Kostenlose Impfungen und medizinische Versorgung für Flüchtlinge in NRW

Düsseldorf/Bielefeld. Tausende Flüchtlinge aus der Ukraine haben inzwischen Deutschland erreicht, davon mindestens 1.900 NRW. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind die meisten Ukrainer jedoch nicht gegen das Coronavirus geimpft, lediglich 35 Prozent der Bevölkerung haben zwei Impfungen erhalten und noch weniger einen Booster. Zudem wurden viele Geimpfte mit Vakzinen aus China versorgt, die in der EU nicht anerkannt sind. Um möglichst schnell möglichst viele Menschen auf ihrer Flucht vor Covid-19 zu schützen, bieten die Impfzentren und Arztpraxen in NRW kostenlose Versorgung für alle Flüchtlinge, unabhängig von ihrem Versicherungsstatus. Bereits in der vergangenen Woche hat das NRW-Gesundheitsministerium den Kreisen und Städten in NRW ermöglicht, Flüchtlinge aus der Ukraine unkompliziert gegen das Coronavirus zu impfen. &bdquo;Jeder, der sich eine Impfung wünscht, kann sich in Impfzentren oder Arztpraxen impfen lassen“, erklärt der Leiter des Bielefelder Impfzentrums, Theo Windhorst. In Bielefeld und vielen Kreisen seien zudem mobile Impfangebote in Sammelunterkünften geplant. Das Aufklärungsmaterial vom Robert-Koch-Institut wurde bereits in die russische und ukrainische Sprache übersetzt. &bdquo;Außerdem planen wir den Einsatz von Dolmetschern“, ergänzt der Mediziner. Flüchtlinge erhalten keine Rechnungen in Impfzentren oder Arztpraxen Sorgen vor Rechnungen muss laut Windhorst niemand haben. &bdquo;Wir versorgen jeden kostenlos, unabhängig vom Versicherungsstatus. Wenn möglich, sollten Flüchtlinge ihren Pass vorzeigen. Ist der nicht mehr vorhanden, reicht die Angabe des Namens und Geburtsdatums.“ Wichtig sei aktuell nur die unkomplizierte Versorgung. Der Mediziner geht davon aus, dass alle Ukrainer, die in Deutschland Schutz suchen, geimpft werden müssen. &bdquo;Impfstoffe aus Russland oder China sind in der EU nicht anerkannt, deshalb machen wir allen ein Impfangebot“, sagt Windhorst.Medizinisch ist das auch laut dem NRW-Gesundheitsministerium unbedenklich. Die Ständige Impfkommission empfiehlt den Start einer neuen Impfserie 28 Tage nach der letzten Impfdosis.Flüchtlinge sollen in Sozialämtern Behandlungsscheine erhalten Unkomplizierte Hilfe bieten in NRW auch Ärzte Flüchtlingen an. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat alle Arztpraxen dazu aufgerufen, Flüchtlinge unkompliziert zu versorgen. &bdquo;Alle Vertragsärzte in Westfalen-Lippe sind dazu bereit, kostenlos zu helfen. Damit jeder, der medizinische Hilfe benötigt, diese auch erhält“, sagt die HNO-Ärztin Sybille Elies-Kramme. Die Bielefelderin ist Mitglied der Vertreterversammlung der KVWL und Beisitzerin im Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe.Nach Angaben der KVWL gibt es für die medizinische Versorgung der Flüchtlinge aus der Ukraine eine unbürokratische Übergangslösung. &bdquo;Sie erhalten Behandlungsscheine, auf deren Grundlage sie in den Praxen der niedergelassenen Ärzte versorgt werden können“, erklärt Sprecher Stefan Kuster. &bdquo;Bei privater Unterbringung stellen die zuständigen Ämter der Kommunen – in der Regel die Sozialämter – die Behandlungsscheine aus.“ Für Flüchtlinge, die zunächst in einer Einrichtung des Landes unterkommen, werden die Behandlungsscheine laut Kuster von der Einrichtung selbst ausgegeben, falls die medizinische Versorgung in den Unterkünften nicht ausreicht. &bdquo;In medizinischen Notfällen können Geflüchtete aber selbstverständlich auch ohne Behandlungsschein versorgt werden“, sagt Kuster.&bdquo;Wir Ärzte sind bereit für unkomplizierte Hilfe“ Unabhängig von Abrechnungsmöglichkeiten gilt laut Elies-Kramme: &bdquo;Wir Ärzte sind bereit für unkomplizierte Hilfe.“ Zudem gilt laut der KVWL für alle Flüchtlinge in NRW, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihres Versicherungsstatus, dass sie ebenso wie deutsche Staatsbürger Anspruch auf kostenlose Corona-Schnelltests haben. Da ein Ausweis jedoch Voraussetzung für einen Test ist, bittet die KVWL die Kommunen um unbürokratische Unterstützung von Flüchtlingen ohne Papiere, wenn sie Ersatz-Dokumente beantragen, für Behörden-Besuche jedoch einen Test benötigen.Unklar ist derzeit noch, wie Flüchtlinge möglichst kostengünstig an Arzneimittel gelangen können, die ihnen Ärzte verschreiben. Um die Kostenerstattung bei Arzneimittelverordnungen zu klären, steht der Apothekerverband Westfalen-Lippe deshalb nach Angaben von Sprecherin Nina Grunsky in Kontakt mit den Behörden. &bdquo;Auch die Apotheker in Westfalen-Lippe werden versuchen, Flüchtlingen aus der Ukraine unkompliziert zu helfen. Wichtig ist aber, dass es eine schnelle und pragmatische Lösung gibt, da Arzneimittel mitunter sehr hohe Kosten verursachen, wenn Apotheker oder Patienten in Vorleistung gehen müssen.“ Anzahl der Flüchtlinge in NRW unklar Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine bereits in NRW Zuflucht gefunden haben, ist unklar. Nach Angaben des NRW-Familienministeriums sind derzeit 1.900 Flüchtlinge in NRW registriert worden. Da aktuell jedoch die meisten privat und nicht in den Unterkünften des Landes oder der Kommunen leben, bildet die Zahl 1.900 nicht die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge in NRW ab. Allein im Kreis Herford haben sich bereits 650 Flüchtlinge gemeldet, die meisten von ihnen, etwa 450, wurden privat untergebracht, erklärt Sprecher Patrick Albrecht.Um die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge und damit den Bedarf an Hilfe ermitteln zu können, bitten die Kreise sowie die Landesregierung deshalb alle Bürger darum, Flüchtlinge bei den Behörden anzumelden, wenn sie sie privat unterbringen oder eine Unterbringung suchen.

Meistgelesen