Droge

NRW will Cannabis-Legalisierung stoppen

Ein wichtiger Grund seien "die Gefahren Cannabis-bedingter Hirnschädigungen bei jungen Erwachsenen bis 25 Jahren", heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Mehrere Städte in NRW haben Interesse, Modellregion für die kontrollierte Cannabis-Abgabe zu werden. | © Christoph Soeder

24.05.2023 | 24.05.2023, 06:42

Düsseldorf (AFP/epd). Nach Bayern will nun auch Nordrhein-Westfalen die Legalisierung von Cannabis stoppen. Das Gesundheitsministerium in Düsseldorf spreche sich "grundsätzlich" gegen die Zulassung von Modellvorhaben aus, sagte die Sprecherin von Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe).

Ein wichtiger Grund seien "die Gefahren Cannabis-bedingter Hirnschädigungen bei jungen Erwachsenen bis 25 Jahren". Zudem habe der Bund bisher keine Lösung vorgelegt, wie die geplanten Modellregionen mit geltendem Völker- und Europarecht vereinbar seien, fügte die Ministeriumssprecherin hinzu.

Zuvor hatte bereits Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) scharfe Kritik an den Plänen der Ampel-Koalition zur Cannabis-Legalisierung in Modellregionen geübt. Nach Köln und Münster signalisierten allerdings weitere Städte in Nordrhein-Westfalen Interesse, Modellregion zu werden. Bonn stehe dem grundsätzlich positiv gegenüber, sagte der Sprecher der Stadt Bonn der "Rheinischen Post".

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Auch Düsseldorf schließt eine Beteiligung als Cannabis-Modellregion nicht aus: Für eine fundierte Entscheidung, ob sich die Landeshauptstadt an regionalen Modellvorhaben beteilige, bedürfe es allerdings "einer klaren Rechtslage", sagte die Sprecherin von Düsseldorf der "Rheinischen Post". Die bundespolitischen Rahmenbedingungen seien noch sehr vage.

Die Bundesregierung will Cannabis noch in diesem Jahr teilweise legalisieren. Für Erwachsene ab 18 Jahren soll der Besitz von 25 Gramm Cannabis und der Anbau von drei Hanfpflanzen für den privaten Gebrauch noch in diesem Jahr legalisiert werden. Die Pläne sehen eine staatlich kontrollierte Abgabe über Vereine sowie den privaten Eigenanbau mit bis zu drei Pflanzen vor. In einem zweiten Schritt soll in Modellregionen der Verkauf über lizenzierte Fachgeschäfte getestet werden.

Ärzte: Suchtpotenzial von Cannabis wird unterschätzt

Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein-Westfalen befürchten, dass eine Cannabis-Legalisierung die Behandlungszahlen bei Suchterkrankungen und depressiven Störungen steigern könnte. Das Suchtpotenzial der Droge und die Auswirkungen auf die ambulante Versorgung würden in der politischen Diskussion „massiv unterschätzt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), Frank Bergmann, in Düsseldorf.

„Ich bin in höchstem Maße skeptisch und fürchte, dass die Politik im Falle einer Legalisierung schwerwiegende Gefahren für die Gesundheit von Jugendlichen bewusst in Kauf nimmt“, sagte der Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Unter-18-Jährige würden sich die Droge vermutlich auch bei einer Legalisierung für Erwachsene weiterhin auf dem Schwarzmarkt besorgen.

Der Chef der Psychotherapeutenkammer NRW, Gerd Höhner, verwies darauf, dass die psychotherapeutischen Kolleginnen und Kollegen im Land bereits jetzt oft am Limit arbeiteten und den Therapiebedarf der Patientinnen und Patienten teils nur unzureichend decken könnten.