Düsseldorf (KNA). Die nordrhein-westfälische Opferschutzbeauftragte Elisabeth Auchter-Mainz fordert Einrichtungen für schutzbedürftige Männer. Immer häufiger würden Männer Opfer häuslicher Gewalt, erklärte sie vor Journalisten in Düsseldorf. Bisher fehle in NRW ein ausreichendes Hilfsangebot für von Gewalt betroffene Männer.
In Aachen habe der dortige Frauennotruf inzwischen den "Rückhalt M" als spezielle Anlaufstelle für Männer eingerichtet. Das Land fördert derzeit 62 Frauenhäuser. Im ersten Jahr ihrer Amtszeit hätten sich über 820 Hilfesuchende an sie gewandt, berichtete Auchter-Mainz. Mit 47 Prozent seien darunter auffallend viele Männer.
Beauftragte kommt nach Lügde
Im Zusammenhang mit dem Missbrauchsfall von Lügde veranstaltet die NRW-Opferschutzbeauftragte in dem Ort eine offene Sprechstunde. Am Nachmittag des 2. Mai und am Vormittag des 3. Mai seien dann auch Vertreter des kommunalen Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, des polizeilichen Opferschutzes sowie des Weißen Rings vor Ort, sagte die Opferschutzbeauftragte Elisabeth Auchter-Mainz in Düsseldorf.Auf dem Campingplatz in Lügde im Osten von Nordrhein-Westfalen sollen zwei Männer über Jahre hinweg viele Kinder missbraucht haben.
Auchter-Mainz sagte, der Fall beschäftige ihr Büro sehr. Jedes bislang bekannte Opfer sei angeschrieben worden. Sie nannte „45 Betroffene", darunter auch Geschwisterkinder. Die Opferschutzhilfe hat eine Lotsenfunktion für die Hilfsangebote für Opfer. Die ehemalige Generalstaatsanwältin sagte, für die offene Sprechstunde in Lügde stelle die Gemeinde einen Raum bereit.
Viele frühere Heimkinder unter den Hilfesuchenden
Unter den männlichen Hilfesuchenden gebe es auch viele frühere Heimkinder, die in den 50er und 60er Jahren Opfer gewalttätiger und sexueller Übergriffe geworden seien. Aus Angst oder Scham vergingen oft Jahrzehnte, bis sich Gewaltopfer an eine Beratungsstelle wendeten. Nicht selten seien die Betroffenen Analphabeten, die große Schwierigkeiten hätten, ohne Unterstützung ihr Leben zu meistern.
Auchter-Mainz kritisierte, dass die Verfahren der Opferentschädigung gegenwärtig "teils zu formalisiert und schwerfällig" seien. Sie verlangte ein landeseinheitliches Konzept zur anonymen Spurensicherung nach Gewalttaten. Dieses Verfahren müsse geschlechtsunabhängig Anwendung finden.
Justizminister schätzt Wächterrolle hoch ein
Zudem empfahl sie die Einrichtung von Sonderdezernaten für Strafverfahren wegen häuslicher Gewalt und zum Nachteil von Einsatzkräften sowie für Kriminalität gegen Senioren. Ältere Menschen erlitten häufig schwere gesundheitliche und finanzielle Schäden, wenn sie etwa auf falsche Handwerker hereinfielen oder Opfer eines Enkeltricks würden.
NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) erklärte, Auchter-Mainz falle die Rolle als "kritische Wächterin der Opferrechte" zu. Als unabhängige Stimme könne sie dem Anliegen von Opfern in der nordrhein-westfälischen Gesellschaft großes Gewicht verleihen und der Politik "kluge Impulse" geben.