Bielefeld

Interview mit Bielefelder Oberbürgermeister Clausen zur Ehe für alle

Kirchliche Hochzeit: Pit Clausen und Thomas Sopp. | © Barbara Franke

01.07.2017 | 01.07.2017, 19:16

Herr Oberbürgermeister Clausen, der Bundestag hat der Ehe für alle zugestimmt. Eine gute Entscheidung?
Pit Clausen:
Ich freue mich über das Ergebnis. Das finde ich richtig gut. Denn Ehe ist für mich die Liebe eines Menschen zu einem anderen Menschen und zugleich der Wille, für diesen Menschen Verantwortung zu übernehmen.

Plötzlich konnte es den Politikern nicht schnell genug gehen. War die Abstimmung überstürzt?
Clausen:
Meines Wissens gab es über 30 Versuche, die Ehe für alle einzuführen. Insofern kann man nicht wirklich sagen, dass das eine schnelle Entscheidung war. Letztlich zählt für mich aber nur, dass der Bundestag nun zu dieser Entscheidung gekommen ist.

Wie beurteilen Sie die Rolle von Bundeskanzlerin Angela Merkel? War ihre Kehrtwende bei dem Thema im Nachhinein ein Eigentor?
Clausen:
Mir ist nicht wichtig, ob es politisch dadurch Verlierer oder Gewinner gibt. Entscheidend ist doch, dass eine gesellschaftspolitische Antwort gefunden wurde.

Gab es in Bielefeld bereits Anfragen homosexueller Paare beim Standesamt?
Clausen
: Das ist mir bislang nicht bekannt. Aber es wird sicher einige Menschen geben, die nun darüber nachdenken werden. Ich kann diese Überlegung sehr gut nachvollziehen.

Sie leben selber in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. Wird sich für Sie etwas ändern?
Clausen
: Bevor ich das in der Öffentlichkeit bekannt gebe, sollte ich vielleicht erst einmal meinen Partner fragen (lacht). Das Thema hat mich aber schon jahrelang begleitet. Gefühlsmäßig sind mein Mann und ich schon längst verheiratet.

Inwiefern?
Clausen: Wir haben am 21. Dezember 2011 im afrikanischen Kapstadt geheiratet und auf der Urkunde stand auch tatsächlich das Wort „marriage" (zu Deutsch: Hochzeit, Anm. der Redaktion). Das durfte man sich dort aussuchen. Ich kann die Menschen, die nun vor der Überlegung stehen, also gut verstehen.