Empörung über Corona-Prämie im öffentlichen Dienst

Bielefeld/Berlin. Während nicht mal alle Pflegekräfte in Krankenhäusern den zugesagten Corona-Bonus erhalten und viele andere Berufsgruppen trotz großer Belastungen durch die Pandemie bei der Vergabe der Sonderprämie gar nicht erst berücksichtigt wurden, haben die Angestellten bei Bund und Kommunen sowie Bundesbeamte ihre Pandemie-Prämie längst erhalten. Dieser Missstand sorgt jedoch nicht nur bei wartenden oder vergessenen Berufsgruppen für Empörung, sondern auch bei den Profiteuren selbst. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Bielefeld fragt sich, warum der Staat gerade den Menschen Geld hinterher schmeißt, die es weder verdient haben, noch benötigen. &bdquo;Was ist das für ein Staat, der seine Hoteliers, Gastwirte und Soloselbstständigen zunächst ihre Altersvorsorge verbrauchen und dann absaufen lässt und gleichzeitig denen, die es wirklich nicht brauchen, das Geld ohne Not und ungefragt hinterher schmeißt?" Mit diesen deutlichen Worten richtet sich eine Mitarbeiterin der Bielefelder Stadtverwaltung an diese Redaktion, um darauf aufmerksam zu machen, wie ungerecht die Verteilung der Prämien in Deutschland aus ihrer Sicht geregelt ist. Aus Angst vor Repressalien möchte die Mitarbeiterin jedoch anonym bleiben, wir nennen sie Susanne S. Sonderzahlung für Angestellte im öffentlichen Dienst Hintergrund ist, dass die Einigung in den Tarifverhandlungen für die Angestellten von Bund und Kommunen vom 25. Oktober 2020 auch eine Corona-Prämie für alle enthält. &bdquo;Um die besonderen Leistungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen in der Corona-Krise zu honorieren, sieht die Tarifeinigung die Zahlung einer Corona-Prämie vor. In dem gesonderten Tarifvertrag &bdquo;Corona-Sonderzahlung 2020" haben Arbeitgeber und Gewerkschaften die zentralen Aspekte geregelt", heißt es dazu von Verdi. Die Angestellten im öffentlichen Dienst haben mit ihrer Dezember-Abrechnung eine steuerfreie, einkommensabhängige Sonderzahlung erhalten. Laut Verdi haben die unteren Entgeltgruppen 600 Euro, die mittleren 400 Euro, die oberen 300 Euro und Auszubildende und Praktikanten 225 Euro erhalten. Von dieser Regelung haben auch alle Bundesbeamten profitiert. Zufällig erfährt Susanne S. von ihrer Corona-Prämie Susanne S. erfährt jedoch erst vor kurzem von ihrem Glück – zufällig. &bdquo;Mein Einkommen beläuft sich auf etwa 3.700 Euro. Aufgrund dieses guten Einkommens habe ich keinen Grund regelmäßig auf meinen Gehaltszettel zu schauen." Deshalb prüft sie auch die Lohnabrechnung im Dezember nicht und ist überrascht, als Kollegen sie fragen, was sie mit der Corona-Prämie gemacht habe. &bdquo;Ich fragte, um was für eine Zulage es sich handelt, da ich schließlich nicht im Gesundheitsamt arbeite. Darauf hieß es nur: Prüf mal deine Dezember-Abrechnung." Die Überraschung ist groß. &bdquo;Tatsächlich wurde ich mit steuerfreien 400 Euro beglückt", sagt Susanne S., die sich darüber ärgert, dass Kollegen die Prämie für Urlaube oder andere Vergnügen nutzen. &bdquo;In einer Zeit, in der wir doch eigentlich zuhause bleiben sollen." Susanne S. fragt sich nun, warum ausgerechnet sie und ihre Kollegen diese Prämie erhalten, obwohl die Pandemie keine zusätzlichen Belastungen für ihre Arbeit bedeuten. &bdquo;Es mag auch Angestellte im öffentlichen Dienst geben, die diese Prämie verdient haben, weil sie hohen Risiken ausgesetzt sind. Das gilt aber nur für einen sehr kleinen Teil, wie für Busfahrer, Mitarbeiter im Gesundheitsamt oder Bereichen mit sehr viel Kundenkontakt." Allein in Bielefeld profitieren 5.000 Mitarbeiter Unabhängig von Belastung und Risiko haben jedoch alle tarifbeschäftigten Mitarbeiter in Stadtverwaltungen in Deutschland eine Corona-Prämie erhalten. So haben allein in Bielefeld nach Angaben der Stadt 5.000 Mitarbeiter von der Sonderzahlung profitiert. &bdquo;Die Summe der ausgezahlten Prämien beläuft sich auf 2,2 Millionen Euro", erklärt Sprecher Daniel Steinmeier. &bdquo;Hochgerechnet auf ganz Deutschland werden hier Milliarden zum Fenster heraus geworfen. Und die, die es nötig haben, wie Pflegekräfte in Altenheimen und Kliniken und andere hochbelastete Berufsgruppen, bekommen mitunter weniger oder gar nichts", moniert Susanne S. &bdquo;Das macht fassungslos." Denn während Bundesbeamte und Angestellte im öffentlichen Dienst unabhängig von Belastung und Risiko von einer Sonderzahlung profitieren, ist die Zahlung der Corona-Prämie an Pflegekräfte unter anderem von der Fallzahl der Covid-19-Patienten in dem jeweiligen Krankenhaus abhängig. Die Folge: Viel Pflegekräfte gehen leer aus.

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