Andrea Milz: Mit Zumba in die Staatskanzlei

Duisburg. Andrea Milz tippelt stoisch im Takt, als die Bässe so laut aus den Boxen scheppern, dass die Spiegelfront zittert . Vor ihr hüpft eine kleine Gruppe gut gelaunter Menschen, die versucht, irgendwie Schritt zu halten bei der kniffligen Choreografie. Zumba ist der erste Tagesordnungspunkt in der Sportschule Wedau und Übungsleiterin Milz, pinkes Stirnband, pinkes Top, knallbunte Hose, wirkt recht zufrieden mit der Trainingseinheit in der lichten Tanzhalle. Um sie herum kreist eine Kamerafrau. Der Landessportbund hat zu einem Videodreh eingeladen für seine Kampagne "Das habe ich beim Sport gelernt". Milz ist seit kurzem Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt. "Bislang gibt es die Position nirgendwo, außer in NRW", sagt sie stolz, als sie sich nach den Aufnahmen die Schweißperlen abtupft. "Ich hab echt einen tollen Job." Sie soll "Farbe in die Landesregierung bringen" Die schwarz-gelbe NRW-Regierung hat den Sport zur Chefsache gemacht, ihn nun direkt in der Staatskanzlei angesiedelt. Milz werde "Farbe in die Landesregierung bringen", versprach Ministerpräsident Armin Laschet lächelnd, als er sein Kabinett vorstellte. Mit ihrem Faible für ausgefallenen Haarschmuck und ihren farbenfrohen, oft selbst gestrickten Pullovern sticht die CDU-Politikerin heraus aus dem Pulk der Anzugträger. Als 17-Jährige entdeckte Milz ihren Hang zur Politik. Die größte Schnittmenge sah sie bei der CDU, die FDP sei ihr "zu Upper Class" gewesen, SPD und Grüne "zu ideologisch". Politische Vorbilder hat sie bald gefunden: Heiner Geißler lasse sich genauso wenig ablenken wie sie, sagt Milz, "auch wenn es manchmal zu seinem Nachteil ist". Einiges beim Sport gelernt Wer so selbstbewusst auftritt, verschafft sich Anerkennung über die eigene Partei hinaus. "Persönlich schätze ich sie sehr", sagt Josefine Paul von den Grünen im Landtag. Sie habe Milz "immer als zugängliche Kollegin erlebt". Als Staatssekretärin werde sie freilich zeigen müssen, ob die neue Verortung des Sports wirklich zu einer Aufwertung führt. Tatsächlich hat Milz einiges beim Sport gelernt. "Voranzugehen und Verantwortung zu tragen", sagt die 54-jährige Rheinländerin, auch einmal Niederlagen zu verarbeiten. Zudem habe sie sich eine gewisse Hartnäckigkeit angeeignet, was ja ganz hilfreich sein kann im Politikbetrieb, zumal im männerlastigen schwarz-gelben Kabinett. Goldminen in Peru, orientalische Tänze in Ägypten Bis zu ihrem Amtsantritt hat Heavy-Metal-Fan Milz beim TV Eiche Bad Honnef Trainingsstunden gegeben, neben Zumba bot sie Fahrradkurse an und Kraftsportübungen – Hot Iron, ihre Lieblingsdisziplin. "Es sind Tränen geflossen, als uns Andrea verlassen hat", sagt die Leiterin der Fitnesssparte, Gaby Hoffmann. So groß der Verlust für den TV Eiche, so richtig sei es gewesen, Milz ins Kabinett zu holen: "Sie weiß, wie es in unseren Turnhallen aussieht." Wie es scheint, ist genau das Milz’ größtes Pfund: Sie ist glaubhaft in dem, was sie tut. Und sie ist weit gereist, stieg in Peru in Goldminen, lernte orientalische Tänze in Ägypten. Als Staatssekretärin hat sich Milz nun vorgenommen, "mir in jeder Region, jeder Stadt in NRW einen Tag vier, fünf Sportprojekte anzugucken". Dabei soll sie die geplante Olympiabewerbung 2032 an Rhein und Ruhr vorantreiben. "Wir haben landesweit viele große Sportstätten, es gibt schon eine richtige Infrastruktur." Milz setzt auf die Begeisterung der Bürger, "bei uns lebt man den Sport". Dabei komme sie selbst eigentlich aus einer "völlig unsportlichen Familie", sagt Milz. In der Schule hat sie Schach gespielt. Da habe sie sich wohl gefühlt. Sie fuhr regelmäßig zu Meisterschaften, bis sie 2000 ihr Landtagsmandat angenommen hat. "Der Kampf von zwei Geistern ist schon spannend", sagt sie. "Strategien entwickeln, jemanden matt setzen, vom Ende her zu denken – in der Politik mache ich ja nix anderes."

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