Rheda-Wiedenbrück. Nachdem 20 Beamte von Steuerfahndung, Staatsanwaltschaft und Polizei einen ganzen Tag lang Büros beim Fleischereiunternehmen Tönnies in Rheda-Wiedenbrück durchsucht haben, wird klar: Zu den Beschuldigten zählen neben Unternehmer Clemens Tönnies – der sich laut Geburtsurkunde eigentlich mit "K" schreibt, selbst aber das "C" im Vornamen verwendet – bis zu sechs weitere Personen. Ihnen wird mögliche Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen. Dies sagte der Bielefelder Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann.
Bereits seit Anfang 2011 ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen den Privatmann Tönnies wegen möglicher Steuerhinterziehung. Die steuerrechtlichen Fragen gehen teils bis ins Jahr 2004 zurück. Dabei gehe es nicht um einen Millionenbetrag, wie Pollmann vage sagte. Laut seinen Angaben wurden bei der Aktion auch weitere Orte durchsucht. Ob das Wohnhaus des Unternehmenschefs ebenfalls dazu gehörte, ließ er offen. "Da hätte keiner aufgemacht. Herr Tönnies macht Urlaub im Ausland", sagte sein Sprecher Markus Eicher.

Die Ermittlungen richten sich auch auf den Besitz in Ribnitz-Damgarten (Mecklenburg-Vorpommern), wo Tönnies, der die Morgenpirsch liebt, ein 1.000 Hektar großes Jagdrevier und laut Eicher auch eine Handelsfirma hat, hinter der Fahnder eine Briefkastenfirma vermuteten. Das Revier mit Dam-, Reh- und Schwarzwild hatte sich Tönnies mit seinem 1994 verstorbenen Bruder Bernd geteilt. "Ich fahre mindestens 10 Mal im Jahr ins Revier. Mein Berufsjäger bereitet meine Besuche jedes Mal beispielhaft vor", sagte Tönnies 2011 der Deutschen Jagdzeitung.
Am Konzernsitz in Rheda wurden laut Pollmann zudem Akten des Vereins "Aktion Kinderträume" wegen Unregelmäßigkeiten überprüft. Der Verein, der von Clemens Tönnies gegründet wurde, hat seinen Sitz im Verwaltungsbebäude. Pollmann: "Die Vorwürfe richten sich nicht gegen Verantwortliche und die Schirmherrin des Vereins", der schwerkranke Kinder und deren Eltern unterstützt. Schirmherrin ist Margit Tönnies, Ehefrau des Unternehmers. "Der Verein ist nur ein Nebenkriegsschauplatz", betonte Pollmann.
Auch Tönnies Neffe Robert, der mit seinem Onkel im Clinch liegt und seinen Fünf-Prozent-Anteil zurückfordert, werde nicht beschuldigt. "Er hat seinen Onkel Clemens nicht angeschwärzt." Allerdings könnte Robert zu den Geschädigten gehören. Laut Eicher waren einige Tönnies-Angestellte in die Vereinsarbeit eingebunden. Er verhieß: "Wir werden die alten Vorwürfe sachlich abarbeiten."