Pankreaskarzinom: Rentner kämpft erfolgreich gegen sein Todesurteil

Hiddenhausen/Bielefeld. &bdquo;Mein Todesurteil“: Das ist der erste Gedanke, der Frank Hennig in den Sinn kommt, als ihm seine Ärztin offenbart, dass sie während einer Operation Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt hat. &bdquo;Das war ein Schock“, sagt der 65-Jährige, denn der Rentner aus Hiddenhausen (Kreis Herford) weiß, was ihn erwartet. Nur zehn Jahre zuvor ist seine Mutter an der Krankheit verstorben. Doch entgegen aller Erwartungen kämpft Hennig mit großen Erfolgen gegen eine Krankheit, die als eine der tödlichsten Krebsarten überhaupt gilt. Vor einem Jahr bemerkt Hennig, dass etwas nicht stimmt. &bdquo;Ich hatte immer wieder starke Bauschmerzen, die ich auch mit Medikamenten nicht in den Griff bekommen habe.“ Eine Blutuntersuchung beim Hausarzt deutet auf eine Entzündung im Gallenbereich hin. Als sich die Werte verschlechtern, wird er ins Krankenhaus geschickt. Im Klinikum Herford äußern Mediziner dann erstmals den Verdacht, dass die Bauchspeicheldrüse entzündet ist. &bdquo;Da hatte ich das erste Mal Angst“, sagt der 65-Jährige. Doch Krebs können die Ärzte trotz diverser Untersuchungen nicht feststellen. &bdquo;Es blieb bei der Diagnose, deshalb wurde ich auf Diät gesetzt und nach einer Woche entlassen.“ Erst eine Operation offenbart den Krebs Zunächst bessern sich die Beschwerden auch, doch dieser Zustand hält nicht lange an. Allerdings ändert sich auch anderthalb Monate später, im Rahmen einer Kontrolluntersuchung bei einem Radiologen, nichts an der Diagnose. &bdquo;Aufgrund meiner familiären Vorgeschichte hatte ich mich zu dieser Zeit aber bereits nach einer Fachklinik umgesehen, weil ich wissen wollte, warum die Bauchspeicheldrüse entzündet ist.“ Im März 2022 wird Hennig dann im Pankreaszentrum am St. Josef-Hospital Bochum untersucht, doch auch dort finden Ärzte zunächst keine Erklärung für die Entzündung – bis sie den Rentner operieren. &bdquo;Kurz nachdem ich aus der Narkose erwachte, sagte mir meine Ärztin, dass sie ein großes Pankreaskarzinom entdeckt hat. Ich war geschockt.“ &bdquo;Hätte ich mich nicht gekümmert, wäre ich heute vielleicht tot" Kurz darauf wird Hennig für eine spezielle Untersuchung der Nuklearmedizin nach Essen geschickt. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET-CT) liefert Informationen über Funktionsvorgänge im Körper. &bdquo;Damit wurde der Krebs sichtbar. Die vielen Untersuchungen mit CT, MRT und Ultraschall schafften das nicht, obwohl man ja als Laie davon ausgeht, dass dort eigentlich alles zu sehen ist.“ Rückblickend schlussfolgert der 65-Jährige daraus: &bdquo;Hätte ich mich nicht um einen Termin in einer Fachklinik gekümmert, wäre ich heute vielleicht schon tot. Daher rate ich allen Betroffenen dazu, nie locker zu lassen.“ Als feststeht, dass Hennig an Bauchspeicheldrüsenkrebs leidet, das Karzinom aber zu groß für eine operative Entfernung ist, empfehlen ihm die Ärzte Chemotherapie, um den Tumor zu verkleinern. &bdquo;Um näher bei meiner Frau zu sein, konnte ich die Chemotherapie im Pankreaszentrum am Klinikum Bielefeld machen.“ Der Plan: Alle zwei Wochen wird Hennig für eine Runde der Chemotherapie für jeweils drei Tage stationär aufgenommen, in dieser Zeit werden ihm ohne Unterbrechung über 56 Stunden die Medikamente intravenös verabreicht. Chemotherapie: Aus zwölf Durchgängen werden nur vier Aus den geplanten zwölf Chemotherapie-Durchgängen werden nur vier. &bdquo;Ich war mit meinen Kräften am Ende.