Jetzt als Podcast: Die Spatenstiel-Attacke von Löhne

Löhne. Die neue Episode von "Ostwestfälle - dem True-Crime-Podcast der Neuen Westfälischen" führt nach Löhne, zu einer Tat, die die Menschen der Stadt sehr bewegt hat. Wohl auch, weil die Umstände des Todes eines sechsfachen Familienvaters nie zweifelsfrei geklärt werden konnten. Warum ist er aus seinem Auto gestiegen und hat einen Spatenstiel aus dem Kofferraum geholt, der ihm letztendlich zum Verhängnis wurde? Ostwestfälle-Moderator Sebastian Beeg spricht im neuen Podcast mit NW-Redakteurin Susanne Barth, die nicht nur die Gerichtsprozesse besucht hat, sondern auch mehrfach mit der Familie des Getöteten sprach, über die packende Kriminalgeschichte. Die Spatenstiel-Attacke von Löhne im Überblick: Am 14. Mai 2015 kommt es vor dem Löhner Bahnhof zu einer Auseinandersetzung zwischen einem 49-Jährigen und fünf Männern - der 49-Jährige erleidet dabei lebensgefährliche Kopfverletzungen Am 16. Mai 2015 stirbt der Löhner in einem Krankenhaus Ein erstes Urteil des Landgerichts Bielefeld wird vom Bundesgerichtshof aufgehoben Trotz vieler Zeugen kann der genaue Tathergang nicht rekonstruiert werden Das letzte Urteil wird im Mai 2019 gefällt Freispruch. Ein kurzes Wort mit weitreichenden Folgen. Sobald die Richterin dieses Wort ausgesprochen hat, weichen die Gesichtszüge des Angeklagten auf. Freispruch. Es bedeutet: Nicht hinter Gitter zu müssen, Familie und Freunde wieder in die Arme zu schließen, endlich alles hinter sich zu lassen. Was den einen erleichtert, ist für die Klägerseite ein Schlag ins Gesicht. Freispruch? Damit hat im Landgericht Bielefeld keiner gerechnet. Nicht die Staatsanwaltschaft, nicht die Nebenkläger und deren Anwälte, nicht mal die Verteidigung selbst. Darum wurde dem Löhner der Spatenstiel zum Verhängnis Rückblick: Es ist der 14. Mai 2015 am Löhner Bahnhof. Vatertag. Ein 49-Jähriger bringt am Abend seine Tochter mit dem Auto zum Bahnhof. Als er den Parkplatz verlassen will, wird er von mehreren stark alkoholisierten Männern daran gehindert. Es kommt zu einer lautstarken Auseinandersetzung, die für den Familienvater tödlich endete. Zum Verhängnis wird ihm der Spatenstiel, den er aus seinem Kofferraum holt und damit auf die Gruppe zugeht. Die Männer entreißen ihm den hölzernen Stiel und attackieren ihn gemeinsam. Der 49-Jährige und sechsfache Vater, der seit seinem elften Lebensjahr in Löhne wohnt, erleidet dabei lebensgefährliche Kopfverletzungen. Ein Rettungshubschrauber bringt den sechsfachen Vater in eine Klinik nach Bielefeld, wo er allerdings wenige Tage später an einem Schädel-Hirn-Trauma stirbt: Seine Familie entscheidet sich nach Absprache mit den Ärzten, die Maschinen, die ihn noch am Leben erhalten, abzustellen. Die tragische Tat am Löhner Bahnhof macht überregional Schlagzeilen. Zwar gibt es viele Zeugen - dennoch kann der genaue Ablauf der Tat, also wer wann und warum zugeschlagen hat, nicht geklärt werden. Ein damals 26-Jähriger aus Bad Salzuflen wird wegen Totschlags angeklagt. Das Landgericht Bielefeld spricht ihn aber überraschend frei. Der Angeklagte habe aufgrund von Notwehr gehandelt, lautet damals die Begründung. Tat hat eine ganze Stadt bewegt Nur eine halbe Stunde nach diesem Urteilsspruch legt die Staatsanwältin Revision ein, ebenso wie die Vertreter der Nebenkläger. Damit landet der Fall beim Bundesgerichtshof. Dort hält das Urteil der Bielefelder Richter einer Prüfung nicht stand. Die Darstellung der Notwehrsituation sei nicht detailliert genug dargelegt worden. Im November 2016, gut ein Jahr nach dem ersten Prozess, heißt es in der Begründung des Bundesgerichtshofes: &bdquo;Die Feststellungen im Urteil sind unklar und lückenhaft." Damit wurde das Urteil aufgehoben. Der Fall geht zurück an das Landgericht Bielefeld, das den Fall neu aufrollt. Am Ende des Prozesses wird der Hauptangeklagte 2017 zu vier Jahren Haft verurteilt – gut zwei Jahre nach der Tat am Löhner Bahnhof. Im Frühjahr 2019 müssen sich drei weitere junge Männer aus der fünfköpfigen Gruppe in einem Prozess vor dem Landgericht Bielefeld verantworten. Dieser endet im Mai desselben Jahres mit einem Freispruch für die Angeklagten. Die Begründung: Es gebe keine Beweise für ihre Beteiligung an der Tat. Es sind die letzten Urteile, die im Zusammenhang mit der Spatenstiel-Attacke von Löhne gefällt werden.

Meistgelesen