Bielefeld Die Campus-Buchhandlung in Bielefeld schließt nach 40 Jahren

Bielefeld. Die goldenen Zeiten sind schon lange vorbei. &bdquo;Wir hätten schon viel eher Schluss machen müssen", sagt Marcus Luce nüchtern. Nach über 40 Jahren schließt er Ende Februar die gleichnamige Buchhandlung in der Universität Bielefeld, die er nach dem frühen Tod seines Vaters 1989 übernommen hat. Die Entscheidung fiel dem 51-Jährigen nicht leicht, &bdquo;aber es war finanziell einfach nicht mehr machbar", sagt Luce. Bereits vor 51 Jahren hat sein Vater Benedict die Buchhandlung Luce gegründet. &bdquo;Zuerst war er am Klosterplatz, dann kam mit den Bau der Universität das Angebot einzuziehen", berichtet Luce. Als Kind habe er häufig nach der Schule vorbeigeschaut. &bdquo;Wir durften im Bad der Uni schwimmen", erinnert er sich. &bdquo;Ich habe mir dann oft eine Mark bei meinem Vater geholt und davon in der Cafeteria Pommes und Kakao gekauft." Marcus Luce ist Mitte 20, als er 1989 nach dem plötzlichen Tod seines Vaters die Buchhandlung übernimmt. Nach dem Hauptschulabschluss, Zivildienst, Ausbildungen zum Rettungssanitäter und Verkäufer meldet sich Luce, wie einige seiner Freunde, am Oberstufenkolleg an und macht sein Abitur. Mutter Brigitte (74) hilft noch heute in der Buchhaltung aus. Zu Spitzenzeiten beschäftigt Luce 22 Angestellte Die Campus-Buchhandlung läuft über viele Jahre sehr erfolgreich, zu Spitzenzeiten beschäftigt Luce 22 Angestellte. Zu Semesterbeginn verhängt Luce sogar Urlaubssperre, weil so viel zu tun ist. &bdquo;Die Universitätsbücherei war lange Jahre unser größter Kunde und eine sichere Einnahmequelle", sagt Luce. Sie greife aber seit einigen Jahren immer mehr auf digitale Medien zurück. &bdquo;Früher wurden zu jedem Semester neue Bestimmungsbücher für Biologie bestellt, so etwas wird seit Jahren nicht mehr gekauft." Vieles bestelle die Bücherei heute direkt bei den Verlagen. Zudem sind in den guten Jahren rund 500 Professoren und Studenten als Stammkunden auf Karteikarten erfasst. Sie kaufen regelmäßig und auf Rechnung. &bdquo;Viele kannte man gut", sagt Luce. Heute ist das anders. Onlinehändler, E-Books und sich verändernde Studiengänge sind laut Luce die Hauptgründe für die gesunkene Nachfrage. Heute gehe es vielen Studenten um einen schnellen Abschluss, weniger um das Fach und die Inhalte selbst. &bdquo;Damals galten Bücher als Statussymbol, man hat sich einiges an Sekundärliteratur ins Regal gestellt", sagt Luce. Die Studenten haben sich stark verändert. &bdquo;Früher haben alle ganz unterschiedlich ausgesehen, man konnte genau erkennen, wer was studiert." Heute seien sich die Studenten sehr ähnlich. Auch das Freizeitverhalten habe sich verändert: &bdquo;Heute dominiert das Smartphone den Alltag, ein Buch wird nicht mehr so geschätzt", sagt Luce. Eine neue Anstellung haben die Mitarbeiter noch nicht gefunden Biologie, Jura, Wirtschaft, Psychologie: In den hohen Regalen auf der rechten Seite des 200 Quadratmeter großen Verkaufsraums ist Fachliteratur für alle Studienrichtungen in der Buchhandlung Luce zu finden. Aber auch Belletristik, Kinderbücher, Reiseführer, Spiele und Postkarten – eben das komplette Sortiment einer gut sortierten Buchhandlung. 2002 habe er im Zuge der Neugestaltung der Unihalle noch mal 200.000 Euro aus seinem Privatvermögen in die Modernisierung des Geschäfts gesteckt. Aber der Verkauf habe kontinuierlich nachgelassen. Die vergangenen fünf Jahre sind laut Luce besonders schwer gewesen. Um die Verluste auszugleichen und sich ein zusätzliches Standbein aufzubauen, hat Luce vor 25 Monaten noch einen Postschalter in der Buchhandlung eingerichtet: &bdquo;Das war sehr arbeitsintensiv, hat aber leider auch nicht geholfen." Für seine vier langjährigen Mitarbeiter, alle ausgebildete Buchhändler, ist das Aus bitter, die Zukunft ungewiss. &bdquo;Wir sammeln Absagen", sagt Rainer Krömke (58).Auch wie es für Luce selbst weitergeht, weiß er noch nicht. Über seine Zukunft habe er sich auch noch keine Gedanken machen können. &bdquo;Ich bin froh, wenn ich das hier alles ordentlich runtergefahren habe", sagt Luce, denn die vergangenen Wochen seien sehr turbulent gewesen.