RHEDA-WIEDENBRÜCK

Familienstreit bei Tönnies lähmt Schlachtkonzern

Machtkampf im Unternehmen belastet Mitarbeiter

12.09.2012 | 12.09.2012, 17:16

Man müsse Clemens Tönnies nicht mögen, heißt es in Rheda, denn der Mann betreibe seine Geschäfte mit aller Härte, die die Branche ihm abverlange. Durch ihn sei die Großschlachterei aber zu einem international agierenden Konzern aufgestiegen, und er habe für dieses kometenhafte Wachstum auch die Prügel bezogen: Vier Jahre lang, von 2007 bis 2011, habe sich Clemens Tönnies gegen 24 Vorwürfe einer anonymen Anzeige wehren müssen.

Mehr als 300 Ermittler des Landeskriminalamts hätten in Rheda und anderen Standorten das Unternehmen auf den Kopf gestellt. "Damals ging es um die Existenz." Wäre einer der Tönnies-Leute verurteilt worden, hätten sich große Discounter sofort zurückgezogen, berichtet ein Mitglied des damaligen Tönnies-Krisenstabs, der sich wöchentlich, meisten sonntags, in Rheda getroffen habe. Robert Tönnies sei er in diesen Jahren nie begegnet. "Ich kenne den Mann nicht", sagte ein Berater. Andere Mitarbeiter berichten, dass Robert Tönnies nach Zustellung der Anklage das Unternehmen mit den Worten "Ich habe damit nichts zu tun" verlassen habe.

Vieles deutet darauf hin, dass der mächtige Aufsichtsratschef des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 vor Gericht in den Ring mit seinem Neffen steigen muss – eine Vision, die im Unternehmen die schlimmsten Befürchtungen nährt. Wenn das passiere, könne dies die Spaltung des Konzerns bedeuten, glauben einige der "Top 40".