Darum sind gerade so viele Zimmer in Altenheimen leer

Bielefeld/Bünde. Während Pflegebedürftige und ihre Angehörigen vor dem Beginn der Corona-Pandemie bei der Suche nach einem Platz in einem Altenheim häufig Absagen erhielten, haben sie aktuell wieder mehr Auswahl in OWL. Der Grund: In vielen Einrichtungen sind Zimmer leer. Doch woran liegt das? Jeden Tag sterben in Altenheimen Menschen an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Von den inzwischen 62.000 Corona-Toten in Deutschland haben 30 Prozent in solchen Einrichtungen gelebt, in NRW 42 Prozent und in Teilen von OWL sogar 80 Prozent, wie im Kreis Paderborn. &bdquo;Mit dem Beginn der Impfkampagne in Altenheimen entspannt sich die Lage, doch zuvor verstarben in Folge von Corona-Ausbrüchen in kurzer Zeit gleich mehrere Bewohner. Das führt natürlich zeitweise zu mehr leeren Zimmern als sonst, weil sich die Plätze nicht sofort wieder nachbesetzen lassen", erklärt Pflegewissenschaftler Klaus Wingenfeld von der Universität Bielefeld. Das sei jedoch nicht der einzige Grund für die ungewöhnlich vielen freien Zimmer. Der Umzug wird länger als sonst hinaus gezögert &bdquo;Angst spielt aktuell eine große Rolle, weil Angehörige und auch Pflegebedürftige selbst durch den Umzug in ein Altenheim eine Gefährdung befürchten", sagt Wingenfeld. Die Folge: Der Umzug werde länger als sonst hinaus gezögert. &bdquo;Durch die Impfkampagne ist ein Ende der Pandemie in Sicht und damit auch deutlich weniger Gefährdungen in Altenheimen. Darauf hoffen nun viele." Denn nach Einschätzung des Pflegewissenschaftlers ist das Sicherheitsbedürfnis der wichtigste Grund für einen Umzug in ein Altenheim. &bdquo;In der öffentlichen Wahrnehmung wird das oft unterschätzt, doch für Pflegebedürftige ist es entscheidend, dass sie sich sicher fühlen und fest mit Hilfe rechnen können", erklärt Wingenfeld. &bdquo;Der Knackpunkt beim Übergang von der häuslichen in die stationäre Pflege ist häufig die Versorgung über Nacht, die ambulante Pflegedienste oder Angehörige irgendwann nicht mehr leisten können." Das Coronavirus werde jedoch insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen als dauerhafte, persönliche Hintergrundbedrohung erlebt, sagt Wingenfeld. &bdquo;Da trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen nie ein hundertprozentiger Schutz erreicht werden kann." &bdquo;Wir ermöglichen so viel Teilhabe wie möglich" Die Leiter von Altenheimen in OWL erleben in Gesprächen immer wieder verängstigte Pflegebedürftige und Angehörige. &bdquo;Obwohl Besuche mit Anmeldung und Corona-Schnelltest seit langem wieder möglich sind, meiden viele Menschen Altenheime geradezu", erklärt Sandra Rossmann, Hausleiterin des Domizils an der Else in Bünde (Kreis Herford). &bdquo;Obwohl die Heime wieder geöffnet sind, haben viele Menschen noch die erste Welle mit isolierten Bewohnern und Besuchsverboten im Kopf", ergänzt Wilfried Wesemann, Geschäftsführer der Betheler Altenhilfe in OWL. Bewohner in Altenheim müssen zwar weiterhin auf vieles verzichten. &bdquo;Trotzdem gibt es ein Miteinander mit gemeinsamen Essen, Spielen und Bewegung", sagt Rossmann. Auch Wesemann bestätigt: &bdquo;Wir ermöglichen so viel Teilhabe wie möglich. Die Vorstellung, dass Bewohner aufgrund der Schutzmaßnahmen den ganzen Tag alleine in ihren Zimmern verbringen, ist nicht richtig. Mit Abstand lassen sich viele Veranstaltungen weiter umsetzen." Ein persönliche Eindruck vom Altenheim: Aktuell nur schwer möglich Neben Ängsten sorge auch Unsicherheit dafür, dass der Umzug ins Altenheim hinausgezögert werde, sagt Pflegewissenschaftler Wingenfeld. &bdquo;Die Besuchseinschränkungen schrecken ab, ebenso der Hang zur Isolation der Bewohner durch die Einschränkungen. Viele offene Häuser, die in den vergangenen Jahren viel dafür getan haben Teil ihres Quartiers zu sein, müssen ihre Konzepte jetzt zwangsläufig anpassen", sagt Wingenfeld. Auch die Möglichkeiten, Altenheime vor dem Umzug zu besichtigen, mit Bewohnern und Mitarbeitern zu sprechen und sich so einen persönlichen Eindruck von dem neuen Zuhause zu verschaffen, seien massiv eingeschränkt. &bdquo;Ähnlich ist es bei der Kurzzeitpflege, die lange gar nicht oder nur eingeschränkt lief. Viele Bewohner nutzen jedoch erst das Angebot der Kurzzeitpflege, lernen Haus und Mitarbeiter kennen und entschließen sich dann für einen Umzug." Da die Nachfrage nach Plätzen in der Kurzzeitpflege aktuell in vielen Heimen wieder zunimmt, rechnen Leiter und Träger damit, dass die ungewöhnlich vielen leeren Plätze in der stationären Pflege nicht mehr lange unbesetzt bleiben. &bdquo;Da in den meisten Heimen Bewohner und Mitarbeiter bereits ihre zweiten Corona-Schutzimpfungen erhalten haben, entspannt sich die Lage sehr", sagt Wesemann.

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