Krankenhäuser in OWL müssen wieder Operationen verschieben

Berlin/Bielefeld. Mit der steigenden Zahl von Corona-Neuinfektionen in Deutschland steigt auch die Zahl der Covid-Patienten in den Krankenhäusern wieder an. Gleichzeitig belasten Personalausfälle die Kliniken, die vielerorts schon wieder Operationen und andere Behandlungen verschieben müssen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnt angesichts dessen vor einer Überlastung der Kliniken. &bdquo;Im Vergleich zur Vorwoche ist die Belegung mit Covid-Patienten um 50 Prozent gestiegen. Wir laufen flächendeckend auf extrem schwierige Wochen zu", sagt der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß. Eine Verschärfung der Schutzmaßnahmen lehnen viele Bundesländer aktuell jedoch ab. Auch in NRW wird es nach Angaben des Gesundheitsministeriums keine zusätzlichen Einschränkungen geben. So ist die Lage in OWL: Bundesweit verzeichnen die Krankenhäuser wieder eine wachsende Zahl von Covid-Patienten auf den Normal- und Intensivstationen. Aktuell sind es 23.164 Patienten (Stand 12. Oktober), davon müssen acht Prozent intensivmedizinisch versorgt werden. In NRW schätzt das Gesundheitsministerium die Lage als angespannt, aber beherrschbar ein: &bdquo;Die Infektionszahlen steigen zwar, doch die Personalausfälle in den Kliniken liegen bei den Durchschnittswerten der Vorjahre.“ Zudem sei aufgrund der Herbstferien aktuell noch Urlaubszeit. Krankenhäuser in OWL verweisen zudem auf Unterschiede zu vergangenen Corona-Wellen. Nach Angaben der Mühlenkreiskliniken (MKK) im Kreis Minden-Lübbecke werden die allermeisten Patienten nicht wegen, sondern mit einer Corona-Infektion eingeliefert. &bdquo;Dass positiv getestete Patienten aufgrund von Covid im Krankenhaus sind, kommt nur noch vereinzelt vor“, erklärt Sprecher Christian Busse. Die Mitarbeiter der MKK behandeln aktuell 68 Covid-Patienten. &bdquo;Die Zahl der Corona-Patienten steigt seit einigen Wochen stetig, aber nicht sprunghaft an.“ Anzahl der Covid-Patienten hat sich im Klinikum Lippe in wenigen Tagen verdreifacht Ähnliche Erfahrungen machen die Mitarbeiter in den Kliniken der Katholischen Hospitalvereinigung (KHO) in Bielefeld, Herford, Rheda-Wiedenbrück, Gütersloh, Harsewinkel und Oelde, die derzeit 133 Covid-Patienten behandeln. &bdquo;Die meisten Patienten erfahren erst durch den Test im Krankenhaus, dass sie sich infiziert haben“, erklärt Geschäftsführer Georg Rüter. Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) zählt nach Angaben von Sprecherin Sandra Gruß aktuell 76 Patienten. Das Klinikum Lippe verzeichnet hingegen einen sprunghaften Anstieg bei der Zahl der Covid-Patienten. &bdquo;In den vergangenen Tagen hat sich die Zahl verdreifacht, aktuell sind es 120 Patienten", erklärt Sprecher Christian Ritterbach. DKG-Chef Gaß verweist jedoch darauf, dass unabhängig davon, ob Patienten mit oder wegen einer Corona-Infektion eingeliefert werden, ein großer Aufwand beim Infektionsschutz entsteht. &bdquo;Und damit Mehrarbeit, also wieder eine höhere Belastung für das Personal." Kritik an der Bevölkerung: &bdquo;Für viele scheint es das Coronavirus nicht mehr zu geben" Aufgrund von Corona-Infektionen und anderen Erkrankungen fallen in den Krankenhäusern in OWL derzeit auch viele Mitarbeiter aus. &bdquo;Die Personalausfälle führen zu Leistungsverschiebungen und Einschränkungen im elektiven Bereich", erklärt Rüter. Auch die MKK müssen laut Busse vereinzelt Operationen und andere Behandlungen absagen. So wurden allein in der vergangenen Woche 79 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Im EvKB und im Klinikum Lippe ist die Lage deutlich angespannter. &bdquo;Insbesondere unsere Standorte Detmold und Lemgo sind aktuell an der Kapazitätsgrenze. Die Zahl der elektiven Patienten wird auf ein Mindestmaß reduziert", sagt Ritterbach. Diese Vereinbarung zwischen Geschäftsführung und Chefärzten gelte zunächst bis zum 24. Oktober und bei Bedarf auch darüber hinaus. &bdquo;Die Versorgung kritischer Patienten sowie onkologischer Patienten ist aber weiterhin sichergestellt." Im EvKB müssen nach Angaben von Gruß Betten gesperrt werden. &bdquo;Das liegt aber nicht allein an der zunehmenden Zahl der Mitarbeiter, die an Covid-19 erkrankt sind. Die Gemengelage ist komplexer." Zwar steige auch die Zahl der Mitarbeiter mit einer Corona-Infektion, hinzu komme aber ein beträchtlicher Krankenstand aufgrund anderer Infektionen. &bdquo;Der allgemeine Fachkräftemangel und die Urlaubszeit verschärfen die Personalsituation weiter." In dieser Situation blicken das EvKB und das Klinikum Lippe mit Sorge auf die kommenden kalten Monate. &bdquo;Für große Teile der Bevölkerung scheint es das Coronavirus nicht mehr zu geben, was wir hier im Haus leider nicht so sagen können", sagt Ritterbach. &bdquo;Mein eigener Schutz vor einer Corona-Infektion durch das Tragen einer Maske, Händedesinfektion und Abstand halten ist immer auch ein Schutz der Allgemeinheit und der kritischen Infrastruktur." Und Gruß ergänzt: "Die nächsten Wochen mit der beginnenden Grippewelle und der neue Corona-Welle sind eine Herausforderung für die Krankenhäuser." NRW-Gesundheitsminister wirbt für den zweiten Corona-Booster NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verweist in dieser angespannten Lage auf die Bedeutung von Corona-Auffrischungsimpfungen. &bdquo;Wichtig ist jetzt, dass die Menschen ihren Impfstatus überprüfen und mit den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission abgleichen.“ Das gelte vor allem für die besonders schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen, aber auch für alle Menschen über 60 Jahre sowie Personal im Gesundheitswesen. &bdquo;Die Impfung ist der beste Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf.“ Auch KHO-Geschäftsführer Rüter wirbt derzeit wieder offensiv bei seinen Mitarbeitern für die vierte Corona-Impfung. &bdquo;Aktuell ist die Nachfrage leider sehr schwach, aber wir werden weiter dafür werben.“ Zudem geht Rüter davon aus, dass die steigenden Infektionszahlen in der Bevölkerung dafür sorgen werden, dass trotz fehlender Vorgaben wieder mehr Menschen Schutzmasken in Innenräumen tragen. Auch die MKK planen laut Busse wieder Impfangebote für die Belegschaft und im Klinikum Lippe steht der nächste große Impftermin nach Angaben Ritterbachs am 22. Oktober an. Im EvKB bietet das betriebsärztliche Zentrum bereits Impfungen gegen Covid und Grippe an. &bdquo;Das Angebot wird auch angenommen und im November wird es nochmals Sonderimpfaktionen geben", erklärt Gruß.

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