Chef des Integrationsrates Paderborn verteidigt Türkeieinsatz in Syrien

Paderborn/Bielefeld. Die Stimmung zwischen Türken und Kurden ist durch den Einmarsch der Türkei in Syrien derzeit auch in Deutschland sehr angespannt. Einer der Befürworter des Militäreinsatzes ist der Vorsitzende des Integrationsrats Paderborn, Recep Alpan. "Sie müssen verstehen, der Einsatz dient nicht der Besetzung, sondern der Befreiung von Terroristen", sagt er gegenüber der NW. "Natürlich will niemand, dass Menschen sterben. Aber es geht darum, die 800 Kilometer lange Grenze zwischen der Türkei und Syrien zu sichern, damit dort keine Terroristen durchkommen." Damit bezieht er sich auf die kurdischen Volksschutzeinheiten YPG, die dominierende Kraft im Norden und Osten Syriens. Ihnen werden Kontakte zur kurdischen Partei PKK vorgeworfen. Die PKK wird auch von der EU als Terrororganisation gewertet. "Es wundert viele Türken, warum es von den Deutschen nicht mehr Solidarität für den Einsatz gibt", sagt Alpan. Seine Meinung sei auch auf türkischer Seite in Deutschland weit verbreitet. Paderborns Bürgermeister Michael Dreier bezieht Stellung zur Aussage von Alpan: "Ich sage ganz deutlich auch als jahrzehntelanger Sportler, dass solch ein Thema in keinster Weise auf den Sportplatz gehört. Da habe ich eine ganz klare Meinung und ich distanziere mich deutlich von dem, was er gesagt hat. Der Integrationsbeauftragte spricht für 140 Nationen in unserer Stadt, da erwarte ich mehr Gefühl und Fingerspitzengefühl. Ich finde sein Verhalten nicht gut, wir werden mit ihm darüber sprechen müssen. Einen Rücktritt fordere ich aber ausdrücklich nicht." Vorsitzender des Bielefelder Integrationsrates sieht die Haltung problematisch Auch der Vorsitzende des Bielefelder Integrationsrates kritisiert die Äußerung. "So eine Haltung ist für einen Integrationsratsvorsitzenden problematisch", findet Mehmet Ali Ölmez. Die Meinung von Alpan begegnet Ölmez aber auch im Gespräch mit türkischen Mitbürgern. "Es ist zum Verrücktwerden, wie überzeugt viele von dem Einsatz sind. Denn meiner Meinung nach ist kein Krieg ein gerechter Krieg." Verantwortlich für diese starke Überzeugung seien vor allem die türkischen Medien, die auch in Deutschland viel konsumiert würden. Auf die beruft sich auch Alpan, sieht sie aber nicht als gleichgeschaltet. "Es gibt auch durchaus kritische Stimmen in den türkischen Medien. Bei dem Einsatz in Syrien sind sich aber alle in der Türkei einig", sagt er. Den deutschen Medien wirft er hingegen einseitige Berichterstattung vor. Auf kurdischer Seite wird dies sehr viel kritischer gesehen. "Wir warnen seit Jahren davor, dass über die gleichgeschalteten türkischen Medien Feindbilder auch in Deutschlands Wohnzimmer transportiert werden", sagt Cahit Basar, Generalsekretär der kurdischen Gemeinde Deutschland. "Diese Denkmuster werden dann einfach übernommen." Während so Kriegsbegeisterung geschaffen werde, überwiege auf kurdischer Seite aber die Angst um Angehörige. "Wir trauern über die Opfer und wir sind traurig und bestürzt, wie der letzte Zufluchtsort für Kurden zerstört wurde." Alpan nimmt erneut Stellung Update: In einer erneuten Stellungnahme bestätigt Alpan noch einmal seine Aussagen, will diese aber von seiner Position als Vorsitzender des Integrationsrates abgrenzen. "Die Aussagen zum Militäreinsatz spiegeln nur meine Meinung wieder, nicht die des Integrationsrates. Für den kann ich natürlich nicht sprechen." Seine eigene Meinung sei es auch, dass sich Fußballer auch positiv zu dem Syrieneinmarsch der Türkei äußern dürfen: "Wenn ein Spieler den Wolfsgruß zeigt oder sich für den Einsatz in Syrien stark macht, ist das reine Meinungsfreiheit. Ob man als Sportler politisch aktiv sein sollte, ist natürlich eine andere Frage. Aber dafür sollte ein Fußballspieler nicht gefeuert werden."

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