Wer in OWL einen Kleingarten sucht, muss sehr lange warten

Bielefeld. Kleingärten sind vor allem bei Menschen aus der Stadt beliebt – Wartelisten für eine eigene Parzelle meistens sehr lang. Durch das Coronavirus und die damit verbundenen Maßnahmen und Beschränkungen ist die Nachfrage jedoch noch mal deutlich gestiegen. Heinz-Jürgen Feldbusch genießt es sichtlich in seinem Schrebergarten. Von hier aus hat er den besten Blick über die Dächer Bielefelds – und die Schüco Arena. Passend: Sein Zaun rund um die kleine Hütte hat er in den Farben von Arminia Bielefeld gestrichen. In seinem Garten blühen Pflanzen, eine Wasserstelle plätschert vor sich hin. Feldbusch hat eine von insgesamt 81 Parzellen in der Kleingartenanlage Sieben Hügel gepachtet. Wie begehrt Schrebergärten wie diese sind, das spürt auch er. &bdquo;Ich wohne nah am Eingang zur Anlage. In letzter Zeit kommen vermehrt Menschen und fragen, ob ein Kleingarten frei ist", berichtet er. Verdopplung der Nachfrage Die Corona-Beschränkungen haben die Nachfrage nach Kleingärten in Deutschland sprunghaft ansteigen lassen. &bdquo;Es gibt mindestens eine Verdopplung der Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr", berichtet der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde als Dachverband von rund 893.000 Kleingarten-Pächtern. Vor allem in Großstädten seien die Gärten begehrt. Peter Kluczewitz ist Vorsitzender des Kleingartenvereins Sieben Hügel in Bielefeld. Er hat seine Parzelle ein paar Meter weiter den Hang hinab. Weiße Rosen blühen nahe der Terrasse, auf der Kluczewitz das Wetter von einem schattigen Plätzchen aus genießt. &bdquo;Schon vor Corona war unsere Warteliste lang. Mittlerweile ist sie noch mal deutlich gestiegen", berichtet er. Fast täglich habe er Interessenten am Telefon. &bdquo;Wenn jeder von den Anrufern wirklich eine Parzelle will – dann müssten die Leute bestimmt zehn Jahre warten." "Sehnsucht nach Garten und Natur" Auch vom Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner (72.000 Mitglieder) ist von einem weiteren Anstieg der Nachfrage zu hören. Werner Heidemann kennt die Gründe: &bdquo;Die Sehnsucht nach Garten und Natur. Die Leute wollen aktiv sein und die Umwelt spüren." Durch die Corona-Maßnahmen und die daraus entstehenden Einschränkungen sei dieses Verlangen noch einmal gestiegen. Gerade für Menschen ohne Garten – immerhin war es durch die Pandemie zum Teil schwierig, seine Freizeit im Freien zu verbringen: Spielplätze waren gesperrt, es gilt ein gewisser Sicherheitsabstand, Picknicken war verboten und andere Freizeiteinrichtungen waren größtenteils dicht. "Rückzugsort und ein kleines Stück Zuhause" &bdquo;Kleingärten bieten außerdem einen Rückzugsort und sind ein kleines Stück Zuhause", sagt Heinemann. Zudem steht für viele Menschen der Sommerurlaub plötzlich auf der Kippe. Bei so manchem findet dementsprechend ein Umdenken statt: Urlaub in der Heimat – aber wo? Für Heinz-Jürgen Feldbusch ist sein Kleingarten tatsächlich ein Stückchen Urlaub, vor allem aber eines: &bdquo;Ein Hobby", sagt er. Täglich ist er hier &bdquo;ab einer Temperatur von zehn Grad", schmunzelt er. Immerhin gibt es genug zu tun, wie er berichtet. Ein Kleingarten bringe schließlich auch eine Menge Arbeit mit sich. Viele Mieter kommen aus der Stadt Peter Kluczewitz hat eine weitere interessante Entwicklung bemerkt: &bdquo;Während der Corona-Zeit ist es hier auf der Anlage so voll wie lange nicht mehr", sagt er. Klar, die meisten der Mieter seien Menschen aus der Stadt, die keinen Garten haben. &bdquo;Hier haben sie ihre ’grüne Oase’", sagt Kluczewitz. &bdquo;Gerade jetzt, in der Krise zeigt sich auch, wie wichtig die wohnortnahe Lage eines Gartens ist", heißt es vom Bundesverband. Heinemann hofft, dass durch die aktuell hohe Nachfrage weitaus mehr Platz für solche &bdquo;grünen Oasen" in den Städten geschaffen wird.

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