Wie der Kampf gegen kriminelle Clans gelingen soll

Bielefeld. Oliver Huth ist stellvertretender NRW-Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) und Experte für Clan-Kriminalität. Dabei vergleicht er den Kampf gegen die kriminellen Familien mit der Hydra, ein vielköpfiges schlangenähnliches Ungeheuer der griechischen Mythologie. Verliert die Hydra einen Kopf, wachsen zwei neue nach. Tatsächlich wirkt der Kampf gegen Clan-Kriminalität wie ein Fass ohne Boden und ist dabei eine der vielen aktuellen Aufgaben, wenn es um die innere Sicherheit geht. &bdquo;Wir haben das Problem zu spät angegangen. Die Politik hat verschlafen", sagt Huth. Um nun den Kampf gegen Clans zu festigen, fand eine Konferenz in Berlin statt. Und auch eine bundesweite Razzia gegen einen libanesische Clan und Schleuserband sorgte für Schlagzeilen. Unter den durchsuchten Objekten befindet sich auch ein Haus in Gütersloh. Dabei soll es sich jedoch um das Haus eines Opfers des Clans handeln. Im aktuellen Lagebild für Organisierte Kriminalität des Landeskriminalamtes heißt es, Angehörigen der Familien werden Straftaten wie Rauschgift- und Rohheitsdelikte, eine vermeintliche Besetzung des öffentlichen Raumes, häufig fehlender Respekt gegenüber Polizei und Rettungsdienst sowie ein aggressives Auftreten im Rahmen von sogenannten &bdquo;Tumultlagen" zugerechnet. &bdquo;Zudem sind negative Entwicklungen hin zu einer Parallelgesellschaft und -justiz feststellbar."Besonders im Ruhrgebiet seien die Clans aktiv. Prävention steht im Vordergrund Für Oliver Huth steht die Prävention als Lösung im Kampf gegen Clan-Kriminalität an oberster Stelle. &bdquo;Man muss genauer hinschauen. Dazu gehören auch Sozial- und Jugendämter oder Kommunen", betont er. Es müsse eine bessere Zusammenarbeit untereinander und mit der Polizei stattfinden. Er vergleicht: &bdquo;In verschiedenen Behörden existieren verschiedene Versionen über eine Familie." Daher müsse es beispielsweise Schulungen geben, die etwa bei der Früherkennung hilfreich seien. Ein weiteres Problem: &bdquo;Die Kriminalpolizei ist zu dünn besetzt", merkt Huth an. Es fehle an Personal, um das Problem in den Griff zu bekommen. Huth setzt sich für die Einrichtung von speziellen Strafkammern aus, die sich mit dem Thema Clans befassen. Allerdings soll die &bdquo;Strategie der 1.000 Nadelstiche", die NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vertritt, bereits Früchte tragen. Im Rahmen dieser Politik des maximalen Verfolgungsdrucks kommt es noch immer zu einer Vielzahl an Razzien in NRW, beispielsweise in Shishabars. Justiz beklagt Personalmangel Während der Konferenz in Berlin zum Thema Clan-Konferenz sagte die Polizeipräsidentin der Hauptstadt, Barbara Slowik, man spüre erste Erfolge. Aber: &bdquo;Wir dürfen nur jetzt, und das ist eine große Gefahr, den Druck nicht verlieren." Des weiteren wurde auch während der Konferenz ein Personalmangel in der Justiz beklagt. Außerdem solle es in Zukunft eine bessere Zusammenarbeit auf nationaler sowie internationaler Ebene geben. Ein weiterer Punkt, den Gäste der Konferenz beklagten, sind zum Teil fehlende Möglichkeiten der Überwachung, beispielsweise durch Abhörung. Das sei aber meist juristisch kaum möglich, obwohl laut dem Berliner Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra (Berlins oberstem Ermittler gegen organisierte Kriminalität) die Clan-Mitglieder ihre Vorhaben in Wohnungen, Autos oder Shishabars besprechen würden. Nötig seien auch die Videovernehmung von Zeugen und mehr Maßnahmen zum Zeugenschutz. Kamstra bekräftigte: &bdquo;Es ist Sache der Politik, uns geeignete Ermittlungsmethoden an die Hand zu geben. Damit tut sie sich zuweilen schwer." Allerdings erklärt Huth auch: &bdquo;Die Clans ziehen sich keineswegs zurück." Er prognostiziert, dass bald weitere Delikte im Rahmen der Clan-Kriminalität bekannt werden. Diese sollen demnach im Bereich der Geldwäsche liegen. So sieht's in OWL aus Das Landeskriminalamt veröffentlichte ein Lagebild zur Clan-Kriminalität. Darin sind Straftaten sortiert nach Kreisen aufgeführt. Demnach habe es 2018 in OWL 307 Straftaten im Bereich Clan-Kriminalität gegeben. Die meisten Straftaten habe es im Kreis Minden-Lübbecke gegeben (78), gefolgt von Bielefeld (76). Außerdem gab es 33 Straftaten in den Kreisen Gütersloh, 37 in Herford, 9 in Höxter, 47 in Lippe und 27 in Paderborn.

Meistgelesen