Wie Kindern aus Nicht-Akademikerfamilien in OWL jetzt geholfen wird

Gütersloh. Etwa jedes dritte Kind in Nordrhein-Westfalen wächst in Risikolagen auf - wenn die Eltern beispielsweise erwerbslos sind, über ein niedriges Einkommen oder einen niedrigen Bildungsabschluss verfügen und nur geringe Kenntnisse über das Bildungssystem haben. Ein neues Programm der Universität Paderborn soll diesen Kindern Chancengleichheit für ihre Zukunft mitgeben. Denn auch heute noch entscheidet in Deutschland die Herkunft maßgeblich über den Bildungserfolg. "Seit 2006 setzen wir uns für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit ein, weil das leider immer noch nicht selbstverständlich geworden ist", sagt Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld, bei der Aufnahmefeier in der Stadthalle Gütersloh. "Wir Unis sind nicht für alle Schüler erreichbar. Deswegen müssen wir sie da abholen, wo sie gerade stehen." In Kooperation mit der FH Bielefeld, der Universität Bielefeld und der Technischen Hochschule OWL wurden die ersten Stipendiatinnen und Stipendiaten von "NRW Talente" der Region OWL am Samstag offiziell aufgenommen. Das Programm fördert Schülerinnen und Schüler ab der achten Klasse, egal welcher Schulform sie angehören. Von 96 Bewerbungen wurden 50 Stipendiaten aus ganz OWL ausgewählt. Sie mussten mit ihren schulischen Leistungen überzeugen und zeigen, dass ihnen Bildung wichtig ist. "Das ist ein Meilenstein in meinem Leben." Eine dieser NRW-Talente ist die 14-jährige Leyla. Sie wurde wegen ihrer guten Zeugnisse von der Begabtenförderung angesprochen und auf das Programm aufmerksam gemacht. Dass sie heute hier unter den Ausgewählten steht, macht sie unglaublich stolz. "Das ist ein Meilenstein in meinem Leben", sagt die Schülerin der Gesamtschule Verl. Ihre Mutter ist alleinerziehend, weswegen sie sich von dem Programm vor allem finanzielle Hilfe erhofft. Wie ihre Zukunft aussehen soll, weiß sie noch nicht genau. "Ich interessiere mich für viele Bereiche. Ich hoffe, dass das Programm mir ein bisschen Orientierung gibt und mir hilft, mich festzulegen." Auf der Bühne sprechen einige der Schüler über ihre bisherige Laufbahn und ihre Wünsche an das Programm. Einer davon ist Pares, der darauf hinarbeiten, Astrophysiker zu werden. "Ich interessiere mich aber auch für die Psychologie. Ich hoffe, dass ich da noch einen besseren Einblick bekomme." Eine der ältesten Stipendiatinnen ist die 20-jährige Nicole. Sie besticht durch ihr ehrenamtliches Engagement, arbeitet beispielsweise als Alltags- und Sterbebegleitung und unterstützt Familien bei Sprachproblemen. "Ich habe schon viele Pläne gehabt für mein Leben und dank der Unterstützung bin ich jetzt auf einem guten Weg." So wird gefördert Die Förderung setzt sich aus drei Teilen zusammen. Ein Teil besteht aus einer persönlichen Beratung. Die Stipendiaten werden bei allen Fragen rund um die Zukunftsplanung beraten und werden dabei unterstützt, ihre Stärken auszubauen und Ziele festzulegen. Bei Bedarf bekommen die Schüler außerdem Sachleistungen, die zur Steigerung der Lernerfolge beitragen können, wie ÖPNV-Tickets, Laptops, Bücher, Sprachkurse oder Fernreisen. Daran knüpft sich der dritte Teil der Förderung: ein vielfältiges Bildungsprogramm in Form von Workshops, kulturellen Veranstaltungen und Exkursionen. "Ein Highlight im nächsten Jahr wird zum Beispiel der Besuch des Bundestags in Berlin sein", sagt Jennifer Gläßer, eine der Programmmanagerinnen. Das Ziel sei es, jährlich mindestens 50 neue Stipendiaten aufzunehmen, sagt Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität Paderborn. Drei Mal im Jahr sollen Stipendien vergeben werden. Weitere Informationen gibt's unter www.nrwtalente-regionowl.de.

Meistgelesen