Zukunftsangst und Weltschmerz: Warum uns jetzt Kauen und Stampfen helfen

Bielefeld. Wir sind im Krisenmodus und das seit Jahren. Erst kam die Pandemie. Dann der Ukraine-Krieg und mit ihm die Atombedrohung und die Inflation. Nun ist Trump zurück, und die deutsche Regierung steht vor ihrem Aus. Vielen fällt dieser Tage das Abschalten und das Schlafen schwer, Angst und Sorge sind allgegenwärtig. Sich diesem Zustand zu entziehen, ist schwer. Doch Experten kennen ein paar ganz konkrete, einfache Verhaltensweisen, die helfen – sie und wissen auch, was alles nur schlimmer macht. Peter Zwanzger ist Vorsitzender der Gesellschaft für Angstforschung und weiß: &bdquo;Es herrscht eine breite Wahrnehmung, dass wir aus dem Krisenzustand gar nicht rauskommen. Eine Krise jagt die nächste, dazu kommt der Klimawandel, der ja latent über uns schwebt." Auch Kristina Hennig-Fast, Psychologische Psychotherapeutin und Therapeutische Abteilungsleiterin der Allgemeinen Psychiatrie II im Evangelischen Klinikum Bethel, sieht den Zustand der Gesellschaft gerade mit Sorge. "Wir sind durch die vergangenen Jahre sehr angstgeprägt, wir haben für diese neuen Krisen eigentlich gar keine Ressourcen mehr." Angststarre auflösen durch Aktion Doch was können wir tun? Hier haben Experten ein paar ganz konkrete Tipps. Denn ein wesentlicher Teil der Angst ist auch die Ohnmacht, die Starre, die sie in vielen Menschen auslöst. &bdquo;Das Wort Angst stammt vom lateinischen ,angustus’ und bedeutet vor allem ,eng, kurz, klein’", sagt die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Hete Katharina Heidenreich. &bdquo;Man spürt ja bei Angst oft Enge in der Brustgegend. Und das Beste, was man dagegen tun kann, egal ob als Kind oder als Erwachsener ist, in Bewegung zu kommen, aktiv zu werden, etwas gegen diese Erstarrung zu tun." "Gerade aus der Neurowissenschaft gibt es viele Erkenntnisse darüber, dass es wichtig ist, unseren Körper viel mehr zu nutzen als wir es in unserer heutigen Zeit tun", sagt auch Dorothee Salchow, Trainerin bei der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie. Bei Stress und Anspannung würden Hormoncocktails ausgeschüttet, die früher etwa über das Fliehen, also schnelles Rennen oder Kämpfen, zum Beispiel gegen ein wildes Tier, abgebaut wurden. "Das tun wir heute nicht und unser Körper wird mit Stresshormonen wie Adrenalin und dann Cortisol geflutet, ohne dass wir es abbauen können. Körperliche Bewegung hilft!" Therapeutin empfiehlt "Astronauten-Laufen" Dabei muss es sich in den Augen von Therapeutin Michele DeMarco nicht immer um extreme Bewegung handeln. Sie empfiehlt etwa "Astronauten-Laufen", bei dem man bewusst langsam und fest auftritt, oder das übertriebene Kauen von etwas Knusprigem oder Kaugummi, so als würde man es einem Kind vormachen. "Alles, was unsere Sinne anregt, hilft dabei, aus einem lethargischen, festgefahrenen Zustand rauszukommen." Das rät auch Peter Zwanzger von der Gesellschaft für Angstforschung. &bdquo;In Aktion zu gehen hilft in dieser Situation ganz vielen Menschen, sei es, sich an Hilfsaktionen zu beteiligen, sei es, den Dachboden aufzuräumen. Es gibt einem das Gefühl von Kontrolle zurück, das Gefühl, irgendetwas tun zu können. Und es lenkt natürlich auch ab." Angst bewusst spüren Ausschließlich auf Verdrängung sollten wir allerdings auch nicht setzen, sagt Lars Fink, systemischer Coach aus Bielefeld und spezialisiert auf Stressbewältigung. &bdquo;Wenn wir die Angst immer ausblenden, entsteht ein Effekt, als wenn wir einen Wasserball unter die Wasseroberfläche drücken. Er schießt mit viel mehr Kraft wieder nach oben. Besser ist es, die Angst auch mal bewusst zu spüren, ihr Platz zu geben – und sie vielleicht auch mal als guten Partner wahrzunehmen." Einen der wichtigsten Ratschläge hat noch Kristina Hennig-Fast: &bdquo;Wir müssen uns auch erlauben, fröhlich zu sein, gute Momente zu erleben. Das ist nicht nur in Ordnung, sondern essenziell. Lachen und Humor sind extrem wichtige Ressourcen jeder Gesellschaft."

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