Krefeld (AFP/dpa). Silvesterschock in Krefeld: Ein Feuer hat in der Nacht zum 1. Januar das Affenhaus des Zoos komplett zerstört. Mehr als 30 Tiere starben in den Flammen, darunter acht Menschenaffen, wie Zoodirektor Wolfgang Dreßen sagte. Ein Meer aus Kerzen hat in der Nacht zum Donnerstag vor dem Zoo an die verbrannten Tiere erinnert. „Das ist unglaublich", sagte Dreßen im WDR. Auch für die Mitarbeiter stehe nun - neben der Pflege der übrigen Tiere - die Trauerverarbeitung im Vordergrund. „Der Schmerz, der da ist, sitzt unglaublich tief."
Nach dem folgenschweren Brand haben sich bei der Polizei mehrere Menschen gemeldet, die als Verursacher des Feuers in Betracht kommen. Die Betreffenden hätten sich nach einer Pressekonferenz zu dem Großfeuer an die Ermittler gewandt, teilte das Polizeipräsidium Krefeld am Mittwoch mit. Sie seien vernommen worden und ihre Angaben würden nun überprüft. Da dies einige Zeit in Anspruch nehme, würden vorerst "keine weiteren Informationen zu den Tatumständen und den Verdächtigen bekanntgegeben", hieß es in der Mitteilung. Außerdem werde der Brandort mit einem Sachverständigen untersucht. Das Ergebnis werde für Donnerstag erwartet.
Die Polizei vermutet, dass eine Himmelslaterne das Feuer in der Nacht zu Neujahr ausgelöst haben könnte. Diese schwebenden Leuchtkörper sind in Deutschland verboten. Mehrere von ihnen, teils auch mit handschriftlichen Zetteln daran, waren in Krefeld sichergestellt worden.
Himmelslaternen sind in NRW verboten
Himmels- oder Wunschlaternen bestehen aus dünnem Seidenpapier und einer Kerze oder einem Behälter mit Brennpaste in der Mitte. Werden sie entzündet, können sie weit durch die Luft schweben.
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Der Kriminalbeamte Gerd Hoppmann betonte, die Laternen seien seit 2009 in Nordrhein-Westfalen verboten. Zwar liefen die Ermittlungen noch. "Unter Vorbehalt" erscheine es jedoch "sehr naheliegend, dass diese Fackeln ursächlich sind", sagte Hoppmann. Es gebe einen engen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Sichtung der Laternen und der Meldung von Feuer am Dach des Affenhauses. Sollte sich die Vermutung erhärten, sei von fahrlässiger Brandstiftung auszugehen.
Bei dem Feuer im Affenhaus starben mehr als 30 Tiere, darunter fünf Orang-Utans, zwei Flachland-Gorillas und ein Schimpanse. Im Zoo herrscht große Betroffenheit - die Tierpfleger hätten eine enge Bindung an diese Affen, ähnlich wie Besitzer zu ihren Haustieren, erklärte Zoo-Direktor Wolfgang Dreßen. Aber die Trauer reicht weit über den Zoo hinaus: Vor den Toren des traditionsreichen Tierparks legten viele Menschen, oft unter Tränen, Kerzen, Blumen, Briefe und Stofftiere ab. „Gestorben für euer Silvestervergnügen", stand auf einem Karton. Die Fahnen des Zoos hingen auf halbmast.
Bei dem Brand entstand ein Millionenschaden. Das Affenhaus brannte völlig aus. Erste Notrufe seien bei der Feuerwehr 35 Minuten nach Mitternacht eingegangen, sagte Einsatzleiter Kai Günther auf einer Pressekonferenz im Zoo.
Zwei Affen überleben das Feuer wie durch ein Wunder
Die Feuerwehr sei innerhalb von fünf Minuten vor Ort gewesen und habe das Affenhaus "im Vollbrand" vorgefunden. Ein Übergreifen auf angrenzende Zooteile wurde verhindert, am Affenhaus war laut Günther jedoch "nichts mehr zu retten". Eigentlich sei davon auszugehen gewesen, dass kein Tier das Feuer überleben könne, sagte der Einsatzleiter weiter. Nachdem sie jedoch Geräusche aus dem Gebäude hörten, seien Feuerwehrleute gemeinsam mit Zoomitarbeitern hinein gegangen.
"Es grenzt an ein Wunder: Zwei Schimpansen haben diesen Feuermoloch überlebt", sagte Zoodirektor Dreßen. Dabei handele es sich um das ältere Weibchen Bally und das junge Männchen Limbo. Beide hätten lediglich leichte Brandverletzungen erlitten und seien in einem bislang ungenutzten Gehege im Gorillagarten untergebracht worden, der an das Affenhaus angrenzt.
Für Bally und Limbo bedeute der Vorfall "ein extremes Trauma", sagte Dreßen. Auch die im Gorillagarten lebenden Tiere seien "stark beeinträchtigt" worden. Derzeit verhielten sie sich aber unauffällig. Tödlich endete der Brand für mehr als 30 Tiere. Laut Dreßen kamen fünf Borneo-Orang-Utans, ein westafrikanischer Schimpanse und zwei Flachlandgorillas um.
Massa, der älteste Zuchtgorilla Europas, stirbt bei dem Brand
Außerdem seien mehrere kleinere Affen sowie Vögel in den Flammen verendet. Unter den toten Tieren ist auch der älteste Zuchtgorilla Europas, der 48 Jahre alte Massa.
Hoppmann rief die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Es seien vermutlich "etliche" Himmelslaternen von einer einzelnen Stelle aus gestartet worden. Wer dies beobachtet habe, solle die Polizei informieren.
Zum Sachschaden konnten Zoo und Behörden zunächst keine genauen Angaben machen. Er geht laut Dreßen in die Millionen. Der Zoo blieb am Mittwoch außerplanmäßig geschlossen. Er ist dem Direktor zufolge gegen Brandschäden versichert.