Halle/Bielefeld (uhle). Im Streit um den Neubau eines Gerry-Weber-Outlet-Centers in Halle (Kreis Gütersloh) hat Gerhard Weber noch einmal nachgelegt.
Der Vorstandschef der Gerry Weber AG machte kein Hehl daraus, dass ihn die Kritik an der Verlegung des Outlet-Centers von Steinhagen-Brockhagen ins Haller Gewerbegebiet Ravenna-Park zutiefst verärgert hat: "Das ist ein Affront gegen das Unternehmen und gegen mich persönlich."
Der Unternehmer stellte nebenbei aber fest, dass sein persönliches Engagement für den Fußball-Zweitligaaufsteiger Arminia Bielefeld durch die Klagedrohung der Stadt Bielefeld nicht in Frage gestellt ist: "Ich habe ein Herz für den Sport in ganz OWL und werde Arminia weiter unterstützen wie bisher."
Weber und seine Berater bleiben gelassen
Zusammen mit Fachanwalt Hermann Gördes (Sozietät Streitbörger Speckmann) und Architekt Klaus-Peter Spannhoff widersprach der Modemacher den vonseiten des Bielefelder Rates geäußerten Bedenken. Die Ankündigung, die Stadt Bielefeld werde bei der Bezirksregierung intervenieren und möglicherweise den Klageweg beschreiten, lässt Weber und seine Berater kalt: "Sollte es zum Gerichtsverfahren kommen, hat die Stadt keine Chance." Eine Eins-zu-eins-Verlegung des Outlets mit einer Verkaufsfläche von 4.500 Quadratmetern von Brockhagen nach Halle sei rechtlich uneingeschränkt möglich.Gördes glaubt, das Vorhaben werde auch durch das für August geplante neue Landesgesetz, mit dem großflächiger Einzelhandel in Gewerbegebieten verboten werden soll, nicht tangiert. Die Befürchtung, die Verlegung des Outlets um 6,5 Kilometer hätte massive Auswirkungen auf den Bielefelder Einzelhandel, teilt Weber ebenfalls nicht. Er verwies darauf, dass die AG im Umkreis von 50 Kilometern 31 Modegeschäfte unterhalte.
Nur drei Prozent der Kunden, die in Outlets einkaufen, fragten auch aktuelle Mode im Handel nach. Weber: "Dass wir unseren eigenen Geschäften keine Konkurrenz machen, ist doch einleuchtend - oder?"
Nach Ansicht des Handelsverbands OWL aber wäre das geplante neue Outlet kaum vereinbar mit dem Willen des Gesetzgebers. "Bereits in Brockhagen handelt es sich nicht um einen Werksverkauf, sondern praktisch um großflächigen Einzelhandel", sagt Jörg Beyer. Entscheidend dafür sei, dass Gerry Weber in seinem Outlet auch Fremdwaren von s.Oliver oder Benvenuto verkaufe. Solch ein Geschäft sei außerhalb eines zentralen städtischen Versorgungsbereichs nicht genehmigungsfähig. In Brockhagen genieße Gerry Weber zwar Bestandsschutz, so Beyer - doch der wäre beim Umzug nach Halle verwirkt.
Das Gerry-Weber-Outlet ist keineswegs das einzige in OWL. Werks- und Lagerverkäufe bieten vor allem Bekleidungshersteller wie Ahlers, Brax, Bugatti, Seidensticker oder Windsor an. Die Grenzen zu "Factory-Outlets" oder Standorten für Mitarbeitereinkauf sind fließend.