Wintersemester: Unis verlangen Impfquote von 80 Prozent

Düsseldorf/Bielefeld. Damit die Hochschulen in NRW zum Wintersemester wieder vollständig öffnen können, stellt die NRW-Landesregierung ein Sonderkontingent an Corona-Impfstoff für Studenten und Hochschulmitarbeiter zur Verfügung. Verbunden ist die Aktion mit dem Appell der Hochschulen und NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen an Studenten und Mitarbeiter, sich mit einer Impfung nicht nur selbst vor dem Coronavirus zu schützen, sondern dadurch auch möglichst viel Präsenzlehre zu ermöglichen. Nach dem Willen der Universitäten in NRW werden die Hochschulen nämlich nur bei einer Impfquote von mindestens 80 Prozent wieder vollständig öffnen. Ohne diese Voraussetzung können nach Angaben der Landesrektorenkonferenz NRW, dem Zusammenschluss der 16 Universitäten im Land, die Abstandsgebote nicht fallen, mit der Folge, dass Hochschulen aufgrund des knappen Raumangebots Präsenzlehre weiterhin nur begrenzt anbieten können. Für die Universität Paderborn würde das laut Sprecher Johannes Schnurr bedeuten, dass nur rund ein Viertel der Studenten zurückkommen könnte. Um das zu verhindern, werden nach Angaben des Wissenschaftsministeriums die Impfzentren in NRW in Zusammenarbeit mit den Hochschulen noch im Juli Impfangebote auf dem jeweiligen Hochschulcampus schaffen. Impfung für Medizinstudenten als Voraussetzung für Präsenzlehre Auch in OWL fordern die beiden Universitäten und auch die Fachhochschulen eine hohe Impfquote, um wieder möglichst viele Präsenzveranstaltungen anbieten zu können. Einige Hochschulen in der Region haben deshalb schon Sonderimpfaktionen für ihre Studenten organisiert. Doch als Voraussetzung für die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen gilt die Impfung nur in bestimmten Fällen. Für die Medizinstudenten der Universität Bielefeld ist die Corona-Schutzimpfung Voraussetzung für die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen. Das gab die Gründungsdekanin der Fakultät, Claudia Hornberg, bereits Ende Mai bei der Vorstellung der neuen Fakultät vor NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und Wissenschaftsministerin Pfeiffer-Poensgen bekannt. Für andere Studiengänge an der Universität gilt das laut Prorektorin Birgit Lütje-Klose nicht. "Es macht einen Unterschied, ob man als Medizinstudierende zum Beispiel mit Patienten und Patientinnen arbeitet. Daher ist hier die Impfung besonders wichtig. Bei allen anderen Studierenden gilt: geimpft, getestet oder genesen." Auch die Universität Paderborn setzt laut Schnurr darauf, dass an Präsenzlehre ausschließlich geimpfte, genesene und getestete Studenten teilnehmen dürfen. Dafür benötigen die Hochschulen laut Schnurr jedoch noch Rechtssicherheit vom Wissenschaftsministerium. "Diese Regelung muss so ausgestaltet sein, dass es keinen Rechtsanspruch auf zu Präsenzangeboten parallele Online-Angebote gibt. Präsenzangebote und parallele Online-Angebote sind von den Lehrenden auf Dauer nicht zu stemmen." Trennung von getesteten und nicht getesteten Studenten Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums gilt aktuell auf Grundlage der Corona-Schutzverordnung, dass die Teilnahme an Lehrveranstaltungen und Prüfungen nur mit einem negativen Testnachweis oder einem gemeinsamen beaufsichtigten Selbsttest für Studenten und Mitarbeiter zulässig ist, wenn diese weder geimpft, noch genesen sind. "Wenn am Ort der Hochschule und im Land die Inzidenzstufe 1 oder niedriger gilt, dann entfällt die Testpflicht", erklärt ein Sprecher. "Die Hochschulen können zudem vorsehen, dass nicht getestete Studenten an Prüfungen teilnehmen dürfen." Allerdings sei das nur möglich, wenn die nicht Getesteten räumlich von den anderen Studenten getrennt werden. Da die Corona-Schutzverordnung allerdings regelmäßig angepasst wird, die Infektionslage jederzeit kippen kann und Hochschulen das Wintersemester vorbereiten müssen, ist Planung für Präsenzlehre nur bedingt möglich. Die Universität Paderborn plant ein Semester, "in dem Präsenzlehre Vorrang vor Online-Veranstaltungen hat", sagt Schnurr. "Wie viel Normalität in der Lehre möglich ist, hängt aber zum einen davon ab, wie viele Studierende geimpft sind und zum anderen, wie sich die Infektionslage weiterentwickelt." Fachhochschulen in OWL planen weiter mit digitalen Angeboten Die Fachhochschule Bielefeld plant aufgrund der vielen Unwägbarkeiten verschiedene Szenarien. "Dabei haben wir insbesondere Praktika, Übungen und Projekte sowie die Studierenden der Semester 1 bis 4 und die Masterstudierenden, die kaum oder gar nicht Gelegenheit hatten, in Präsenz zu studierenden, im Auge", erklärt Präsidentin Ingeborg Schramm-Wölk. Für alle Präsenzangebote seien Hybridformate und digitale Alternativen geplant, auch um den Studenten Planungssicherheit zu geben, die gesundheitlich eingeschränkt sind oder nicht mehr am Studienort leben, um Geld zu sparen. "Zudem sind wir mit einer digitalen Alternative auch für den schlechtesten Fall gut vorbereitet." Auch die Technische Hochschule OWL plant laut Sprecherin Carolin Seelig weiter mit digitalen Angeboten. "Lehrveranstaltungen sollen dann in Präsenz ermöglicht werden, wenn dies didaktisch oder aufgrund der Raumausstattung sinnvoll ist. Vorlesungen sollen weiterhin digital stattfinden." Den Ausschluss ungeimpfter Studenten von Präsenzangeboten planen die TH OWL und die FH Bielefeld nicht. "Für die TH OWL gilt der Gleichheitsgrundsatz beim Recht auf Bildung, daher wird niemand von den Präsenzveranstaltungen ausgeschlossen werden", erklärt Seelig. Aufgrund der gegenwärtigen Rechtslage ist das laut FH-Präsidentin Schramm-Wölk auch gar nicht zulässig. "Ein Ausschluss ist lediglich zulässig, wenn gar kein Nachweis der Impfung oder Genesung oder Testung vorgelegt wird, obwohl eine solche Nachweispflicht aufgrund eines Gesetztes besteht."

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