Satiriker Martin Sonneborn kontert Broks Angriff

Düsseldorf. Als Abgeordneter im EU-Parlament hat sich Martin Sonneborn schon über so manches gewundert. Der UKIP-Politiker Nigel Farage habe ihn etwa mal umgarnt, weil er Verstärkung für seine Fraktion suchte. &bdquo;Ich hatte schon angekündigt, dass ich für jeden zu haben sei: für eine Million, netto", sagt Sonneborn, Chef der Satirepartei &bdquo;Die Partei". Farage habe abgewunken, wurde dafür mit Beatrix von Storch (AfD) einig – &bdquo;die war billiger". Neben den Rechtsauslegern ärgert Sonneborn gerne und oft die Großkopferten des Brüsseler Betriebs, die &bdquo;alten weißen Männer, die die unsoziale EU-Politik verantworten", wie er im Gespräch mit nw.de sagt. Haushaltskommissar Günther Oettinger oder dem Abgeordneten Elmar Brok geht der &bdquo;Politikclown Sonneborn" schwer auf die Nerven. Der ehemalige Chefredakteur des Satiremagazins &bdquo;Titanic" hat beide einige Male auf die Schippe genommen. Es begann mit einem Foto im Internet, das Brok auf einem Podium zeigt – scheinbar eingenickt. Über 180.000 Menschen haben bei der Europawahl 2014 die &bdquo;Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (PARTEI)" angekreuzt. Die &bdquo;Spaßguerilla", wie sie häufig genannt wird, zog ins EU-Parlament – mit Forderungen nach einer &bdquo;Faulenquote" und &bdquo;Artenschutz für die Grünen". Dass der Präsident der Vereinigten Staaten ihre &bdquo;Absicht, eine Mauer zu bauen" bald teilen sollte, konnte man da noch nicht ahnen. &bdquo;Vor laufender Kamera angepfiffen" In Brüssel gilt Sonneborn, der gerade seinen Vater als Bundespräsidenten vorgeschlagen hat, als Außenseiter. Einige nehmen ihm seinen Quatsch übel. Elmar Brok, dienstältester Abgeordneter im EU-Parlament, hat ihm gezeigt, was passiert, wenn man sich mit Elmar Brok anlegt. Er habe Sonneborn &bdquo;vor laufender Kamera angepfiffen", sagt der CDU-Politiker aus Bielefeld, weshalb der Satiriker nun &bdquo;sauer" auf ihn sei. &bdquo;Seitdem verfolgt er mich mit Rache." Daran sehe man, &bdquo;wie kleinkariert der ist". Sonneborn erinnert sich daran; er habe der ARD ein Interview gegeben, als Brok vorbeiging und geschimpft habe: Sonneborn sei &bdquo;faul, faul, faul, frech. Und faul!" &bdquo;Rache ist ein sehr großes Wort für einen so kleinen Mann", lästert Sonneborn. Brok leide &bdquo;unter seinem Bedeutungsverlust" – sei er doch gerade &bdquo;zum Verzicht auf den Vorsitz des Außen-Ausschusses gedrängt" worden. Die Tätigkeit der &bdquo;Partei" halte Brok für &bdquo;Majestätsbeleidigung". Da sei er seinem Freund Helmut Kohl recht ähnlich. &bdquo;Das System wird es überleben, dass ich jetzt hier bin", sagt Sonneborn. &bdquo;Wir nennen das Demokratie." Mit seiner Kritik an Brok meint er es durchaus ernst. Angesichts der Ukraine-Politik der EU erhebt Sonneborn schwere Vorwürfe. Brok, die &bdquo;konzentrierte CDU", habe eine &bdquo;geschichtsvergessene, wirtschaftsorientierte, kurzsichtige und skrupellose Position" mitgetragen, sagt er – und schiebt dann doch einen Witz hinterher: &bdquo;Nicht umsonst" habe seine Partei die Forderung ins Programm aufgenommen, &bdquo;vor osteuropapolitischen Entscheidungen einen Über-75-Jährigen zu befragen". &bdquo;Schon das Mandat gehört zur Show" Mit Satire von außen könne er gut leben, versichert Brok. Sonneborn allerdings, und das geht aus der Sicht des CDU-Abgeordneten eben nicht, greife ihn &bdquo;von innen" an, aus dem Parlament heraus. &bdquo;Schon das Mandat gehört zur Show", sagt Medienberater Jo Groebel, der Broks Wut verstehen kann. Mit &bdquo;Flapsigkeit" hätten Sonneborns Angriffe kaum etwas zu tun. Eher gingen sie &bdquo;in die Nähe der üblen Nachrede". Die beste Reaktion wäre gewesen, &bdquo;einfach nicht zu reagieren". Der Zug ist längst abgefahren.

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