“ Doch die Therapie zeigt trotzdem großen Erfolg. &bdquo;Eine erneute PET-CT-Untersuchung zeigte, dass meine Bauchspeicheldrüse zwar noch entzündet war, aber die Krebszellen nicht mehr aktiv waren.“ Nun besteht auch die Chance, das Karzinom zu entfernen. Im Klinikum Bielefeld wird Hennig von Marcel Binnebösel, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, und Stephan M. Probst, leitender Oberarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, behandelt. &bdquo;Im Juni wurde meine Bauchspeicheldrüse entfernt, ebenso wie die Milz und Teile vom Magen und Dünndarm“, erklärt Hennig. Inzwischen lebt der Rentner wieder zu Hause. &bdquo;Mir geht es gut, auch wenn ich noch dabei bin mich zurückzukämpfen.“ Der 65-Jährige hat aufgrund der belastenden Therapien 15 Kilogramm Gewicht verloren, obwohl er schon vor der Erkrankung schlank war. Außerdem ist Hennig jetzt Diabetiker und auf diverse Medikamente angewiesen, da die Bauchspeicheldrüse nicht nur für die Insulinproduktion verantwortlich ist, sondern auch für die Produktion von Verdauungssäften, die für die Zerkleinerung der Nahrung im Darm notwendig sind. &bdquo;Ich muss zwar zunehmen, aber genau darauf achten, wann, was und wie viel ich esse. Das alles muss sich noch einstellen.“ &bdquo;Selbst bei vermeintlichen Todesurteilen gibt es immer Grund zur Hoffnung" Unterstützung dabei und während des gesamten vergangenen Jahres erfährt Hennig durch seine Frau, Kinder und Enkel, andere Betroffene, Ärzte und Therapeuten, aber auch durch seinen Glauben. &bdquo;Ich habe gelernt, dass man niemals aufgeben sollte, da es selbst bei vermeintlichen Todesurteilen immer Grund zur Hoffnung gibt.“ Das bestätigt auch Chirurg Binnebösel. &bdquo;Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine aggressive Erkrankung, die schlechtere Prognosen als andere Krebsarten hat, weil sie oft erst spät erkannt wird. Doch die Behandlungsmöglichkeiten haben sich verbessert, sodass wir heute mehr Menschen helfen können, als noch vor fünf Jahren.“ Die Geschichte von seinem Patienten Frank Hennig zeige das eindrücklich. &bdquo;Das ist ein toller Verlauf, den wir zum Glück häufiger sehen.“ Deutsche Krebsgesellschaft verweist Betroffene in Krebszentren Den internationalen Weltpankreaskrebs-Tag am 17. November und weitere Aktionen nutzen Binnebösel und sein Team im Pankreaszentrum deshalb, um auf die verbesserten Behandlungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit generell für die Krankheit zu sensibilisieren. &bdquo;Wichtig ist auch, dass Ärzte und Patienten bei Beschwerden wie einer Bauchspeicheldrüsenentzündung bei der Ursachenforschung nicht locker lassen und keine Zeit verlieren.“ Betroffenen empfiehlt Binnebösel deshalb auch das Einholen von Zweitmeinungen. Die Deutsche Krebsgesellschaft verweist zudem für eine bestmögliche Behandlung auf die zertifizierten Krebszentren in Deutschland. Das Klinikum Bielefeld zählt als Pankreaszentrum dazu. &bdquo;Zentren können die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die für so komplexe Erkrankungen nötig sind, leisten“, erklärt Binnebösel. Das bestätigt auch Hennig: &bdquo;Ich bin dem Team sehr dankbar.“

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