Bielefelder Senne-Mord: Täter will ans Erbe seiner getöteten Frau

Bielefeld/Hamm. Er tötete seine Ehefrau - und will dennoch an ihr Erbe. Ein Gericht erklärte den Bielefelder Georgios S. wegen seiner Tat zwar für erbunwürdig. Aber er beteuert bis heute seine Unschuld im sogenannten Senne-Mord und streitet weiter um das Geld. Rückblick: Georgios S. und seine Frau Tanja S. (damals 41) leben 2016 bereits seit geraumer Zeit getrennt. Sie hat bereits einen neuen Lebensgefährten. Die Beziehung soll schon immer ein Auf und Ab gewesen sein - mal trennte man sich, mal versöhnte man sich wieder. Einmal vor Jahren soll er sie gar mit einer Waffe bedroht haben. Nach Jahren in der kriselnden Beziehung folgte schließlich die Trennung. Was damals noch beide einte: die gemeinsamen Söhne - im September 2016 waren sie zehn und zwölf. Georgios S. zog nach der Trennung 2014 nach Bad Oeynhausen (Kreis Minden-Lübbecke), hier führte er seine Firma, übernachtete zeitweise auch dort. Angehörige sagten später vor Gericht aus, sie hätten sich da schon Sorgen um Tanja S. gemacht. Grund waren mysteriöse Vorfälle nach der Trennung. So brannte beispielsweise einmal das Pumpenhaus des Pools auf dem Grundstück des Elternhauses im Bielefelder Süden. Hier lebte Tanja S. Ob Georgios S. den Brand legte, ließ sich nie klären. Zwei Schüsse aus Schrotflinte Die Angehörigen sollten mit ihren Befürchtungen Recht behalten. An einem sonnigen Tag Mitte September 2016 machte Tanja S. sich morgens - es war nicht mal 8 Uhr - auf den Weg zur Arbeit. Doch an der Ausfahrt lauerte ein maskierter Mann, schoss mit einer Schrotflinte zwei mal und traf Tanja S. tödlich. Der Täter flüchtete, hinterließ aber Maske, Patronenhülsen und ein Gewehrfutteral, eine Art Tasche für Langwaffen. Rasch stießen die Ermittler auf Georgios S., unter anderem, weil sie seine DNA an den Gegenständen sicherstellten. Im Mai 2017 wurde er schließlich wegen Mordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Doch S. beteuerte immer wieder seine Unschuld, versuchte auf juristischem Wege, diese zu beweisen. Ohne Erfolg. Erbe in Höhe von etwa 500.000 Euro Trotz rechtskräftigem Urteil und erfolglosen Wiederaufnahmeanträgen von Georgios S. beschäftigt der Fall noch immer die Justiz. Es geht um das Erbe, das Tanja S. hinterlässt: Haus, Schmuck, Bankguthaben - insgesamt etwas mehr als 500.000 Euro. Geht es nach der gesetzlichen Erbreihenfolge, stünde Georgios S. die Hälfte davon (rund 250.000 Euro) zu - die andere Hälfte ginge an die gemeinsamen Söhne. Doch die erhoben unmittelbar nach Abschluss des Strafverfahrens gegen den Vater Anfechtungsklage; sie wollten die Erbberechtigung kippen. Das Landgericht Bielefeld stimmte den Kindern und ihrem Vormund zu, doch Georgios S. legte Berufung am Oberlandesgericht Hamm ein. Sein Versuch blieb aber ohne Erfolg - ebenso das Bemühen, doch noch seine Unschuld zu beweisen. Georgios S. verdächtigte neuen Lebensgefährten Generell gilt in der Justiz als erbunwürdig, wer den Erblasser vorsätzlich oder widerrechtlich tötet. Doch das Ausscheiden als Erbe tritt nicht automatisch ein, sondern muss durch eine Anfechtungsklage erwirkt werden. Das Gericht ist dabei nicht zwangsläufig an ein Urteil, beispielsweise wegen Mordes, gebunden, sondern muss sich selbst von der widerrechtlichen Tötung überzeugen. Das Urteil kann jedoch als Beweis verwendet werden. Doch Georgios S. sah sich im Unrecht - er beharrte weiter auf seiner Unschuld. In einem Brief wandte er sich an die Richter. Plötzlich verdächtigte er den damaligen neuen Lebensgefährten von Tanja S., sie getötet zu haben. Maske, Patronenhülse und Waffentasche, an der Georgios S.' DNA gefunden wurde, habe der neuen Lebensgefährte gezielt am Tatort platziert, so seine Behauptung. Widersprüche und Ungereimtheiten Das Gericht schenkte der Ausführung von S. im Oktober 2022 keinen Glauben. Selbst sein Anwalt soll ihm von seiner neuen Anschuldigung abgeraten haben. Wieso hat der Unternehmer seinen Verdacht gegen den damaligen Lebensgefährten seiner Frau nicht schon vorher genannt? Eine Erklärung lieferte der Unternehmer nicht. Und auch die angebliche falsche Spur, die der Mann gelegt haben soll, konnte nicht bewiesen werden. Im Gegenteil: Sie spricht unter anderem gegen die zeitlichen Abläufe der Tat. Der Senne-Mord wird die Justiz auch weiter beschäftigen. Georgios S. geht auch gegen das Urteil des OLG Hamm juristisch vor. Die Sache liegt nun beim Bundesgerichtshof. Eine Entscheidung steht noch aus.

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