Europaweiter Großeinsatz gegen Mafia - Durchsuchungen und Festnahmen in NRW

Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland fand am Mittwoch ein europaweiter Großeinsatz statt. Mehr als 1.000 Beamte waren bundesweit im Einsatz. Ermittelt wird wegen Geldwäsche, bandenmäßiger Steuerhinterziehung, gewerbsmäßigem Bandenbetrugs sowie Rauschgiftschmuggels. Die Beschuldigten sind mutmaßlich Verantwortliche, Mitglieder und Unterstützer der Mafiaorganisation 'Ndrangheta. Das teilte das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) mit. In NRW durchsuchten etwa 500 Einsatzkräfte - darunter die Einsatzhundertschaft, das Spezialeinsatzkommando und Diensthundeführer - insgesamt 50 Objekte, so das LKA NRW. Dabei handelte es sich um Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte. 18 Personen wurden verhaftet. Hintergrund des Einsatzes ist ein Verfahren der bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW). Ermittelt wird gegen mutmaßliche Verantwortliche, Mitglieder und Unterstützer der 'Ndrangheta. Der Schwerpunkt der Aktion in NRW lag in Bedburg, Bergisch-Gladbach, Siegen und Wuppertal, teilte die ZeOS NRW mit. Durchsuchungen gab es auch in Bergkamen, Breckerfeld, Castrop-Rauxel, Datteln, Dortmund, Essen, Fröndenberg, Hagen, Hattingen, Netphen, Neuss und Velbert. Es habe bei den Razzien keinen Widerstand gegeben, sagte eine Sprecherin des NRW-Landeskriminalamtes. Eiscafé in NRW als Mafia-Stützpunkt Einer Gruppe von sieben Beschuldigten wird vorgeworfen, auf Anweisung eines ranghohen 'Ndrangheta-Mitglieds aus Kalabrien ein Eiscafé in Siegen betrieben zu haben. Den italienischen Behörden zufolge soll es sich dabei um einen führenden Verantwortlichen im internationalen Kokainhandel handeln. Der Vorwurf: Einen Teil des Erlöses aus den Drogengeschäften, 400.000 Euro, soll der Verdächtige in eine Eisdiele investiert haben. Dort wiederum sollen Drogengelder gewaschen worden sein. Außerdem soll die Eisdiele der 'Ndrangheta als Logistikstützpunkt gedient haben. Dringend tatverdächtig sei auch ein im Fokus der Ermittlungen stehender 62-Jähriger aus dem Raum Hattingen. Als führender Kopf soll er ein internationales Betäubungsmittel-Netzwerk betrieben haben. Für hochrangige 'Ndrangheta-Mitglieder sei dort vor allem Kokain geschmuggelt worden. Der 62-jährige Hauptbeschuldigte steht überdies im Verdacht, bereits in den Jahren 2008/2009 mindestens eine Tonne Kokain nach Italien transportiert zu haben. Insgesamt gibt es den Ermittlern zufolge 35 Beschuldigte in NRW. Ermittelt wurde seit Juli 2020. Die Hinweise waren damals von italienischen Strafverfolgungsbehörden gekommen. &bdquo;Das ist jahrzehntelang gewachsen, eine kriminelle Struktur, nur cleverer als die Clans und im Geheimen“, sagte Reul am Donnerstag in einem Interview des Nachrichten-Podcast &bdquo;The Pioneer“. &bdquo;Die nutzen normale Wege, die kaufen Häuser, die kaufen Autos, die haben Eisdielen. Sie erwecken den Eindruck, dass da ein Riesen-Umsatz ist, in Wirklichkeit wird da Geld gewaschen.“ Deshalb sei es auch kein Wunder, dass die Mafia wirtschaftlich starke Gebiete wie NRW als Rückzugsraum nutze. Nicht nur Einsätze in Deutschland Auch in den anderen Bundesländern waren Dutzende Beamte im Einsatz. In Bayern wurden nach LKA-Angaben mehr als zehn Objekte mit etwa 130 Einsatzkräften durchsucht - vier Personen wurden verhaftet. In Rheinland-Pfalz sorgten 500 Beamte für die Verhaftung von zehn Personen und die Durchsuchung von 50 Gebäuden. Unterstützt wurden sie dabei von Spezialeinheiten des Bundes, des Zolls und der Steuerfahndung. Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) sprach gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur" (dpa) von einem &bdquo;wirkungsvollen Schlag“ gegen die Mafia. &bdquo;Vom heutigen Tag geht das ganz deutliche Signal aus: Für die Organisierte Kriminalität ist kein Platz in Europa und für sie ist ganz sicher auch kein Platz hier bei uns in Rheinland-Pfalz.“ Die Strafverfolgungsbehörden seien wachsam und schlagkräftig. Machenschaften krimineller Organisationen würden entschlossen und konsequent verfolgt. Zwei im Saarland gesuchte Männer konnten im Rahmen der Ermittlungsaktion zudem in Italien verhaftet werden. Auch in Thüringen wurden vier Objekte durchsucht und eine Person verhaftet. Wie das LKA NRW mitteilt, dienten die Einsätze zur Sicherstellung von Beweismaterial. An der europaweiten Ermittlungsaktion waren zudem weitere Sicherheitsbehörden aus Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien beteiligt, die zeitgleich agieren. Involviert waren ebenso Europol und Eurojust. Das Verfahren wird durch die Europäische Kommission unterstützt, wie das LKA NRW mitteilt. Das ist die 'Ndrangheta &bdquo;Über Jahrzehnte hinweg ist Deutschland zu einem sicheren Hafen für Mafia-Milliarden, Geldwäsche und Steuerhinterziehung geworden“, sagte der Grünen-Innenpolitiker Marcel Emmerich gegenüber der dpa. &bdquo;Die Razzien dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass italienische Mafiaorganisationen in Deutschland größtenteils unentdeckt weiter ihre brutalen Geschäfte betreiben“, fügte er hinzu. Es sei wichtig, hier entschlossen dranzubleiben, Strukturermittlungen und die Analysefähigkeit der Sicherheitsbehörden zu stärken. Die 'Ndrangheta hat ihre Wurzeln im italienischen Kalabrien, die Mafia ist aber auch in Deutschland aktiv. Sie ist nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) derzeit die &bdquo;relevanteste Mafia-Gruppierung“ mit einer dominanten Stellung auf dem europäischen Kokainmarkt. &bdquo;Sie versucht, ihr Territorium auszuweiten und Einfluss auf kalabrische Migrantengemeinschaften auszuüben“, erklärte das BKA gegenüber der dpa.

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