCGs) wie den berüchtigten Hells Angels in den vergangenen Monaten kaum verändert, dennoch gibt es Bewegung. Die Veränderungen reichen bis nach OWL. Insgesamt zählt das Landeskriminalamt (LKA) in NRW 891 Mitglieder der sechs großen Rocker-Clubs, aufgeteilt in 65 Ortsgruppen (sogenannte Chapter, bei den Hells Angels heißen diese Charter). Das berichtete eine Sprecherin auf Anfrage dieser Zeitung. Sechs Monate zuvor waren es 888 Mitglieder (64 Ortsgruppen). Der größte Club sind die Freeway Riders mit 432 Mitgliedern, die Hells Angels kommen auf 190, der Gremium MC auf 173. Die berüchtigten Bandidos tauchen nicht mehr in den Auswertungen auf. Im Sommer 2021 wurde die Dachorganisation &bdquo;Federation West Central“ verboten, die alle Chapter in NRW sowie umliegenden Bundesländern einschloss. Damals kamen die Bandidos im Bundesland auf etwa 370 Mitglieder in 30 Chaptern. Im September 2023 bestätigte das Bundesverwaltungsgericht das Verbot endgültig. &bdquo;Daher wird der Bandidos MC mit Beginn des Jahres 2024 nicht mehr als OMCG in Nordrhein-Westfalen gelistet“, berichtete die LKA-Sprecherin. Neue Gruppe in Paderborn Von dem Verbot betroffen war auch ein Ableger im Raum Paderborn. Seit wenigen Monaten scheint es allerdings einen neu gegründeten Unterstützer-Club in der Stadt zu geben: die &bdquo;Vatos Locos“, eine Gruppierung, die ursprünglich aus dem Ruhrgebiet kommt. Farben und Auftreten ähneln denen der Bandidos – typisch für Unterstützer-Clubs. Dieser Redaktion liegen Fotos vor, die Mitglieder in Kutte mit &bdquo;Paderborn“-Aufnähern zeigen. Die Polizei Bielefeld äußert sich auf Anfrage nicht zu dem neuen Rockerclub. Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, berichtet generell: &bdquo;Solche Gründungen von Unterstützungen stellen wir immer wieder fest.“ Dies sei vor allem bei den Bandidos in jüngerer Vergangenheit zu beobachten. In Sicherheitskreisen gibt es die Vermutung, Gründungen von Supporter-Clubs im Umfeld der verbotenen Bandidos könnten dazu dienen, die Vormachtstellung in einem Gebiet öffentlichkeitswirksam zu erhalten. Diese Redaktion stieß bei Recherchen auf ähnliche Clubs auch im Münsterland und dem Ruhrgebiet. Aus dem LKA heißt es dazu nur: Mögliche Nachfolgeorganisationen der Bandidos seien bisher nicht bekannt. Erkenntnisgewinnung für Polizei wird schwieriger Sicherheitsbehörden weisen immer wieder auf eine hohe Fluktuation in der Szene hin: Mal lösen sich Chapter auf, an anderer Stelle entstehen sie neu. Mitglieder treten Clubs bei, andere verlassen die Gang wieder – in seltenen Fällen wechseln sie sogar die Seiten. &bdquo;Das macht die Erkenntnisgewinnung nicht einfacher“, sagt Rettinghaus. &bdquo;Hinzu kommen Kuttenverbote, durch die Rocker oft auf den ersten Blick nicht erkennbar oder zuzuordnen sind. Manche Ortsgruppen verzichten auch auf Clubhäuser.“ >>> OWL-Crime mit Podcast: Rocker-Chef in Bielefeld – Das Verschwinden von Rezan Cakici Von einer sinkenden Gefahr durch Rocker könne man jedoch nicht sprechen, betont Rettinghaus. Auch die LKA-Sprecherin warnt: &bdquo;Grundsätzlich ist bei Auseinandersetzungen zwischen oder unter Beteiligung von Mitgliedern der relevanten OMCGs mit einem hohen Gewaltpotenzial auch unter Einsatz von Schusswaffen zu rechnen.“ Immer wieder Gewalttaten – vor allem Hells Angels beteiligt In den vergangenen Monaten sorgten mehrere Gewalttaten in der Rocker-Szene in NRW für Schlagzeilen, darunter mehrere Fälle mit Beteiligung der Höllenengel in Köln. Bilanz: mehrere Verletzte, ein Toter. Und auch ein Fall aus OWL zeigte die Gefährlichkeit der Szene: Mitglieder des Bielefelder Charters sollen einen ehemaligen Rocker unter anderem mit einem Baseballschläger schwer verletzt haben. Die Bielefelder Ortsgruppe löste sich in der Folge auf. &bdquo;Solche Auflösungen stellen wir immer dann fest, wenn ein Verbot im Raum stehen könnte“, sagt Rettinghaus. &bdquo;Die Szene weiß mittlerweile, dass das Handeln der Behörden oft auf Vereinsverbote abzielt. Um das zu verhindern, nehmen sie sich oft Anwälte und nutzen die geltenden Gesetze ausgeklügelt aus.“ Generell halte sich die Szene immer bewusster zurück. Er betont: &bdquo;Generell möchten Rocker natürlich im Verborgenen agieren. Durch ihr martialisches Auftreten sorgen sie jedoch für Einschüchterungen.“ So ist die Rocker-Szene in OWL aufgestellt Trotz der Auflösung des Bielefelder Charters registrieren die Behörden in OWL weiterhin einen Ableger der Hells Angels – ebenfalls in Bielefeld mit dem Namen &bdquo;Hellfield“. Zudem gibt es im Kreis Lippe zwei Chapter der Freeway Riders (in Bad Salzuflen und Schieder-Schwalenberg) sowie ein Chapter des Brothers Guard in Blomberg (ebenfalls Kreis Lippe). Das Personenpotenzial dürfte sich nach Auswertungen dieser Redaktion auf eine mittlere zweistellige Zahl belaufen. Anders als in anderen Regionen sieht die Polizei Bielefeld hier jedoch keinen &bdquo;Brennpunkt“.

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