Kritik an der Datenbremse

Ärger über Telekom-Pläne / Expertenrat: Mit WLAN ins Netz

25.04.2013 | 25.04.2013, 00:00
Kritik an der Datenbremse - © Wirtschaft
Kritik an der Datenbremse | © Wirtschaft

Berlin (fr/dpa). Die Ankündigung der Telekom, im Festnetz die Internet-Geschwindigkeit ab einer bestimmten Datenmenge zu drosseln, sorgt für Protest. "Wir wollen prüfen lassen, ob dies rechtmäßig ist und wie weit gedrosselt werden kann", kündigte die Verbraucherzentrale NRW gegenüber dieser Zeitung an.

Die Verbraucherzentrale betonte, alte Call- und Surf-Verträge seien nicht betroffen. Ältere VSDL-Verträge enthielten dagegen bereits eine Vorbehaltsklausel. Der Verein Digitale Gesellschaft kritisierte, eine solche Drosselung mache "die Verbindung unter heutigen Ansprüchen nicht mehr nutzbar". Die Geschwindigkeit werde damit auf ein Niveau der 90er Jahre reduziert. Dies sei die "Abschaffung der Flatrate".

Die Telekom gilt dabei als Vorreiter. Vodafone hat nach eigenen Angaben derzeit keine Pläne, die DSL-Geschwindigkeit zu drosseln. Kabel Deutschland lässt sich immerhin diese Möglichkeit offen und hat in seinem Kleingedruckten eine Volumenklausel. "Lädt ein Kunde an einem Kalendertag ein Gesamtdatenvolumen von mehr als 10 GB herunter, ist Kabel Deutschland berechtigt, die ihm zur Verfügung stehende Übertragungsgeschwindigkeit ausschließlich für Filesharing-Anwendungen bis zum Ablauf desselben Tages auf 100 Kbit/s zu begrenzen", steht in den Geschäftsbedingungen.

Allerdings sind Anwendungen wie Internetsurfen, Video-Streaming oder Video-on-Demand-Angebote davon ausdrücklich ausgenommen.

Die Telekom hatte angekündigt, dass für Neukunden vom 2. Mai an Obergrenzen für den monatlichen Datenverkehr bei Festnetz-Flatrates gelten werden. Die Obergrenzen werden künftig je nach Anschluss-Tempo gestaffelt. In Tarifen mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Megabit pro Sekunde sind bis zu 75 Gigabyte Datenverkehr inbegriffen. Bei schnelleren Anschlüssen von bis zu 50 MBit/Sekunde liegt die Obergrenze bei 200 Gigabyte. Für 100 und 200 MBit/Sekunde sind es jeweils 300 und 400 GB. Ist das Volumen ausgeschöpft, kann der Datenfluss wie bei Mobilfunk-Verträgen auf ein Schneckentempo von 384 Kilobit pro Sekunde gedrosselt werden. Wer mit hohem Tempo weitersurfen will, soll zusätzliches Datenvolumen kaufen. Die Tempo-Bremse solle nach derzeitigen Planungen aber erst 2016 greifen, so die Telekom.

Verbraucher können bisher ohne Sorgen Filmdienste aus dem Netz nutzen. - © FOTO: GMS
Verbraucher können bisher ohne Sorgen Filmdienste aus dem Netz nutzen. | © FOTO: GMS

Die Verbraucherzentrale rät, notfalls den Anbieter zu wechseln. Wer nur im Netz surfe und E-Mails verschicke, werde das Limit nicht überschreiten. Auch das Herunterladen eines Wochenmagazins benötige nur Megabytes. Wer aber Filme in HD-Qualität im Internet sehe, Youtube-Videos in HD-Qualität hochlade oder Musik live im Internet höre, brauche dagegen sehr viele Bytes. Ein "Tatort" in HD fresse im Internet rund 7 Gigabyte. Laut Telekom entsteht bei einem Kunden im Schnitt ein Datenvolumen von 15 bis 20 Gigabyte im Monat. Die niedrigste Obergrenze sei neben dem Surfen im Netz und dem Bearbeiten von Mails "beispielsweise ausreichend für zehn Filme in normaler Auflösung plus drei HD-Filme, plus 60 Stunden Internetradio, plus 400 Fotos und 16 Stunden Online-Gaming". Davon ausnehmen will der Konzern den hauseigenen Fernsehdienst Entertain.