Schweinepest-Alarm an der Grenze: So gefährlich ist das Virus

Bielefeld. Große Sorge wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) an der deutschen Grenze: Das tödliche Virus wurde bei mittlerweile 20 Wildschweinen in Polen nachgewiesen. Mittlerweile hat sich auch die Bundesregierung eingeschaltet. "Wir nehmen die Situation sehr ernst", sagte eine Sprecherin. Für den Fall eines Ausbruchs gebe es bereits seit längerer Zeit Regelungen etwa zum Zugang zu betroffenen Gebieten. Der Erreger sei bei toten Wildschweinen in der Wojwodschaft Lebus nachgewiesen worden. Die Kadaver waren am Wochenende gefunden worden. Nachdem zuvor nur zwei Fälle bekannt wurden, hat sich somit die Zahl der an der Seuche verendeten Tiere in der polnischen Region auf 20 erhöht. Die EU-Kommission will sich einen Überblick über die Situation verschaffen. Ein Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) reise dafür nach Westpolen, berichtete das Bundesforschungsinstitut auf der Insel Riems bei Greifswald. "Bisher gilt Deutschland als ASP-frei", sagt Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdverbandes. Besonders Schweinemastbetriebe dürften wegen der vordringenden Krankheit besorgt sein. Immerhin droht ein hoher wirtschaftlicher Schaden, sollte das Virus auch in Deutschland nachgewiesen werden. "Dann droht ein Exportstopp für Schweinefleisch", sagt Reinwald. "Für Menschen ist die Krankheit aber ungefährlich", betont der Sprecher. Wahrscheinlich über verunreinigte Futtermittel wurde das Virus vor einigen Jahren nach Russland eingeschleppt, 2014 habe es die EU erreicht, so Reinwald. Hauptverbreiter der ASP sei jedoch keineswegs das Schwein selbst - sondern der Mensch. Das Virus überlebt im Schlamm von Radkästen bis zu 100 Tage, ebenso in Rohwurst oder geräucherter Ware wie Salami und Schinken. "Das zeigen auch die enormen Verbreitungssprünge", sagt Reinwald. Der nächstgelegene Fund zum aktuellen ASP-Ausbruch in Polen liegt 300 Kilometer entfernt. "So eine Distanz legt auch ein gesundes Wildschwein nicht zurück", sagt der Sprecher. Viele ASP-Fälle in Belgien Im Sommer 2018 wurde das Virus in Belgien festgestellt. "Seitdem wurde ASP bei 800 Tieren nachgewiesen, 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt", sagt Reinwald. "Keiner weiß, wie es dahin gekommen ist." Besonders gefährdet sind laut Reinwald Gebiete, in denen Schweinehaltung in großem Stil betrieben wird. "Vor allem der sogenannte Schweinegürtel", sagt der Sprecher mit Blick auf das Oldenburger Land in Niedersachsen, unweit zur Grenze in OWL. "Es wäre fatal, wenn es dort ausbricht. So könnte ein immenser wirtschaftlicher Schaden entstehen, mal ganz vom Tierleid abgesehen." Reinwald betont: "Die Früherkennung ist das A und O, um eine Verbreitung des Virus im Ernstfall zu verhindern! Deshalb herrscht höchste Alarmbereitschaft." Zur Bekämpfung der ASP können Gebiete hermetisch abgeriegelt werden. "Dann geht es mit drastischen Mitteln um die Seuchenbekämpfung", sagt Reinwald. An der Suche nach weiteren toten Wildschweine in dem Gelände in Polen seien mittlerweile auch Soldaten der polnischen Armee beteiligt, teilte der dortige Veterinärdienst mit. Bereits am Wochenende hätten Forstbetriebe damit begonnen, im Umkreis von fünf Kilometern um die erste Fundstelle einen Zaun zu ziehen. &bdquo;Das ist so ein Zaun, wie er verwendet wird, um Wildtiere vom Überqueren von Landstraßen abzuhalten", sagte Stanislaw Mysliwiec, Vorsitzender der Landwirtschaftskammer. Der Deutsche Jagdverband bittet nun schwerpunktmäßig Jäger, Förster und Landwirte, besonders auf verdächtige Wildschweinkadaver zu achten. Dies gilt vor allem für grenznahe Regionen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Wegen des hohen Verbreitungsrisikos der Krankheit sollten Menschen tot aufgefundene Tiere nicht anfassen und auf keinen Fall eigenhändig transportieren. Experten bergen im Ernstfall verdächtige Tierkadaver in speziellen, dichten Behältnissen. Die Tiere werden anschließend verbrannt. Worauf zu achten ist In Zusammenarbeit mit dem Friedlich-Loeffler-Institut hat der DJV deshalb das Tierfund-Kataster (www.tierfund-kataster.de) ausgebaut: Eingetragene Daten zu toten Wildschweinen werden automatisch an das zuständigen Veterinäramt weitergeleitet. So können Behörden im Ernstfall schnell Maßnahmen einleiten. Infizierte Tiere zeigen sehr schwere Symptome wie Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemprobleme. Männliche und weibliche Tiere jeden Alters sind gleichermaßen betroffen. Durchfall und Blutungen an Nase und Haut können ebenfalls auftreten. Erkrankte Tiere zeigen mitunter eine verringerte Fluchtbereitschaft. Jäger sollten beim Ausnehmen von Wildschweinen auf vergrößerte, "blutige" Lymphknoten achten, ebenso auf eine vergrößerte Milz sowie feine, punkt- oder flächenförmige Blutungen in den Organen, der Haut oder Unterhaut.

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