Hochwassergefahr bleibt bestehen: Keine Entwarnung für NRW

Bielefeld/Düsseldorf. In den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen ist die Lage weiterhin bedrohlich. Auch Ostwestfalen-Lippe bleibt vom Dauerregen nicht verschont. Obwohl die Pegel der einzelnen Gewässer zum Teil sogar stark sinken, geben Experten keine Entwarnung. Der Deutsche Wetterdienst rechnet am Wochenende mit erneuten Regenfällen von mehreren Litern pro Quadratmeter. &bdquo;Wir haben die Hochwasserlage der vergangenen Tage sehr gut gemeistert. Trotz sinkender oder stagnierender Pegel gibt es aber keinen Anlass zur Entwarnung“, sagt NRW-Umweltminister Oliver Krischer. Die Lage müsse durchgehend beobachtet werden, denn die Weser, wie beispielsweise in Minden, führe so viel Wasser wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr und steuere auf Rekordwerte zu. An solche extremen Wetterbedingungen müsse man sich aber gewöhnen, denn sie seien keine Seltenheit mehr, erklärt Krischer: &bdquo;Dieses Jahr wird das regenreichste Jahr seit den Wetteraufzeichnungen werden. In Zukunft werden wir uns wohl solchen Herausforderungen öfter stellen müssen.“ Wettlauf gegen die Zeit Der Dauerregen bis Samstagfrüh habe aber keine signifikanten Auswirkungen auf den Wasserpegel der Weser. &bdquo;Tendenziell nimmt er ab, und die Wassermassen bewegen sich Richtung Bremen. Der Scheitel in NRW ist erreicht“, sagt Marc Scheibel vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV NRW). Es gebe aber auch Ausnahmen, denn an den OWL-Messstellen in Porta, Vlotho und Petershagen überschreitet der Schwellenwert noch die höchste Warnstufe 3. >>> Überblick: Die Hochwasserlage in OWL im Überblick Größere Auswirkungen kann die Regenfront auf kleinere Gewässer sowie die Deiche haben. &bdquo;Das System hat funktioniert. Aber die Böden sind aufgeweicht, und an manchen Deichen gibt es Sanierungsbedarf“, sagt Krischer. So wie in Vlotho, wo ein Deich zu brechen drohte. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) konnten ihn mit Tausenden Sandsäcken stabilisieren. Die Verantwortung für die Instandsetzung des Deiches liege übrigens bei denen, die den Deich gebaut haben, heißt es vom Umweltministerium. In der Regel sind Deichverbände sowie die Kommunen verpflichtet. Die Probleme werden die Einsatzkräfte noch bis ins kommende Jahr begleiten, denn schon am Montag sind laut DWD neue Regenschauer angekündigt. &bdquo;Die Lage könnte also wieder kritischer werden“, sagt Scheibel. Die Regenpause am Samstag und Sonntag müsse daher sinnvoll genutzt werden. Talsperren lassen teilweise Hochwasser ab, um sich für die kommenden Wassermassen zu rüsten, Überflutungsräume sollen zudem zur Entspannung beitragen. &bdquo;Auch geringe Mengen Wasser könnten sonst zum Problem werden“, meint Krischer. Experten fordern mehr Hochwasserschutz Für Frank Obenaus, Vorstand Wassermanagement und Technik bei der Emschergenossenschaft und beim Lippeverband, gehen die Maßnahmen zum Hochwasserschutz nicht weit genug: &bdquo;Da werden wir aber einen langen Atem brauchen, das sind Projekte, die sicherlich in den nächsten zehn Jahren umgesetzt werden müssen, um dort in Schritten zu mehr Aufnahmefähigkeit der Ballungsräume zu führen“, sagte er im WDR. Neben den Rückhaltebecken brauche man &bdquo;Notpolder“, also Speicherflächen für das Wasser im Bedarfsfall. Zudem müsse aber auch die Wasseraufnahme-Kapazität in den Siedlungsgebieten verstärkt werden, und gerade hier müsse in den nächsten Jahren noch viel geschehen. Dass die Deiche zum jetzigen Zeitpunkt schon an manchen Stellen versagen, sorge ebenfalls für Verwunderung. Es zeige, dass erhöhter Sanierungsbedarf notwendig ist. Bis 2025 sollen eigentlich 40 Maßnahmen für die Instandsetzung der Deiche am Rhein auf einer Länge von 85 Kilometern abgeschlossen sein – dieses Ziel wird vom Umweltministerium allerdings verfehlt werden, kündigte Krischer an. In NRW gibt es insgesamt auf einer Länge von 530 Kilometern Deiche zum Schutz vor Hochwasser.

Meistgelesen